Broschüre hält jüdische Spuren fest
Wegweiser zu historischen Orten der Kultur und Religion / Führung durch die Kreisstadt Hofheim am 2. Oktober 2005

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hat eine Sammlung von „Spuren jüdischen Lebens im Main-Taunus-Kreis" erarbeitet. Gestern präsentierte die Gesellschaft die Faltbroschüre mit historischen Orten jüdischer Kultur und Religion in den Gemeinden des Kreises.

MAIN-TAUNUS-KREIS „Wir wollen mit diesem Projekt die Orte der Erinnerung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur und Religion würdigen und einer breiten Öffentlichkeit im Main-Taunus-Kreis zugänglich machen", sagte gestern Christoph Diringer, Projektmitarbeiter und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ). Ziel sei es, den Bürgern einen Wegweiser an die Hand zu geben, damit sie den Spuren jüdischen Lebens in ihren Heimatorten nachgehen können.

Wo finden sich heute noch Spuren jüdischen Lebens im Kreis? Und wo haben Juden gelebt, bevor sie in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben oder ermordet wurden? Dies sind nur zwei Fragen des Forschungsprojekts. Das Ergebnis des Projekts ist eine Faltbroschüre.

Verzicht auf historische Fotos
Darin zeigen Farbfotos die aktuelle Ansicht historischer Orte jüdischer Kultur und Religion im Main-Taunus-Kreis, aber auch Kronberg, Königstein und Frankfurt-Höchst. „Wir haben bewusst auf historische Fotos verzichtet", so Diringer. Auch erhebe die Broschüre nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder den Rang einer wissenschaftlichen Arbeit. Erläutert werden die Aufnahmen durch einen kurzen Begleittext.

Grundlage der Arbeit war das Wissen des Hofheimer CJZ-Mitglieds Joachim Janz. Dieser hatte vor Jahren Rundfahrten durch den Kreis zu einzelnen Orten mit jüdischer Vergangenheit organisiert. „Das stieß auf großes Interesse. Ich war überrascht, wie viele dieser Orte es hier gibt", sagte Pfarrer Willi Schelwies, CJZ-Vorsitzender. Deshalb habe sich die Gesellschaft im vergangenen Jahr auf eine Sammlung der Orte konzentriert. „Ziel ist es, die Zeugnisse zu bewahren und die Erinnerung wach zu halten." Eine jüdische Gemeinde gibt es heute nicht mehr im Main-Taunus-Kreis. Die beiden nächsten befinden sich in Frankfurt und Wiesbaden.

Die ehemalige Judengasse in Hofheim ist einer der Orte jüdischen Lebens im Main-Taunus-Kreis. (Bild: Ilona Surrey)

Hessen war jahrhundertelang das Kernland des deutschen Judentums mit relativ vielen Kleingemeinden. Schelwies hofft, dass Institutionen, Kirchengemeinden und Schulen „sich auf die Spurensuche begeben".

Mit Hilfe einer Landkarte kann sich auch ein Ortsfremder orientieren. In die Recherche wurden den Angaben nach auch viele Hinweise der Stadtarchivare eingearbeitet. Die Broschüre, die in einer Auflage von 5000 Stück gedruckt wurde, soll an Stadtmuseen und Verwaltungen verteilt werden. Die gezeigten Fotos und Texte stehen auch auf der neue Internetseite der CJZ. www.cjz-maintaunus.de

CHRISTLICH-JÜDISCHE ZUSAMMENARBEIT

 Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) sind m Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Die bundesweit etwa 80 Gesellschaften mit rund 20.000 Mitgliedern haben sich im „Deutschen Koordinierungs-Rat" zusammengeschlossen und setzen sich ein für die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Juden und Christen sowie die Bewahrung der noch erhaltenen Zeugnisse jüdischer Geschichte. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis wurde 1988 in Hofheim von Vertretern der Kirchen, der jüdischen Gemeinden in Hessen, der Parteien und interessierten Menschen gegründet. Sie hat rund 160 Mitglieder.

 Der Heimatforscher Joachim Janz, der auch an der neuen CJZ-Broschüre mitgearbeitet hat, führt am Sonntag, 2. Oktober, unter dem Thema „Spuren jüdischen Lebens in Hofheim" durch die Kreisstadt. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Stadtmuseum m der Burgstraße Die Teilnahme kostet drei Euro. RME

FR 16.9.05 - mit freundlicher Erlaubnis der Frankfurter Rundschau
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