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Von der Pergamentrolle zur elektronischen Akte Die drei Wiesbadener Archive öffneten gestern zum dritten Tag des Archivs ihre Pforten. Rund 100 Besucher sahen den Datenverwaltern zu. Die elektronische Bearbeitung wird immer wichtiger in den Archiven. Elektronik verändert den Beruf Um Unterlagen schneller verfügbar zu machen, hat das Hessische Hauptstaatsarchiv vor zwei Jahren eine der beiden analogen Kameras durch eine digitale ersetzt. Die mannshohen Geräte erfassen Landkarten. Die digitale Kamera ermöglicht es dem Archiv, die Karten in PDF-Dateien umzuwandeln. „Wir haben immer mehr Kunden, die sagen, schickt mir das doch bitte einfach per E-Mail", sagt Degreif. Die hessische Landesregierung hat die Einführung elektronischer Akten beschlossen. Für Degreif und seine rund 40 Mitarbeiter bedeutet dies, bis in zehn Jahren eine neue Art der Verwaltung entwickeln zu müssen: „Das verändert natürlich das Berufsbild des Archivars. Wenn man so will, haben wir Älteren noch mit Pergamentrollen gelernt." Einen großen Anteil hatte das Staatsarchiv an der Wiedergutmachung ehemaliger Zwangsarbeiter aus Osteuropa: „Viele Anfragen nach Arbeitsnachweisen sind bei uns eingegangen." Ausgleichszahlungen beschäftigen das Staatsarchiv seit 1945. Am Tag der Archive zeigte das Haus zum Beispiel die Akte von Anne Frank, die vor ihrer Flucht nach Amsterdam in Frankfurt lebte.
Sport war ein wichtiges Thema am dritten Wiesbadener Tag der Archive. Im Stadtarchiv gab es Informationen zu Reitturnieren. Auch Ermittlungsakten lagern in der Mosbacher Straße: zum Beispiel aus dem Verfahren gegen den Leiter der Euthanasie, Professor Heide, oder gegen den KZ-Arzt Mengele. Die Akten des Frankfurter Auschwitz-Prozesses sind ebenfalls in Wiesbaden. „Aber erst seit drei Jahren", sagt Degreif. Das Gericht hatte sie im Keller gelagert; er habe sie per Zufall entdeckt und mitgenommen. Das Stadtarchiv zeigte alte Wochenschau-Filme. In schwarz-weißen Bildern und mit pathetischem Sprecherton brachte die Sendung bis in die 60er Jahre im Kino-Vorprogramm die Nachrichten. Die Ausstellung „Fremder Blick und schöner Schein" informierte über die Zeit der Nassauer. Den Tag des Archivs hatten die drei Häuser unter das Motto „Der Ball ist rund" gestellt. Jedes Archiv führte dabei seine Exponate zum Thema Ballsport vor. Das Deutsche Rundfunkarchiv spielte historische Aufnahmen ab, auch Fußball-Reportagen wie die vom Weltmeisterschafts-Finale im Jahr 1954 in Bern. Außerdem waren Aufnahmen vom Beginn der Schallaufzeichnung Ende des 19. Jahrhunderts zu hören.
WIESBADENER ARCHIVE - Stadtarchiv, Im Rad 20. Öffnungszeiten montags bis freitags 8 bis 12 Uhr, mittwochs zusätzlich 12 bis 18 Uhr. - Deutsches Rundfunkarchiv, Unter den Eichen 5 / Haus C. Öffnungszeiten montags bis freitags 9 bis 16 Uhr. - Hessisches Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Straße 55, Öffnungszeiten, montags bis freitags 9 bis 17.30 Uhr. Für Ihre Internet-Recherche: - Archive in Hessen: www.archive.hessen.de - Hessisches Archiv-Dokumentations- - Hauptstaatsarchiv Hessen, Wiesbaden: www.hauptstaatsarchiv.hessen.de Frankfurter Rundschau - 8.5.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR |