„Stolpersteine" für den Taunus
Der Künstler Gunter Demnig verlegt in Friedrichsdorf und Kronberg Steine zum Gedenken an Nazi-Opfer

Friedrichsdorf und Kronberg beteiligen sich an dem Projekt "Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Auch in Königstein hat sich dafür eine Initiative gebildet.

von Torsten Weigelt

Hochtaunuskreis - Umfangreiche Recherchen haben die Stadtarchivarinnen Erika Dittrich (Friedrichsdorf) und Susanna Kauffels (Kronberg) in den vergangenen Monaten angestellt, um dem dunkelsten Kapitel in der Geschichte ihrer Städte nachzugehen: dem Mord an Juden, Regimekritikern und anderen Menschen, denen die Nationalsozialisten das Recht auf Leben abgesprochen hatten. An diese Opfer erinnert der Bildhauer Gunter Demnig mit seiner Aktion "Stolpersteine" genau dort, wo die Opfer einst gelebt haben. Vor ihre ehemaligen Wohnhäuser setzt er Gedenksteine in das Gehwegpflaster. Auf einer Messingplatte sind die Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten der Opfer eingraviert.

In Friedrichsdorf sollen insgesamt drei "Stolpersteine" gelegt werden. Auf einem von ihnen wird der Name Georg Emil Habermehl stehen, der zuletzt in der Mühlstraße 14 lebte. Die Nazis stempelten Habermehl als "asozial" ab und verschleppten ihn zur Zwangsarbeit in das Konzentrationslager Dachau, wo er im Jahr 1942 starb. Die einzig bekannten jüdischen Opfer waren in Friedrichsdorf Friedrich Mank aus Seulberg und Frieda Rosa (Sara) Müller aus Burgholzhausen. Sie wurden in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Auschwitz ermordet. Zwar habe die Stadt inzwischen Informationen über weitere Personen erhalten, teilt Bürgermeister Horst Burghardt (Grüne) mit. "Doch dazu sind noch genauere Recherchen nötig."

Stadtarchivarin ermittelt 14 Opfer

Gunter Demnig wird die Gedenksteine in Friedrichsdorf und in Kronberg voraussichtlich am 9. März 2007 verlegen. Der Termin kann sich aber noch kurzfristig ändern. "Herr Demnig ist inzwischen europaweit vielbeschäftigt", sagt Susanna Kauffels. Die Stadtarchivarin hat für Kronberg 14 Menschen ermittelt, die in der Nazi-Zeit getötet worden sind. Namen will sie allerdings noch keine nennen. "Ich möchte vorher erst mit den Nachkommen sprechen." Schließlich hat das Parlament erst in der vergangenen Woche grünes Licht für das "Stolpersteine"-Projekt gegeben. "Der Beschluß war die Voraussetzung, dass wie nun weiter tätig werden können", sagt Kauffels.

Noch ganz in den Anfängen sind die Pläne für das Projekt in Königstein. Dabei hat die Stadt eine reiche jüdische Tradition. Erst vor wenigen Wochen wurde dort der Einweihung der Synagoge vor 100 Jahren gedacht. Damit auch in der Königstein "Stolpersteine" verlegt werden, haben nun Barbara und Johannes Kramer eine Initiative gestartet. "Wir wollen mit dieser Form des Andenkens auch in Königstein ein Zeichen setzen", sagt Barbara Kramer.

Frankfurter Rundschau – 17.11.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR