Der neue Heimatpfleger kennt das politische Geschäft
Bert Worbs tritt die Nachfolge von Dietrich Kleipa an und übernimmt die Tradition des Jahrbuches

Von Kathrin Althans

Die Staffel ist übergeben. Ende September quittierte Kreisheimatpfleger Dietrich Kleipa aus Altersgründen den Dienst, nun widmet sich Bert Worbs den geschichtlichen Dimensionen des Main-Taunus-Kreises. Landrat Berthold Gall (CDU) stellte den Historiker in einer Pressekonferenz vor.

MAIN-TAUNUS-KREIS. Einen Kreisheimatpfleger zu beschäftigen, sei eine freiwillige Aufgabe des Kreises, sagte Landrat Berthold Gall. Es habe daher mit Interesse und Gewichtung zu tun, dass man nach dem Abschied von Dietrich Kleipa nach einem Nachfolger Ausschau gehalten habe. Und die Wahl sei leicht gefallen: Bert Worbs ist studierter Historiker, der sich nach dem Studium in der Politik sein Geld verdiente. Zuletzt arbeitete er für die CDU im Hochtaunuskreis als Geschäftsführer von Kreisverband und Kreistagsfraktion. Außer der fachlichen Qualifikation hob Gall diese Herkunft positiv hervor: „Er kennt das politische Geschäft."

Der 42-Jährige Worbs stammt aus Klein-Auheim, heute ein Stadtteil von Hanau. Das Mittelalter war Schwerpunkt seines Studiums der Geschichte, der Völkerkunde und der Geografie in Frankfurt. Bald nach seinem Abschluss bekam er Gelegenheit, sein Hobby, die Politik, zum Beruf zu machen. Nach zwölf Jahren in verschiedenen Parteifunktionen gilt nun gleiches für den Schritt, wieder als Historiker zu arbeiten. Das ehrenamtliche Engagement in der Geschichtsforschung habe er nie aufgegeben, sagte Worbs. Jetzt hat er einen Arbeitsplatz im Büro des Landrats, der das bisher eigenständige Kulturamt damit stärker in die Kreisgeschäfte einbeziehen will. Vernetzung lautet denn auch der Auftrag für den Historiker, der die Initiativen und Geschichtsvereine im Kreis unterstützend begleiten soll. Auch die Denkmalpflege soll von der Kompetenz im Kreishaus profitieren. Weiter wird Worbs die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule pflegen, um die Geschichte des Kreises zugänglich zu machen.

Zwei Jubiläen beschäftigen den Kreisheimatpfleger schon jetzt. 2003 wird der Main-Taunus-Kreis 75 Jahre alt. Und 2004 jährt sich das Todesjahr des Missionars Bonifatius. Der irische Benediktinermönch ging als „Apostel der Deutschen" in die Geschichte ein. Bei der Mission der Friesen im Jahr 754 erschlagen, wurde der Leichnam zunächst nach Mainz überführt und von dort nach Fulda gebracht. Dieser Weg führte durch den heutigen Main-Taunus-Kreis und wird seit Jahrhunderten von Gläubigen als Bonifatius-Route ausgestaltet. Der Wetteraukreis regte eine Zusammenarbeit an, um den Weg 1250 Jahre nach dem Tod des Missionars erneut in Erinnerung zu rufen. Für beide Projekte kommt Worbs rechtzeitig, um langfristig zu planen und zu gestalten. Von Kleipa übernimmt er die Tradition des Jahrbuches für den Kreis, das seit 1993 regelmäßig erscheint.

Er freue sich auf seinen Job, sagte Worbs. Dass der Main-Taunus-Kreis historisch ein sehr lebendiges Gebilde sei, sei für ihn ein besonderer Reiz. Konfessionsunterschiede und unterschiedliche Herrschaftsbereiche kenne er aus seiner Heimatregion. „Mit den Brüchen bin ich aufgewachsen", sagte er, sie machen historisches Arbeiten spannender.

Frankfurter Rundschau -  14.11.00
23.6.05