Die Jakobinermütze erinnert an Forsters Zeit in Mainz
Stadtarchiv zeigt zum 250. Geburtstag des Naturforschers und Universitätsbibliothekars Georg Forster eine Ausstellung
VON OLIVER BILGER

Eine Mainzer Persönlichkeit: Zumindest fünf Jahre lang lebte Georg Forster (1765-1794) am Rhein. Dem Weltenbummler, Botaniker und Universitätsprofessor widmet das Stadtarchiv zum 250. Geburtstag eine eigene Ausstellung.

Mainz - 29. Dezember - Schon im zarten Alter von elf Jahren geht der junge Georg Forster auf große Reise: Mit seinem Vater fährt er 1765 nach St. Petersburg. Als Jugendlicher lebt er anschließend in England. Mit knapp 13 Jahren schreibt er seine erste Übersetzung: Ein russisches Geschichtswerk, von dem er seine neunköpfige Familie mit ernährt.

Wenig später startet der Junge, wieder gemeinsam mit seinem Vater, zu einer Weltreise: Sie führt von England über die Südspitze Afrikas, entlang dem südlichen Eismeer, durch den Indischen Ozean bis nach Neuseeland und dauert drei Jahre. Forster begibt sich anschließend in den Dienst der Wissenschaft.

1788 verschlägt es ihn nach Mainz. Er erhält den Ruf des Mainzer Kurfürsten und wird Universitätsbibliothekar der Dom-Stadt. Fünf Jahre ist er hier tätig. Er übersetzt Bücher und entwirft Pläne für eine neue Bibliothek.

Nach der Französischen Revolution tritt Forster 1792 dem Mainzer Jakobinerclub bei und engagiert sich für die Ziele der Bewegung. Wenig später wird er Vorsitzender des Clubs. 1794 stirbt er, körperlich stark angegriffen und vereinsamt, in Paris.

Schmuck aus Tahiti

Die Ausstellung im Stadtarchiv mit dem Titel „Tahiti-Mainz-Paris" illustriert die Epochen von Forsters abwechslungsreichem Leben: So startet die Präsentation mit tahitianischem Schmuck und seinem Werk „Reise um die Welt", das ihn bekannt machte. Die Exponate in der ersten Ausstellungsvitrine im Erdgeschoss stehen als Symbol für Forsters dreijährige Weltreise. Im Glasschrank gegenüber wird mit einer Jakobinermütze an seine Jahre am Rhein erinnert.

„Wir konzentrieren uns auf Forsters Mainzer Zeit", sagt der Direktor des Stadtarchivs, Wolfgang Dobras. Die Weltreise sei dabei wichtig, um die Zusammenhänge zu verstehen. Die Reise habe ihn berühmt gemacht, dies habe ihm die Türen geöffnet für die Stelle als Bibliothekar an der Mainzer Universität. So finden sich viele weitere Gegenstände in der Ausstellung, die Forsters großer Fahrt gedenken. Zeichnungen von Pflanzen und Tieren belegen seine Begeisterung für die Botanik. Und allerlei Erinnerungsstücke aus seiner Zeit als Bibliothekar gibt es zu bestaunen. Zum Beispiel das Ausleihbuch der Universität, in dem natürlich auch Forster selbst vermerkt ist.

„Er hat die Bücher nicht nur verwaltet", sagt Dobras. Forster sei in Mainz „sehr produktiv" gewesen, habe fast eine „Übersetzungswerkstatt" betrieben.

Knapp 80 Ausstellungsstücke sind im Stadtarchiv zu sehen: Bücher, Briefauszüge, Zeichnungen. Sie stammen teils aus eigenen Beständen des Archivs und der Stadtbibliothek, teils aus der Martinusbibliothek, dem Senckenberginstitut und dem Museum der Weltkulturen in Frankfurt. Die Ausstellung sei bisher gut besucht - obwohl das Stadtarchiv etwas abseits, am Rand der Innenstadt, liege, stellt der Direktor fest.

Frankfurter Rundschau - 29.12.04 - Bild: Stadtarchiv Mainz - mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau
23.6.05