Stadt erinnert an Synagoge
Gebäude im Seilerbahnweg war Zentrum, bis die Nazis kamen

32 Jahre lang gab es in Königstein eine Synagoge. Genau heute vor 100 Jahren war sie im heutigen Seilerbahnweg eingeweiht worden. Im November 2006 plant die Stadt eine Gedenkveranstaltung.

Königstein -  „Das ganze Städtchen" hatte „hübschen Flaggenschmuck" angelegt, schrieb eine örtlichen Zeitung zum Tag der Synagogen-Eröffnung am 13. September 1906. Mehr als 100 geladene Gäste aller Konfessionen nahmen damals an dem Festakt teil.

Und noch 1931 berichtete die Zeitung davon, daß „am hiesigen Platze konfessioneller Friede und gegenseitige Duldsamkeit" herrschten. Doch nur sieben Jahre später war es damit auch in Königstein vorbei. Die Nazi-Gewalt während der Reichpogromnacht griff auch auf die Kurstadt über: Am Nachmittag das 10. November 1938 hatten etwa 50 Nazi-Schläger zunächst die Wohnungen jüdischer Einwohner demoliert, bevor sie in den heutigen Seilerbahnweg marschierten, die Einrichtung der Synagoge zertrümmerten und das Gebäude anzündeten. Die Feuerwehr wartete ab, bis das Haus auf die Grundmauern abgebrannt war. Einige Monate später wurde die Ruine auf Kosten der jüdischen Kultusgemeinde gesprengt. Nach dem Krieg entstand auf dem Fundament ein Wohnhaus.

Heute erinnert nur noch ein Bronzemodell gegenüber dem Kurpark an den früheren Standort der Königsteiner Synagoge. Dort gedenken die Stadt, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (CJZ) und die Kirchengemeinden jedes Jahr der Zerstörung des jüdischen Gotteshauses und der Opfer der Nazidiktatur. Die Geschichte der Juden in Königstein war mit dem Aufstreben des Ortes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbunden. Damals kamen zahlreiche jüdische Kurgäste nach Königstein, und einige bedeutende jüdische Familien aus Frankfurt bauten sich hier große Sommervillen, darunter die Rothschilds. Von Freifrau Hannah Mathilde von Rothschild stammte denn auch der Großteil der rund 50.000 Mark für den Bau der Synagoge, die einen Betraum mit 72 Männer- und 34 Frauenplätzen besaß.      twe
Königstein Synagoge

Die Königsteiner Synagoge am Kurpark, eingeweiht am 13. September 1906.

Die Gedenkstunde zur Reichspogromnacht ist in diesem Jahr am Sonntag, 12. November. Ihr schließt sich eine Gedenkveranstaltung zum Bau der Synagoge vor 100 Jahren in der Villa Borgnis an.

Frankfurter Rundschau – 13.9.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR