Grabungen nach erster Turmburg im Schloß
Wortwin von Hohenberch könnte im Auftrag Barbarossas Bad Homburg gegründet haben

Seit Dienstag suchen Archäologen im Schloßhof nach den verbrannten Überresten der Turmburg von Wortwin von Hohenberch. Erstmals erwähnt 1180, könnte sie der Ursprung Bad Homburgs sein.
Von Cornelia Färber

Bad Homburg - Seit die Theorie von dem karolingischen Dorf Dietigheim am Fuße des Schlosses als Keimzelle Bad Homburgs widerlegt ist, heften sich Archäologen und Historiker an die erste Erwähnung der Stadt. Und das ist eine Verzichtserklärung des Wortwin von Hohenberch aus dem Jahre 1180. Er verzichtete damals auf die Turmburg Hohenberch, die unter und zum Teil neben dem heutigen Hirschgangflügel im oberen Schloßhof gestanden haben muß. Gebuddelt wird seit Dienstag an der Stelle im Schloßhof, die vor über 40 Jahren schon einmal freigelegt wurde. „Schon damals stieß der Archäologe Günther Binding auf Überreste zweier zeitlich aufeinander folgender Brandschichten", erklärte Rüdiger Kurth, der mit seiner freien Archäologie-Arbeitsgemeinschaft die Grabungsarbeiten der Universität Frankfurt begleitet.

„Günther Binding hat sie als Reste von zwei nacheinander erbauten Fachwerktürmen gedeutet", so Kurth. Die Grabungsergebnisse sollen heute mit neuen Forschungsmethoden untermauert werden. „Am liebsten wäre uns, wenn wir hier Münzen von Barbarossa finden würden", gibt Kurth zu. Denn Barbarossa hat auch in Friedberg, Frankfurt und Gelnhausen seine Spuren hinterlassen. „Möglicherweise hat er Wortwin mit dem Bau der Turmburg beauftragt.
Schloßhof Bad Homburg

Auf der Suche nach der genauen Vergangenheit: Archäologie-Studenten und andere Fachleute graben im Bad Homburger Schloßhof.

Holzkohle und Keramik gefunden

Zwölf Archäologie-Studenten wollen jetzt 70 Zentimeter tiefer graben, als Günther Binding 1962 ging, um auf die Brandreste der ersten Burg zu stoßen. Denn die dürfte auf Wortwin zurückzuführen sein, vermuten die Historiker. Rötlicher Brandlehm und Holzkohlereste, die die Studenten neben Keramikscherben bereits in numerierte Tüten gesteckt haben, belegen die Vermutung Bindings, daß beide Turmburgen abgebrannt sein müssen.

Die Erdproben werden nicht nur im Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Frankfurt, sondern auch an den Unis in Erlangen und London nach neuesten wissenschaftlichen Methoden untersucht. Geophysikalische und mikromorphologische Untersuchungen, archäomagnetische Analysen und Pollenanalysen sollen dann eine zeitliche Eingrenzung des Baus und der beiden Brandereignisse ermöglichen. Doch dazu müßte man auf genügend große Lehmbrandflächen stoßen. „Am liebsten würden wir unter dem Hirschgangflügel graben. Doch das geht nicht mehr, da dort vor 40 Jahren eine Betonplatte gegossen wurde, um das weitere Absacken dieses Gebäudeteils zu verhindern", so Rüdiger Kurth.

Also begnügt man sich mit dem Bereich innerhalb des Schloßhofes, wo die Grabungen in den nächsten Wochen fortgesetzt werden sollen. Mit abschließenden Ergebnissen aus Frankfurt, London und Erlangen rechnen die Archäologen, die unter der wissenschaftlichen Leitung von Joachim Henning, Professor für Vor- und Frühgeschichte an der Frankfurter Universität, arbeiten, nicht vor dem Sommer. Die Auswertungen sollen im Herbst vorliegen. Dann dürften die Bad Homburger endlich erfahren, ob ihre Stadt im Hochmittelalter um 1180 entstanden ist, und sich auf die 850-Jahr-Feier im Jahr 2030 freuen.

Frankfurter Rundschau - 22.4.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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