Arbeitslose suchen nach Spuren der Kelten
Einsatz von Ein-Euro-Jobbern bei archäologischen Grabungen umstritten / FDP lobt das Projekt
Ein-Euro-Jobber helfen bei den Grabungen nach keltischen Spuren in Hattersheim. Laut Kreis soll die so genannte Arbeitsgelegenheit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Die Initiative Main-Taunus-Sozialpaß bezweifelt das.

Hattersheim - 266 Menschen haben derzeit im Main-Taunus-Kreis einen Ein-Euro-Job.  Fast ebenso viele so genannte Arbeitsgelegenheiten sind vakant, unter anderem weil es nicht immer passende Bewerber gebe und weil einige der Arbeitsangebote noch im Kreishaus geprüft werden. Beschäftigt werden Langzeitarbeitslose,  beispielsweise in sozialen und karitativen Einrichtungen des Caritas-Verbands, des Diakonischen Werks und des DRK. Empfänger von Arbeitslosengeld ll erledigen außerdem Hausmeister- Tätigkeiten an Schulen und sind im Naturschutz beschäftigt.

Als „nicht ganz alltäglichen Ein-Euro-Job" hebt der Erste Kreisbeigeordnete Hans-Jürgen Hielscher (FDP) in einer Pressemitteilung den Einsatz von zwei Ein-Euro-Jobbern bei den archäologischen Grabungen in Hattersheim hervor. Dort sucht das Landesamt für Denkmalpflege seit anderthalb Wochen nach Spuren aus der Keltenzeit. „Das ist ein sinnvolles und interessantes Projekt, welches den Langzeitarbeitslosen die Chance gibt, sich an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen", so Hielscher. „Klares Ziel bleibt die Integration in den ersten Arbeitsmarkt."

Alle Arbeitsgelegenheiten sind laut Kreis „gesellschaftlich notwendige Arbeiten" und erfüllen das in den Hartz-IV-Bestimmungen vorgegebene Kriterium der Zusätzlichkeit. Damit die Ein-Euro-Jobs für kleine und mittelständische Unternehmen keine Konkurrenz sind, sei die „sorgfältige Auswahl der Arbeitsgelegenheiten Chefsache". Laut Kreis sollen die Ein-Euro-Jobs die „Arbeitsmarktchancen" der Langzeitarbeitslosen verbessern. Doch nach Erfahrung der Hattersheimer Initiative Main-Taunus-Sozialpaß, die sich für Hartz-IV-Empfänger einsetzt, führen Ein-Euro-Jobs kaum zu einer Stelle auf dem Ersten Arbeitsmarkt. Wenn nach höchstens neun Monaten die Arbeitsgelegenheit endet, stünden die Langzeitarbeitslosen wieder ohne Job da, so Denis Gieschke, Sprecher der Initiative.

Angesprochen auf den Einsatz von Ein-Euro-Jobbern bei den Hattersheimer Grabungen sagte Gieschke, es sei „ein Unding", daß Arbeitslose für einen Euro Lohn in der Stunde bei großer Hitze schwere Arbeiten verrichten müßten. Die Initiative lehnt die Arbeitsgelegenheiten generell ab und fordert, Langzeitarbeitslose „richtig einzustellen". ehe

Frankfurter Rundschau - 27.7.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

“Früher” wurden auf diese Art und Weise Autobahnen gebaut! Aber das ist jetzt Geschichte...