Das Malefiz-Haus in Bamberg
Ein Haus, vorsätzlich errichtet, um in noch größerem Stil zu foltern, zu quälen, zu verbrennen.

Nein, es geht nicht um eine vermeintlich “bessere” Schule oder ein Internat der Kath. Kirche oder eine Besserungseinrichtung der Fünfziger, der Sechziger oder Siebziger des letzten Jahrhunderts. Nein: Bamberg, 1623-1635.

Bamberg, eines der Zentren der Gegenreformation, war schon vor 1623 ein Hort grausamster Hexenverfolgung: über 300 Menschen, zumeist Frauen, wurden der Hexerei bezichtigt, "peinlich" befragt, gefoltert und wieder gefoltert, wenn sie nicht endlich die unsinnigsten zu hören gewünschten Verbrechen gestanden – und dann, bis auf wenige Ausnahmen hingerichtet, zumeist bei lebendigem Leibe verbrannt.

Das genügte dem herrschenden allerkatholischsten Fürst-Erzbischof Johannes Georg II. Fuchs von Dornheim noch nicht, er wollte mehr Opfer. So wurde auf sein Geheiß das Malefiz-Haus errichtet, mitten in Bamberg, mit dem einzigen Ziel, jetzt noch gezielter und mit mehr "Effizienz" (würde man heute sagen) Unschuldige im Namen des barmherzigen Gottes vom Schmutz und der Sünde ihres Lebens zu befreien. Das Denunziantentum – wie der Neid – kannte keine Grenzen, selbst alte Rechnungen konnten erfolgreiche "beglichen" werden, so mußte der hochgeachtete Bürgermeister von Bamberg, Julius Junius, "daran glauben", weil er zuvor das geforderte Geld für noch mehr Hexenverbrennungen geschickt verweigert hatte. Aber auch Ratsherren wurden Opfer, ebenso ihre Frauen und Töchter, wohlbestallte Bauern und Handwerker – vor allem aber immer wieder Frauen. Selbst dem fernen Kaiser  wurde das wohl manchmal unheimlich, wie in Bamberg gebrannt wurde. Bevorzugt wurden Menschen, bei denen etwas zu holen war: die Opfer, bzw. ihre Familien, mußten die Prozeßkosten tragen.

Errichtet wurde ein Haus nur für den genannten Zweck: viele Zellen, Folterkammern, Räume für die Schreiber wie für die Herren, vermutlich eine Galerie fürs bessere Zuschauen, selbstverständlich eine kleine Kapelle: das Seelenheil, darauf kam es ja an, durfte nicht leiden.

Alles wurde fein säuberlich dokumentiert, zahlreiche Akten sind noch vorhanden, viele vollständig und auswertbar, andere sind nur bruchstückhaft erhalten oder mit verschlüsselten Daten. 645 Vorgänge sind überliefert. Eisernste Regel: wer unter der Folter "gestanden" hatte, war "schuldig", war verloren – da half auch kein päpstlicher Dispens mehr. So grausam kann "Recht" sein: es ist eben immer das Recht der Herrschenden, der Mächtigen, es spielt ihre Interessenlage, ihren Machtwillen, aber eben auch den geistigen Horizont wider. Klar, der religiöse Aberglauben war weit verbreitet - ein nützliches Herrschaftsinstrument. Giordano Bruno war schon im Jahre 1600 von der hl. Kath. Inquisition verbrannt worden - kein Gott hat ihm oder den Hunderttausenden anderen Opfern geholfen, nicht mal ihr Leiden abgekürzt.

Historisch Interessierte haben sich nun daran gemacht, diese schreckliche Vergangenheit dem Vergessen zu entreißen. So entstand das Projekt Malefiz-Haus – der Toten zu gedenken, den Ermordeten die Ehre zurückzugeben. Eine Opferreferenz nennt stichwortartig das Schicksal vieler Menschen, sie werden für uns Heutige wieder zu realen Menschen aus Fleisch und Blut, liebend, leidend, ermordet. Und dann für lange Zeit vergessen. Doch wir Heutigen sollten den ungeheuren Mut dieser Menschen bewundern, die erst nach unvorstellbaren Qualen "gestanden", oft aber auch gar nicht.

Und alles mitten im Dreißigjährigen Krieg. Mitten in Deutschland. Hexenverfolgung – ein ganz schreckliches Kapitel der kath. Kirche – doch auch die Protestanten waren keinen Deut menschlicher, verständiger, klüger oder…. nachsichtiger mit ihren Opfern. Den Opfern von religiösem Wahn,  von Aberglauben, vom Glauben an Gott und Geister und Teufel: unvorstellbar. Auch Dr. Martinus Luther war ein eifriger Hexenverfolger.

Alles vorbei. Tatsächlich?

Besuchen Sie die Homepage dieses hervorragenden Projektes zeitgemäßer Aufklärung. Studieren Sie die maßstabsgetreue Rekonstruktion, besichtigen Sie virtuell das Objekt Malefiz-Haus, sein Äußeres, vor allem sein Inneres: alles steht vor unseren Augen wieder auf. Gehen Sie von Raum zu Raum, sehen Sie das Treppenhaus, die Folterkeller. Nutzen Sie auch die Gelegenheit, einen Schimmer davon zu kriegen, was den Menschen durch die grausamsten Foltern alles angetan worden ist. Lesen Sie über viele Opfer, über das Umfeld - hören oder lesen Sie auch den Abschiedsbrief des Bürgermeisters Junius: denunziert, gefoltert, verbrannt. (Die Tasten zum Weiterschalten in der virtuellen Rekonstruktion sind oben rechts bzw. links, etwas leicht zu übersehen.) Bitte beachten Sie das update am Fuße dieser Seite! Diese Information über das Malefiz-Haus ist wohl heute nicht mehr erwünscht... Dabei täte Aufklärung unendlich Not. (22.5.2016)

Das Vorwort Malefiz Haus - Opferreferenz

    Dieses Portal wurde geschaffen, um dem interessierten Publikum historische Tatsachen zugänglich zu machen, die, bis dato, "verschollen waren".

    Geschichte wird von vermeintlichen Siegern geschrieben.

    Unangenehme Geschehnisse werden auf diese Art von der Geschichtsschreibung gerne verdrängt und schlichtweg weggelassen.

    Nicht jede Tatsache verdient es, in das Gewissen gerufen zu werden. Einige jedoch verdienen es. Und der Mensch ist es sich schuldig.

    Wer davor die Augen verschließt, ist blind für die Gegenwart. Die hier aufgeführten Fakten und Personen sind Teil einer wahren Begebenheit.

    Von falschen Skrupeln uneingeschränkte Wißbegier und jahrelange, sorgfältige Recherche ergeben den Widerschein einer fast vergessenen Wahrheit, ohne sich zu ihrem Hüter erklären zu wollen.

    Täter und Opfer werden bei Ihrem Namen genannt.

    Ersteren zur Mahnung, Letzteren zum Gedenken.

Mehr Quellen für Ihr Studium:

Malefiz-Haus, Bamberg - Hexengefängnis des Fürst-Erzbischof Johannes Georg II. Fuchs von Dornheim, 1627-1635
http://www.malefiz-haus.de/

Virtuelle Rekonstruktion – Anfang:
http://www.malefiz-haus.de/d-mh/video-introo-de.html

Malefiz-Haus – Historische Außenansicht:
http://mdzx.bib-bvb.de/amira/images/original/09_x_09_110.JPG

Malefiz-Haus –Außenmauern:
http://www.malefiz-haus.de/d-mh/qtvr-torcam.html

Die SZ berichtet:
http://www.malefiz-haus.de/sz-artikel-2008.pdf

Bamberger Folter 1:
http://www.youtube.com/watch?v=8q3IKHOcPd4&feature=player_embedded

Bamberger Folter 2:
http://www.youtube.com/watch?v=yqsBQx3SfNA&feature=related

Auszug aus der Opferliste:
http://www.malefiz-haus.de/d-mh/26%20schicksale.html

Über das Malefiz-Haus – ein Blog:
http://malefiz.blogspot.com/

Bürgermeister Johannes Junius:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Junius

Kassiber Junius:
http://www.historicum.net/fileadmin/sxw/Themen/Hexenforschung/Themen_Texte/Unterricht/Bamberg_Kassiber_Uebertragung.pdf

Der "Drudner" Johannes Junius schreibt seinen letzten Brief:
http://www.bezirk-oberfranken.de/Mosaik/gesch_mosaik.htm

Protokoll des Verhörs J. Junius (mit Übersetzung in heutigem Deutsch):
http://www.historicum.net/fileadmin/sxw/Themen/Hexenforschung/Themen_Texte/Unterricht/Bamberg_Protokoll.pdf

Regionale Hexenverfolgung:
http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/thementexte/regionale-hexenverfolgung/

Doch Hexenverfolgungen gab es nicht nur dort in der Ferne, weit weg - nein, auch hier, in unserer Nähe:

Die Opfer der Hexenverfolgung in Idstein:
http://www.nassau-info.de/geschichte-hexenverfolgung.htm

Zwischen dem 3. Februar 1676 und dem 31. März 1677 wurden in Idstein 39 Personen hingerichtet, 31 Frauen und 8 Männer. Johannes, Graf zu Nassau, Saarbrücken und Saarweden, Herr zu Lahr, Wiesbaden und Idstein, hat auch gegen die Erkenntnis seiner richtenden Beamten verbrennen lassen.

Auch der Main-Taunus-Bereich blieb von diesem Hexenwahn nicht verschont - lesen Sie mehr auf dieser Homepage:

    Eine Frau aus Kriftel wird als Hexe angeklagt:
    Mehr...

    Hexenprozesse im Oberamt Höchst und Hofheim:
    Mehr...

Ein weiter gefaßter, auch zeitlicher, Überblick - Hexenverfolgung - Zeittafel:
http://www.hin.de/~sabrina/derhexenzirkel/hexenverfolgung.htm#Anchor-Zeittafel-3800
http://www.kreuzzug.de/hexenverfolgung/zeittafel-hexenverfolgung-5.php

Aus Focus:
http://www.focus.de/panorama/boulevard/brennpunkt-hexen_aid_205808.html

"Die Geschichte der Geschundenen
Hexen wurde unterstellt, im Dienste von Dämonen Menschen zu schädigen.

Ab dem 5. Jh. ist der Glaube an Wahrsagerei und Schadenszauber in ganz Europa weit verbreitet.

Etwa ab 1000 bekämpft die Kirche „Abweichler“ wie die Katharer (daraus abgeleitet das Wort „Ketzer“).

Um 1150 wird die Verbrennung zur üblichen Strafe für Ketzer.

1227 richtet Papst Gregor IX. Inquisitionsgerichte ein.

Zwischen 1320 und 1350 erste Massenverfolgung durch die Inquisition in Südfrankreich.

1484 befiehlt Papst Innozenz VIII. in der „Hexenbulle“ den Inquisitoren, Zauberei zu bestrafen.

1487 spitzen zwei Inquisitoren im so genannten „Hexenhammer“ den Begriff Zauberei aus der Papstbulle auf die Frauen zu.

1532 schafft „Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.“ die gesetzliche Grundlage zur massenhaften Durchführung von Hexenprozessen in Deutschland.

Ab 1562 beginnt in Südwestdeutschland eine Verfolgungswelle.

1626 läuft in den fränkischen Hochstiften, v.a. Würzburg und Bamberg, mit 900 bzw. 1200 Verbrennungen die wohl größte deutsche Hexenverfolgung an.

1714 leitet ein Edikt Friedrich Wilhelms I. das Ende der Hexenprozesse in Preußen ein.

1775 wird in Kempten die letzte deutsche Hexe hingerichtet.

1793 ermorden Polen in Posen die letzte Hexe in Europa. Die Zahl der Opfer wird sehr unterschiedlich geschätzt: von 100000 bis zu mehreren Millionen – davon etwa vier Fünftel Frauen."

u.a. Letzte Hexenprozesse, i.d.R. mit der Hinrichtung endend:

1572

Rom

 

1610

Holland

 

1630

Würzburg

Bischof läßt 1200 Personen verbrennen

1631

Würzburg

Ende der Hexenprozesse - Gustav Adolf erreicht Würzburg

1684

England

 

1745

Frankreich

 

1749

Würzburg

letzte Hinrichtung

1775

Kempten

Letzte Hinrichtung einer Hexe in Deutschland

1782

Schweiz

Anna Göldi - letztes Opfer, verstarb vor der Hinrichtung

1793

Posen / Polen

letzte Hexenhinrichtung in Europa


In Würzburg wurden die Opfer der Hexenprozesse  zumeist enthauptet, dann die Leiche verbrannt. Allerdings nicht aus Gründen der Humanität, sondern wegen Brandschutz.

(Herbert Steffes, Webmaster)

z

Das Malefiz-Haus - ein update, sozusagen...

Diese ausgezeichnete, da außerordentlich informative Homepage gibt es nicht mehr. Sie wurde aufgegeben, die Domain steht zum Verkauf. Warum das wohl? Welchen Kreisen hat das Thema nicht in den Kram gepaßt?

Klarheit und Wahrheit, präzise, aufklärende Information - das ist heute genau so wichtig wie - sagen wir - 2010, 2000 oder... 1630. Auch heute werden Menschen verfolgt, gefoltert, umgebracht - schon wieder, nicht mehr gar so selten, im Namen einer Religion, heute nicht mehr des Christentums resp. der kath. Kirche sondern des Islam. Aber der Ursachen für die Verfolgung des freien Geistes sind gar viele, bis in die aktuelle Politik, die andere Gesellschaftsordnungen, andere Staaten oder fremde Ideologien ins Visier nimmt.

Das Thema ist nicht tot - daher hier ein paar Hinweise auf Fundstellen im Internet, die sich mit dem eigentlichen Thema des Malefiz-Hauses befassen - der religiös motivierten Gewaltanwendung gegen Andersdenkende und den Methoden.

Malefiz-Haus, das Foltergefängnis der katholischen Inquisition zu Bamberg:
http://www.malefizhaus.com/

"Die Stadt der Dämonen" - Das Bistum Bamberg und die Inquisition /
von Dieter Potzel, Ex-Pfarrer von Bamberg-St.Stephan
http://www.theologe.de/erzbistum_bamberg.htm

Massenmord – Bambergs unliebsame Geschichte zur Hexenverfolgung:
http://www.gobamberg.de/news/kultur/massenmord-bambergs-unliebsame-geschichte-zur-hexenverfolgung/

Wo stand das MALEFIZ HAUS in Bamberg wirklich?
https://www.youtube.com/watch?v=mD_jsqCoi00

Das Drudenhaus (Malefizhaus, Trudenhaus, Hexengefängnis) / Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Drudenhaus

"Des Henkers Infoseite von Supplicium Malum e.V.":
http://henker-folter.de/zur-information-von-a-z-der-inquisition/inquisition/

Den Hinweis auf die Nicht-mehr-Existenz der Homepage Malefiz-Haus verdanken wir einer aufmerksamen Leserin, der wir sehr dankbar sind, da wir so dieses update unserer Site erstellen konnten.

Eschborn, 22.5.2016,
Herbert Steffes
Historische Gesellschaft Eschborn e.V.