Köppern auf Spurensuche
200 historische Fotos wurden zum Wettbewerb eingeschickt / Siegerkür im Bürgerhaus

Auch bisher unbekannte Fotos aus der Nazizeit erhielten die Juroren des Fotowettbewerbs „Auf Spurensuche: Köppern im 20. Jahrhundert".
Von Cornelia Färber

Friedrichsdorf - Über 200 Fotos aus der Zeit vor 1975 gingen Ende Dezember bei dem Verein „Lebendiges Köppern" ein. 40 Köpperner hatten sich nach einem Aufruf des Vereins auf die Suche nach alten Bilddokumenten gemacht, um die Geschichte Köpperns im 20. Jahrhundert nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Idee hatte Vorstandsmitglied Joachim Hoffmann, der aus Ostpreußen stammt. „Da suchen die Leute mühsam nach Spuren ihrer Geschichte. Mein Wunsch ist, daß das hier besser läuft", so Hoffmann.

In Köppern tauchten bei einer Haushaltsauflösung auch rund 100 Bilder aus der Nazi-Zeit auf. Eingesendet hat sie Eugen Herz, der dafür als Sonderpreis einen Bildband über Hessen erhielt. Aus jener Zeit gibt es so gut wie keine Dokumente mehr. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie 1945 die meisten Akten im Köpperner Rathaus und in einer Wollspinnerei in Flammen aufgingen. Man hatte sicher guten Grund, die zu vernichten", sagte Jury-Mitglied Hans-Joachim Winter, als er Fotos von Schaufenstern, Handwerkerfahrzeugen und Häusern mit Hakenkreuzen und Hitler-Konterfei zeigte.

Der erste Preis - eine Digital-Kamera - ging an die Köppernerin Gusti Schinz, die 1957 den Wasserfall am Mühlrad der Teichmühle fotografierte. Am Mühlgraben gab es damals eine ganze Reihe von Mühlen. Heute kämpft „Lebendiges Köppern" - gern auch „Mühlgrabenverein" genannt - dafür, daß überhaupt wieder Wasser durch den Mühlgraben fließt. Ob das der Grund für die Wahl des Bildes war, bleibt offen. Die Jury unter Vorsitz von Stadtarchivarin Erika Dittrich wollte jedenfalls „objektiv urteilen", sagte Vereinsvorstand Erich Gerlach bei der Siegerehrung am Donnerstagabend.
Teichmühle Köppern 1957

Viel Wasser floß noch durch den Mühlgraben, als Gusti Schinz 1957 das Foto von der Teichmühle mit ihrem großen Mühlrad machte. Damals gab es viele Mühlen in Köppern.

Den zweiten Preis - einen Restaurantgutschein - erhielt Ursel Greschok für ihre Aufnahme von einem reißenden Strom, der einmal kurzfristig durch Köppern floß. „Das war Himmelfahrt 1948", erinnerte sich eine alte Dame an das Hochwasser. Der dritte Preis ging an Ilse Levermann für ein Foto mit fünf Köpperner Waldarbeitern. „Heute gibt es für ganz Friedrichsdorf noch zwei", sagte Bürgermeister Horst Burghardt, der als Schirmherr die Preise überreichte.

Das älteste Bild stammt von 1895 und zeigt die neue Bahntrasse in Köppern. Alle 200 Fotos will der Verein bald in einer Diaschau zeigen.

Frankfurter Rundschau – 3.6.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR