Kanalarbeiter stoßen auf dicke Burgmauern
Quarzit-Wände schützten die Kronberger Festung schon vor 700 Jahren / Großer Umbau bereits um das Jahr 1500
VON CHRISTOPH MANUS

Vor dem Eingang der Kronberger Burg untersuchen Archäologen dicke Fundamente. Auch die aus Urkunden bekannte Keramik-Wasserleitung in die Stadt wurde gefunden. Sie war über Jahrhunderte in Betrieb.

Kronberg - 7. Juni 2005 - 1,50 Meter mächtig sind die zwei Mauern aus Taunus-Quarzit, die vor zwei Wochen bei Kanalarbeiten vor dem Burgtor freigelegt wurden. Dazwischen sind zwei 3,40 Meter breite und 3,50 Meter tiefe Gräben zu erkennen. „Wenn dort eine Mauer war", sagt Archäologe Robert Heiner und zeigt in den Graben, „muss auch hier eine zu finden sein. Die suchen wir jetzt." Noch bis Samstag haben er und seine Mitarbeiter dazu Zeit. Danach soll das Loch wieder verfüllt werden. Es versperrt schließlich den Zugang zum Burgtor.

Ein gestaffeltes Schutzsystem aus Mauern und Graben sei typisch für eine Burganlage wie die Kronberger, erklärt Heiner. Über die Gräben führte eine Zugbrücke. Überreste sind davon allerdings keine mehr zu finden.

Ein Eichenbalken blieb

Die Mauerfunde stammen vermutlich aus den Jahren 1375 bis 1410. Ein kleiner Eichenbalken, der bei den Mauern gefunden wurde, hilft bei der Datierung. Anhand der Jahresringe können die Archäologen erkennen, dass der Baum nach 1351 gefallt wurde.

Die Funde werfen teils ein neues Licht auf die Burggeschichte. So gehen der Archäologe Robert Heiner und der mit der Sanierung der Burg betraute Architekt Detlef Hortig davon aus, dass die Burg - anders als bisher angenommen - bereits um das Jahr 1500 in großem Stil umgebaut wurde. „Vor der Untersuchung nahmen wir an, dass die Burg um 1522 bei der Belagerung durch Landgraf Philipp Schaden durch die Artillerie Hessens genommen hat", sagt Heiner. Die Umbauten wurden bisher in die Zeit danach datiert.

Die Auswertung der Funde im Baugraben: Keramikscherben, Knochen, Küchenabfällen, Glas und Holz und der Vergleich der Erdschichten zeigt laut Heiner also, dass die Herren von Kronberg ihre Burg, bereits vor der Belagerung umbauen ließen.

Wieso sie das taten, ist bisher noch ungeklärt.

Bei den Grabungen sind die Archäologen zudem auf Reste einer alten Wasserleitung gestoßen. Sie haben Keramikrohre gefunden. Dass es eine solche Wasserleitung bereits im 16. Jahrhundert gab, belegte laut Architekt Detlef Hortig schon vor den Ausgrabungen ein Vertrag zwischen den Herren von Kronberg und den Bürgern aus dem Jahre 1550.

Das Geschlecht der Kronberger ließ sich damals eine Wasserleitung aus dem Taunus legen. Die Städter lieferten 2000 gebrannte Keramikrohre. Im Gegenzug wollten die Kronberger Ritter einen Teil des Wassers in die Stadt weiterleiten. Laut Ausgrabungsleiter Robert Heiner ist zu erkennen, dass diese Leitung regelmäßig gewartet wurde. „Sie war über Jahrhunderte in Schuss", vermutet er.

Die Stiftung Burg Kronberg hat die gegenwärtigen Sanierungsarbeiten an der Burg genutzt, um entlang der alten Wasserleitung zur Stadt nach Überresten aus der Burggeschichte zu graben. In der kommenden Woche gehen die Ausgrabungen eventuell auf dem Burghof weiter. Das muss laut Hortig aber noch mit der Stadt abgestimmt werden. Schließlich wird die Burg vor allem im Sommer fast jedes Wochenende für Kulturveranstaltungen genutzt.

Die Stadt Kronberg hat die Burg am 1. Dezember 1992 für damals 700.000 Mark von der Hessischen Hausstiftung gekauft. Für die 1993 begonnene Sanierung hat sie bereits mehrere Millionen Euro verwandt. Stadt und Burgverein haben 1994 die Stiftung Burg Kronberg gegründet. Diese kümmert sich seitdem um den Erhalt des Baudenkmals, den Aufbau des Museums und die schonende Nutzung der Burg durch kulturelle Veranstaltungen.

Die Burg kann nur an den Wochenenden besichtigt werden.

Frankfurter Rundschau -  8.6.2005 - Bild: Renate Hoyer -  mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau
23.6.05