Wissenschaftler bieten praktischen Geschichtsunterricht
Römisch-Germanisches Museum aktiviert nach 20 Jahren pädagogisches Angebot / Spannendes von den Römern bis zum Mittelalter

Mit vier neuen 90-Minuten-Programmen will das Römisch-Germanische Museum Schulklassen in seine geschichtsgefüllten Räume locken. Dabei sollen die Schüler auch komplizierte Fragen zur Historie beantworten. Das Museum will sich damit ein Stück mehr der Öffentlichkeit öffnen.

MAINZ Der Laie bekommt erst einmal eine Portion Pädagogik verpasst. „Das ist eine Lanze und kein Speer", klärt Antje Kluge-Pinsker über die Waffe, die Childerich in der Hand hält, auf. „Einen Speer wirft man, eine Lanze stößt man!" Was erst einmal etwas neunmalklug klingt, ist für Kluge-Pinsker vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM) Arbeit. Denn sie ist eine der zwei Wissenschaftlerinnen, die seit Dezember das neue pädagogische Angebot des RGZM planen und koordinieren. „Wir möchten, dass unsere Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit kommen und das beginnt bei den Kindern."

„Die Vergangenheit erforschen und verstehen" steht auf der Programmbroschüre, deren Deckblatt ein Bild von Childerich mit der Lanze zeigt. Im 5. Jahrhundert sei dieser Frankenkönig gewesen, erzählt Kluge-Pinsker, selbst Vor- und Frühgeschichtlerin, weiter. Heute stellt das RGZM voller Stolz die Nachbildungen seiner Grabbeigaben aus: eine Sax (das ist ein Handbeil) etwa oder eine mit Goldsteinchen besetzte Gürteltasche. „Bei uns gibt es so viel zu gucken - Goldenes, Silbernes und Glitzerndes", sagt Kluge-Pinsker, „damit sind Kinder oft überfordert". Deshalb sieht das pädagogische Konzept vor, dass sie Kinder sich in einer Reihe zu einem Zeitstrahl aufstellen und hören, was in welchen Jahrhundert passierte.

Dann schwirren die Nachwuchsforscher zu viert oder fünft durchs Haus und versuchen an einzelnen Stationen, die Antworten auf ihre Fragen zu finden: Wie sah das Hügelgrab von Childerich aus? Wie hat sich sein Begräbnis abgespielt? „Manchmal sind die Fragen kompliziert", sagt Kluge-Pinsker, „aber wenn sie spannend sind, bleiben die Kinder fasziniert". Dritter Punkt in dem 90-Minuten-Programm heißt Präsentation dessen, was die Recherche vor den Vitrinen und Objekten zum Anfassen ergeben hat.

Vier Programme stehen zur Auswahl. „Von der Römer- zur Karolingerzeit", „Reise durch das Alte Testament", „Frühes Christentum in Europa in der Spätantike und im frühen Mittelalter" und „Fremde in der Spätantike und im frühen Mittelalter".
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Nicht nur Erwachsene, sondern auch Schüler will das Römisch-Germanisches Zentralmuseum mit seinen neuen Angeboten an den Sockel eines römischen Säulendenkmals locken.

Alle Angebote kosten je 60 Euro, sind für den Religions- und Geschichtsunterricht geeignet und sollen Schüler ab er fünften Klasse in den Bann ziehen. Mit den Programmen schließt das RGZM eine Lücke, denn seit über 20 Jahren gab es dort kein museumspädagogisches Angebot mehr. JANA SCHULZE

ANMELDUNGEN: paedagogik@rgzm.de oder Telefon: 0160/96 96 8961.
 

Frankfurter Rundschau – 3.1.06 – mit freundlicher Erlaubnis der FR