![]() |
![]() |
Sprayerbild erinnert an Juden Es ist schwarz-weiß, mit Farbe aus der Dose gesprüht, etwa so groß wie eine Kinoleinwand, und zeigt fotorealistisch exakt, was am 1. September 1942 an eben jenem Ort passiert ist: Etwa 370 Männer und Frauen, dicht an dicht gedrängt, besteigen an der Viehverladerampe am ehemaligen Schlachthof einen Zug. Das Ziel: das „Altersghetto" Theresienstadt. Was die Nazis nicht wissen: Ein Polizist fotografiert heimlich das Geschehen. Eines dieser 38 erhaltenen Negative diente dem Wiesbadener Graffiti-Künstler Yorkar als Vorlage für das vom Kulturamt gewünschte Denkmal am „authentischen Ort". Mit einem Projektor warf er das Bild auf die so genannte Fauthsche Wand und bannte mit Farbdosen und Pinsel ein Stück grausiger Zeitgeschichte auf die Mauerreste der einstigen Ölmühle am Schlachthofgelände. Zerstörung des Denkmals durch Sprayer fürchtet Yorkar nicht - obwohl die Fauthsche Wand von der Graffiti-Szene am Schlachthof seit Jahren als "ihre Fläche" betrachtet wird. "Ich spreche die Sprache der Sprayer", sagt der 28-Jährige. Seit zehn Jahren arbeite er bereits am Schlachthof in einem Atelier und kenne die Leute, „die sich hier tummeln". Axel Ulrich vom Stadtarchiv bezeichnete das Denkmal gestern als "einzigartig". Es erinnere an authentischem Ort authentisch und „zeitgemäß" an die Deportationen: "Das spricht für sich selbst, bedarf keiner Erklärung." Rund 40.000 Euro hat das von weitem sichtbare Foto-Bild samt statischer Sicherung der Fauthschen Wand das Kulturdezernat gekostet. Weitere 250.000 Euro will Dezernentin Rita Thies (Grüne) im kommenden Jahr in die Denkmalarbeit am Schlachthof stecken. So sollen Lampen, Grünflächen, Geländer und Wege entlang der einstigen Verladerampe in Ordnung gebracht werden. Künstler Yorkar muß auch noch mal ran. Die Ruckseite der Fauthschen Wand, auf die ein Durchbruch führt, ziert noch immer reichlich buntes Graffiti. Das muß weg. Statt dessen soll Yorkar ein weiteres Original-Deportationsbild von 1942 an den Ort zurückholen. Das Deportations-Negativ Nummer 24 hat Yorkar bereits im Vorjahr auf die Ruckseite der Mauerreste gesprüht. Quasi als "Akzeptanz-Test". Da es fast unverletzt sogar das Festival Folklore 007 überstanden hat, ist Yorkar zuversichtlich. Erklärende Hinweise im Programmheft d
Frankfurter Rundschau -11.9.07 - mit freundlicher Erlaubnis der FR
Künstler Yorkar vor dem gesprayten Originalfoto.
|