Tor zur Vergangenheit
Mainz erhält Archäologisches Zentrum
Von Michael Grabenströer

Mainz, einst die Hauptstadt der römischen Provinz Germania Superior, will mit Köln und Trier mitziehen und künftig seine Bedeutung als Römerstadt stärker herausstreichen. Dort, wo die Römer vor fast 2000 Jahren gegenüber der Mündung des Mains in den Rhein ein großes Militärlager unterhielten, eine Flotte zur Kontrolle des Grenzflusses Rhein einsetzten, ein Theater errichteten und Tausende von Fundstücken hinterließen, soll nun ein Archäologisches Zentrum entstehen - am östlichen Eingang der Stadt, auf altem Römergebiet. Vorgesehen ist dafür eine Investition von rund 45 Millionen Euro.

Laut dem rheinland-pfälzischen Wissenschafts-Staatssekretär und Mainzer SPD-Vorsitzenden Michael Ebling erhält Mainz damit direkt neben dem Museum für Antike Schiffahrt einen „Museumskomplex von überregionaler Strahlkraft". Der Architektenwettbewerb dafür ist beendet. 123 Entwürfe gingen aus ganz Europa ein.

Die Arbeiten der Berliner Architekten Johannes Leyer und Michael Schrölkamp sowie des Wiener Büros „the nextEnterprise - architects" wurden als gleichwertig besonders herausgestellt, ohne erste, zweite oder dritte Plätze zu vergeben.

Tor zur Vergangenheit

Mainz will seine Altertümer an einem Ort präsentieren.   ILONA SURREY

Dem Archäologischen Zentrum liegt die Idee zugrunde, die archäologischen Sammlungen der alten römischen Provinzhauptstadt an einem Standort zu vereinen. Mit dabei ist auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM). Es unterhält weltweit renommierte Restaurationswerkstätten und war bei der Restaurierung von Ausgrabungen in der ganzen Welt beteiligt - vom „Ötzi" bis zu Goldschätzen aus Mittelamerika oder Funden in Asien. Und mit dabei sind auch die Vor- und Frühgeschichtliche Abteilung des Landesmuseums und die Landesarchäologie. Diese drei Einrichtungen werden zusammengeführt und wollen sich auf eine gemeinsame Ausstellung verständigen.

Ein gemeinsamer Ort für die Funde aus der Römerzeit - und im Schloß wird Platz frei

Auf dem Nachbargrundstück an der Neutorstraße befindet sich das Museum für Antike Schiffahrt, das schon jetzt ein Teilbereich des RGZM ist.

Das Archäologische Zentrum soll einige Vorteile für die Entwicklung der Stadt Mainz mit sich bringen. Das Schloß wird von der Museumsnutzung frei und kann für andere Zwecke renoviert werden. Das Landesmuseum gewinnt Ausstellungsflächen für den nicht-römischen Teil seiner Sammlungen. Und die Stadt erhalte ein beachtenswertes „Schaufenster der Landesarchäologie an einem Standort", wie Thomas Metz, Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, bei der Bekanntgabe der Ergebnisse des Architektenwettbewerbs unterstrich.

Für Falko Daim vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum ist der Bau des Archäologischen Zentrums schlicht die „Verwirklichung eines Traums". Ein Traum, der sich auch positiv auf das Image der einstigen römischen Provinzhauptstadt Mainz auswirken soll, wie Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) hofft.

Frankfurter Rundschau - 11.2.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR