Modell für Mahnmal vorgestellt
Denkmal soll an die Opfer des NS-Regimes erinnern / Die Idee ist von der 17-jährigen Schülerin Juliane Nikolai

Das Mahnmal zum Gedenken an die Oberurseler Opfer des Nationalsozialismus wird mehr als 80.000 Euro kosten. Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) hofft daher auf „breite Unterstützung der Bürgerschaft". Am Donnerstagabend wurde im Rathaus das Modell vorgestellt.
Von Jürgen Streicher

Oberursel - Das Denkmal besteht aus einem rechteckigen bruchrauhen Steinblock, auf dessen gegenüberliegenden Seiten sich Figurengruppen von jeweils fünf Personen gegenüber stehen. Die eine Seite soll die „Mehrheitsgesellschaft" darstellen, die andere die Verfolgten. In der Mitte des Steinblocks steckt eine Glasscheibe, die die Trennung zwischen Tätern und Opfern des Nationalsozialismus symbolisieren soll. Das etwa vier Meter lange, 2,30 Meter hohe und 1,20 Meter breite Mahnmal soll auf dem kleinen Platz zwischen der Hospitalkirche und dem Alten Hospital errichtet werden.

Man habe bewusst einen ruhigen Platz ausgewählt, sagte Brum. Ein Mahnmal zur Erinnerung passe besser an einen Ort, an dem Menschen stille Einkehr halten können. An einen Ort, wo „früher das Leben war" - das Leben der Menschen, an die nun erinnert werden solle. Die Liste der Opfer jüdischer Herkunft, die in Oberursel gelebt haben, umfasst 27 Namen. Diese werden zusammen mit Geburts- und Sterbedaten mit Sandstrahltechnik umlaufend in die Scheibe eingraviert, sodass sie von beiden Seiten lesbar sind. Sie sollen den Betrachter anregen, das Denkmal zu umschreiten und aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen.

Finanzierung durch Spenden

Es sei Wunsch der Stadt, das Mahnmal „möglichst bald zu errichten", sagte Hans-Georg Brum bei der Vorstellung des Modells, zu der auch Ernst und Günter Röder gekommen waren, Sohn und Enkel von Bertha Röder, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Die Errichtung sei bei Kosten von „deutlich über 80 000 Euro" aber nur durch großzügige Bürgerspenden möglich. Die Stadt wolle EU-Fördermittel beantragen und hoffe auf „mindestens die Hälfte" des Betrages für das geplante „Objekt der Kunst und Kultur im öffentlichen Raum". Dem Spendenstand entsprechend, könne das Projekt auch schrittweise realisiert werden, das Material müsse aber zusammen beschafft werden.
Modell des Mahnmals Oberursel

Christine Jasmin Niederndorfer erläutert das Modell des Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes aus Oberursel.

Mit der Arbeit ist die Oberurseler Steinbildhauermeisterin Christine Jasmin Niederndorfer beauftragt worden. Sie hat in Absprache mit Juliane Nikolai bayerischen Jura-Kalkstein als Material für Block und Figurengruppen ausgesucht. Von der Abiturientin Juliane Nikolai stammt der Entwurf für das Mahnmal. Eine Jury aus Künstlern, lokalen Geschichtsforschern, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Stadt Oberursel, Nachbarn und der Arbeitsgemeinschaft „Nie wieder 1933" hatte den Entwurf der 17-Jährigen im Dezember aus 50 eingereichten Modellen ausgewählt. Zum Ideenwettbewerb hatte die Arbeitsgemeinschaft aufgerufen. Die „öffentliche Erinnerung" sei auch heute noch wichtig, sagte deren Sprecher Eberhard Laeuen. Ein Ort der Erinnerung sei auch Wunsch der Angehörigen von Opfer.

Für das Projekt „Denkmal zur Erinnerung an die Oberurseler Opfer der Verfolgung durch den Nationalsozialismus" wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Es lautet: Stadt Oberursel, Konto 1536 265 200, BLZ 500 101 11 (SEB AG Frankfurt), Stichwort „Opferdenkmal".

Frankfurter Rundschau vom 20.5.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR