Mombach wird 750 Jahre alt
Stadtteil feiert mit einer großen Geburtstagsparty / Bewohner präsentieren die Vorzüge ihres Viertels

Mombach gibt es seit 750 Jahren. Der nördlichste Mainzer Stadtteil feiert dies mit einem großen Festprogramm. Industrie, Landschaft und Immigration haben Mombach ein facettenreiches Gesicht geschenkt.

MAINZ - Eine Kamerafahrt durch Mombach, Beginn in der Hauptstraße, Zoom von der Zwerchallee aus. Zu sehen ist ein Gewerbegebiet rund um die ehemaligen Panzerwerke. Klinkerbauten stehen hier, Schornsteine ragen in den Himmel. Dann verengt sich die Hauptstraße. Döner-Läden, Pizzerien und Fitnessstudios erinnern uns, in einer Stadt zu sein - der Marktplatz nicht. Schnell geht's wieder aus der Hauptstraße raus, mitten in

das große Gewerbegebiet mit Nestle, mit Baumärkten und der Kläranlage. Dahinter Natur. Der Mainzer Sand. Eine in Deutschland einmalige Steppenlandschaft. Mombach ist ein Film vieler Genres.
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Bis zur Industrialisierung war Mombach ein Dorf. 1668 weist die Ortschronik 400 Einwohner auf. Damals ernährten sich die Menschen mit Ackerbau und Fischerei.

„Hohe soziale Verbundenheit"

Von den 13.000 Mombachern, die es nach Angaben der Stadt gibt, haben 2800 einen fremden Pass. Das sind rund 22 Prozent, deutlich über dem Schnitt der Stadt von 16,5. Die vielen eingedeutschten Mombacher nicht mit-gezählt. Inmitten dieses Stadtteils leben Deutsche, die so urmainzerisch sind wie in keinem anderen Stadtteil. Ackerbau und Fischerei, später die Industrie haben Mombach geprägt. „Dieser Stadtteil war nie von hochfliegenden Dingen geprägt. Das hat den Menschen geholfen, nahe an der Bodenkante zu bleiben", sagt Michael Ebling. Der Mainzer Sozialdezernent war sieben Jahre lang Ortsvorsteher in Mombach. Für die SPD, die hier ihre Mainzer Hochburg hat. Es ist auch der Stadtteil des von der SPD gestellten Oberbürgermeisters Jens Beutel, dem Schirmherrn der Feiern.

Die einfachen Lebensverhältnisse haben für Ebling vor allem eine positive Folge gehabt: „Mombach ist ein Stadtteil mit hoher sozialer Verbundenheit und einem ausgeprägten Vereinsleben." Diesen Trumpf hat auch das Vorbereitungsteam beim Planen des Jubiläums genutzt. So wurden ohnehin stattfindende Veranstaltungen wie etwa der Weihnachtsmarkt, Fastnachtssitzungen oder das Brunnenplatzfest unter das Jubiläumsmotto „Feiert alle mit" gestellt und so ins Programm integriert. Dazu kommen aber weitere Veranstaltungen wie eine große Geburtstagsparty im Mai, eine Kanuregatta oder Vorträge.

Mehr als ein Industriegebiet

Um das Festprogramm zu finanzieren, hat das Vorbereitungsteam eine Reihe von Merchandising-Produkten entworfen: Aufkleber, Regenschirme, Pins und ein Wappen aus Schokolade, die alle mit einem Logo versehen sind, das ein Grafiker für das Jubiläum gespendet hat - ein Herz und das Mombacher Wappen.

Auf dem Wappen sind Symbole für Ackerbau und Fischerei zu sehen, welche die Mombacher Einnahmequellen vor der Industrialisierung waren. Nach der Orts-Chronik lebten um 1668 hier 400 Menschen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann am Rhein die Industrialisierung ein. 1904 wurden Mombach und Mainz mit der Straßenbahn verkehrstechnisch verbunden. 1907 folgte die politische Eingliederung. Damals brachte der neue Stadtteil nach Orts-Chronik 7000 Einwohner mit ein, die halfen, Mainz über die 100.000er-Grenze zu hieven.

Die Feiern sollen dazu beitragen, das Mombacher Selbstwertgefühl zu steigern. „Es hat etwas mit Stolz zu sein zu tun", sagt Ebling, der im Vorbereitungsteam mitgewirkt hat. Den Mombachern gehe es darum zu zeigen, dass ihr Stadtteil mehr als das Mainzer Industriegebiet ist. Das Natur-Schutzgebiet Mainzer Sand wird daher in mehreren Festbeiträgen behandelt.

Eins ist aber nicht gelungen. Die Frucht, die für die Mombacher Landwirtschaft steht, in die Festlichkeiten zu integrieren: Die Malete, besser bekannt als Aprikose. Zwar wurde auch ein Jubiläumsschnaps ge brannt. Aber Ebling gesteht: „Nach Maleten schmeckt er nicht." MARIO THURNES

 

AUSZÜGE AUS DEM MOMBACHER FESTPROGRAMM

 Gala mit den Bohnebeiteln m der Turnhalle des MTV m der Turnerstraße, Samstag, 14. Januar, 17:11 Uhr.
 Kinderspielfest des Mombacher Turnvereins m der Halle Turnerstraße, Sonntag, 12. März.
 Kanuregatta auf dem Rhein, Samstag und Sonntag, 13. und 14. Mai.
 Ausstellung „Mombach vor den Mombachern" in der Genobank m der Hauptstraße 106, Eröffnung am Montag, 15. Mai, um 18:30 Uhr.
 Vortrag zum Thema „150 Jahre Chemie in Mainz" im Werk der Paraform GmbH in der Hauptstraße 30 am Samstag, 20. Mai.
 Mittelalterlicher Markt auf dem Mombacher Marktplatz am Samstag, 20. Mai.
 Harley-Davidson-Fest auf dem Mombacher Bahnhof am Samstag, 5. August.
 MTV-Sportgala m der Halle Turnerstraße (Samstag, 25. November, 20:15 Uhr).
 Der AK Umwelt Mombach ruft die Aktion „Schutz der Mombacher Steppe aus" am Samstag, 2. Dezember. RIO

Frankfurter Rundschau – 5.1.06 – mit freundlicher Erlaubnis der FR