Aus Liebe ausgestorben
Archäologin Monika Rohde-Reith über Einfluß und Untergang der Herren von Eppstein

Frau Rohde-Reith, vor 475 Jahren sind die Herren von Eppstein ausgestorben. Welche fiese Seuche hat die denn hinweggerafft?

Es war keine Seuche, es war vielmehr die Liebe - vielleicht auch eine politische Intrige - die dazu geführt hat, daß die letzte Eppsteiner Erbin namens Agnes den Falschen geheiratet hat; Dadurch ging der Besitz des Hauses in fremde Hände über.

Wieso machen Sie einen Erlebnisabend zu diesem Jubiläum?

Die Eppsteiner Herren waren ein ganz wichtiges Geschlecht mit vielen Besitztümern hier in der Rhein-Main-Region. Der Abend soll diese bedeutungsvolle Epoche noch einmal aufleben lassen.

Was haben Sie genau vor?

Wir stellen die Historie auf unterschiedliche Weise dar: Musik und Theaterszenen wechseln sich mit Erzählungen ab. Wir haben dafür extra Gäste aus den ehemaligen Eppsteiner Besitzungen geladen.

Irgendwelche 500 Jahre alten Zeitzeugen?

Natürlich nicht (lacht). Aber es sind Menschen, die sich bestens mit den Spuren der Eppsteiner Herren in der Region - zum Beispiel in Bad Homburg oder Königstein - auskennen.

Aber irgendwie führen alle Spuren auf die Eppsteiner Burg...

Genau, und deshalb ist der Erlebnisabend ja auch ein Stück weit Stadtmarketing. Wir wollen zeigen, welche Bedeutung unsere Burg als letztes übrig gebliebenes zentrales Symbol dieses einflußreichen Geschlechts besitzt.

Was waren diese Eppsteiner eigentlich für Typen?

Nun ja, sie kamen im 13. Jahrhundert zu uns und haben die Burg zur Machtdemonstration gebaut. Sie haben die Gemeinde verwaltet, aber deren Bewohner auch unterdrückt. Diese mußten an ihre Herren immer einen Fron abgeben - und haben im Gegenzug dennoch nicht immer Schutz erhalten: Wenn Krieg herrschte, wurden die Felder der Bauern stets zuerst verwüstet...

Wie hätte sich die Stadt entwickelt, wenn die Eppsteiner Herren noch ein paar Jahrhunderte länger gelebt hätten?

Vier der Eppsteiner Herren waren gleichzeitig auch Erzbischof in Mainz. Dadurch haben sie natürlich eine unglaubliche Macht ausgeübt. Wenn das Geschlecht weiter existiert hätte, dann hätte auch Eppstein von Macht und Reichtum noch sehr viel mehr profitiert.

Tja, aber es hat nicht sollen sein. Wie hoch ist das Erbe eigentlich ausgefallen?

Es war jedenfalls eine erhebliche Summe - und das, obwohl Gottfried, der Vater von Agnes, einen Großteil des Reichtums bereits verpraßt hatte.

Dumme Sache. Ich vermute aber mal, die Zeugnisse des alten Geschlechts sind dennoch bis heute zu sehen.

Ja, auf jeden Fall. Sie treffen überall in dieser Stadt auf solche Zeugnisse. Im Zentrum steht natürlich die Burg - die jedes Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt anlockt.

Haben Sie denn keine Angst, daß die Eppsteiner Herren eines Tages auch in den Köpfen der Menschen untergehen, sprich, in Vergessenheit geraten?

Deshalb bin ich ja da. Meine Aufgabe besteht darin, die Geschichte in Eppstein lebendig zu halten. Nicht zuletzt Veranstaltungen wie der Erlebnisabend sorgen dafür, daß mir das gelingt.

Interview: Bastian Beege
Aus Liebe ausgestorben 001

Macht Geschichte lebendig: Monika Rohde-Reith. MICHAEL SCHICK

ZUR PERSON

Monika Rohde-Reith (44) ist Archäologin und seit November 2009 Stadtarchivarin in Eppstein.

Zu einem Erlebnisabend anläßlich des Aussterbens der Herren von Eppstein lädt sie für Freitag, 23. Juli, um 20 Uhr auf die Burg ein. Der Eintritt kostet fünf Euro. Babe

Frankfurter Rundschau - 14.7.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR