Kastel bekommt 13 Stolpersteine Von Gaby Buschlinger Seit 2005 wurden in Wiesbaden 291 Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt, an 118 Standorten. Jetzt beteiligen sich auch die AKK-Stadtteile an dem dezentralen Denkmal für die Nazi-Opfer: Am 12. Oktober kommt Demnig nach Kastel, um Gedenksteine für 13 Kasteler, die inhaftiert, schikaniert oder deportiert worden waren, ins Pflaster von Bürgersteigen einzulassen. Daß die AKK-Stadtteile bei dem Stolperstein-Projekt lange außen vor blieben, begründete der Initiator Hartmut Bohrer mit der Änderung der Ländergrenzen nach dem Zweiten Weltkrieg. In der NS-Zeit gehörten Amöneburg, Kastel und Kostheim noch zu Mainz, so daß Namen ihrer Bewohner nicht in den Deportationslisten der Wiesbadener vermerkt sind. Auf Initiative des Stadtverordneten der Linken Liste und Kastelers Hartmut Bohrer wurde vor einem Jahr die Arbeitsgruppe Stolpersteine in AKK gegründet. Deren vier Mitglieder haben nach Spuren gesucht, unter anderem bei der Jüdischen Gemeinde in Mainz, im Mainzer Stadtarchiv, in den Staatsarchiven Marburg und im Landesarchiv Speyer, wo Sondergerichtsakten lagern. Auch in der Gedenkstätte KZ Osthofen wurden sie fündig. Der Vereinsringvorsitzende Josef Rosendorn wiederum ist mit seinen 75 Jahren und als Ur-Kasteler ein wertvoller Zeitzeuge. Als Bub überlebte er den verheerenden Bombenangriff auf AKK am 8. September 1944, bei dem über 300 Menschen in ihren Kellern erstickten und verschmorten. So wird Demnig auch Stolpersteine an Stellen verlegen, an denen gar kein Haus mehr existiert, weil es bei dem Angriff zerstört wurde. Etwa in der Eisenbahnstraße 12 und in der Mainzer Straße 1 und 2. Weitere Standorte sind Eleonorenstraße 16 und 18 sowie Zehnthofstraße 38, vor dem Haupteingang der katholischen Kirche und In der Witz 18.
Erinnerung an den Terror der Nazis: Künstler Gunter Demnig wirkt bald in Kastel Dezentrales Denkmal Arbeitsgruppe und Ortsbeirat sind froh über die Beteiligung an dem dezentralen Denkmal. Zumal eine schon vor über 20 Jahren angeregte Gedenkstätte für Verfolgte und Widerständler bis heute in den ehemaligen Mainzer Stadtteilen nicht realisiert wurde, wie Bohrer bedauert. Mehr als 30 Menschen aus AKK sind laut der Arbeitsgruppe wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen ermordet oder in den Selbstmord getrieben worden. Mehr als 100 landeten beispielsweise wegen regimekritischer Äußerungen im Gefängnis oder im KZ, überlebten den Terror und die Torturen jedoch. Mit den Stolpersteinen wolle Gunter Demnig nicht nur die Erinnerung an Ermordete wach halten, sondern an alle, die „aus der Gemeinschaft gerissen" wurden, so Bohrer. Ob auch Stolpersteine in Amöneburg und Kostheim folgen, diskutieren die Ortsbeiräte noch. Frankfurter Rundschau - 11.8.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR |