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Zum Dinner ins Paulinenschlößchen Wo Sodens Kurgäste logierten - darum dreht sich das gleichnamige Buch, das der Historische Verein Bad Soden herausgibt. Die Autoren erzählen unter anderen von Otto von Bismarck und Tschaikowski und in welchen Häusern sie wohnten. Bad Soden 29. Juni - Der erste Satz bringt es gleich auf den Punkt: „Ohne seine Mineralquellen wäre Soden ein kleines Dorf in der Nähe von Frankfurt geblieben." Erika Ulrich und Edith Vetter kommen in ihrem Buch „Wo Sodens Kurgäste logierten" ganz ohne Umschweife stets zu den wesentlichen Dingen. Die Entwicklung der Stadt „ ist eng mit der Nutzung dieser Quellen verbunden", schreiben die beiden Autorinnen und erzählen in knappen Sätzen, wie sich die Taunusstadt vom kleinen Dorf allmählich zur gefragten Kurstadt mauserte und im 19. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Immer mehr Persönlichkeiten der Zeitgeschichte stiegen in Bad Soden ab, wie der Reichskanzler Otto von Bismarck oder der Dichter Theodor Fontane - angezogen von den „heilsamen Kräfte der Quellen". Die ersten Gäste waren jedoch noch Frankfurter Familien, in deren Auftrag der Salinenverwalter Wartenberg 1722 ein Badehaus erbauen ließ - es war das erste Kurhaus namens Frankfurter Hof. „Es dauerte dann aber Jahrzehnte, bis weitere Häuser für die Kurgäste entstanden", sagt Erika Ullrich. Der Geschichte dieser Kurvillen, Hotels und privaten Quartiere sind die beiden Heimatforscherinnen gründlich nachgegangen. „Zweieinhalb Jahre lang suchten wir in dicken, staubigen, alten Stockbüchern", erzählt Edith Vetter. Sie wühlten in Akten des städtischen Bauarchivs, durchforsteten die Archive des Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden und des jüdischen Museums. Nicht zuletzt das Sodener Stadtmuseum lieferte nach ihren Worten reichlich Material. Auch stöberten sie in den Werken der Kurgäste und suchten Bemerkungen über die Taunusstadt - und wurden häufig fündig Kurhäuser vorgestellt Das Ergebnis kommt nun in einer erweiterten Neuauflage auf dem Markt und wird vom Historischen Verein Bad Soden herausgegeben. Fast 200 Seiten umfasst das Werk, das nicht nur die Villen vorstellt, sondern auch wieder das Leben berühmter Kurgäste wie Leo Tolstoi und Felix Mendelssohn-Bartholdy beschreibt. Als Leo Tolstoi im Sommer 1860 in Soden eintraf und sich in der eleganten Kurvilla der Familie Bernus du Fay an der Chaussee - heutige Königsteiner Straße 83 - einlogierte, war er noch ein unbeschriebenes Blatt, sagen die Autorinnen. Die Stadt blieb dem Russen in lebhafter Erinnerung. In seinem Roman Anna Karenina lässt Leo Tolstoi einige Szenen in Bad Soden spielen. „So geriet der kleine Kurort in die Weltliteratur", sagt Edith Vetter. Und Otto von Bismarck, der spätere Ehrenpräsident des Sodeners Gesangsvereins Apollo, war ein häufiger Gast, der gern im Kurpark spazieren ging. So haben die Autorinnen des Buches ein Zitat von Hedwig von Bismarck aufgetan: „Zu diesen Sodener Erinnerungen gehört noch ein Besuch bei meinem Vetter Otto von Bismarck." Sie sah ihn im Kurpark auf sich zukommen, „ein großer Herr in nicht besonders elegantem grauen Mantel und großem Schlapphut". Außer den literarischen Rückblicken stellt das Buch auch die Kurhäuser mit Bildern, Malereien und Zeichnungen vor. So erfährt der Leser vom Paulinenschlößchen, das die Witwe des Herzogs Wilhelm von Nassau hat bauen lassen, und das 1847 als Sommersitz bezogen wurde. Auch dass der Prinz der Niederlande und Sophie von Schweden in Bad Soden kurten, haben die Autorinnen recherchiert. Von 1950 diente das Schlösschen als gehobenes Restaurant und Treffpunkt für Tanzveranstaltungen. So hieß es in einem Touristenführer von 1975, sagt Edith Vetter: „Treffpunkt für Feinschmecker ist das Paulinenschlösschen."
Das Foto aus dem besprochenen Band zeigt das Frings Parkhotel in Bad Soden.
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