Der Fürst und die armen Verwandten
Hattersheim: Funde aus der Keltenzeit sind erstmals zu sehen

Von Gesa Fritz

Rund 2000 Jahre Ackerbau hat es überstanden. Dann wurde das faustgroße Ton-Ei bei Ausgrabungen in Hattersheim Südwest entdeckt. Es lag als Beigabe in einem keltischen Grab. „Das könnte das Spielzeug eines Kindes gewesen sein", vermutet Claus Bergmann vom Landesamt für Denkmalpflege. Wenn man das Ei schüttelt, klappert es wie eine Rassel.

Jetzt ruht es neben anderen Grabungsfunden in den ehemaligen Futtertrögen des Nassauer Hofes. „Kelten am Glauberg und in Hattersheim - Ein Fürst und seine armen Verwandten" lautet der Titel der Ausstellung, die in dieser Form erstmals Erkenntnisse der beiden großen Keltenfunde verbindet. Auf der einen Seite ist das Leben der reichen Fürsten am Glauberg dargestellt, auf der anderen das der eher „normalsterblichen" Familien in Hattersheim.

Beide Ausgrabungen führen in die Zeit des fünften und vierten Jahrhunderts vor Christus zurück.

„Der Fund in Hattersheim ist etwas ganz Besonderes, weil er zu den größten entdeckten Gräberfeldern dieser Zeit gehört", sagt Bergmann. Viele - zum Teil noch unbearbeitete - Funde sind in der Ausstellung erstmals zu sehen. Neben einer irdenen Schale, in der vermutlich eine Art Wegzehrung fürs Jenseits aufbewahrt war, liegt ein Puzzle aus Scherben. Grünlich angelaufene Bronzearmreife sind zu sehen ebenso wie Ringschmuck, der noch Erde, Knochen- und Faserreste umfaßt. „Wir wollen die Schritte vom Fund bis zum restaurierten Objekt zeigen - und daß hier noch unentdeckte Schätze lagern", sagt Bergmann. Fotos von den Ausgrabungsarbeiten runden das Bild ab.

Sehr anschaulich wird das Leben der keltischen Familien aber durch Bilder von Rekonstruktionen der Hütten und Menschen. Schrifttafeln informieren über die Erkenntnisse, die die Forscher gewonnen haben. So ergab die Untersuchung der Skelette, daß fast alle Frauen miteinander verwandt waren. „Das weist auf eine Frauenwirtschaft hin", sagt Bergmann. „Die Männer haben vermutlich von außen eingeheiratet und besaßen entsprechend kein eigenes Land und weniger Macht."

Abgerundet wird die Ausstellung durch Bilder und Schriften von den Ausgrabungen am Glauberg. Hier wird das Leben der Keltenfürsten veranschaulicht. Prunkstück ist eine mannsgroße Statue mit Schwert und Schild aus Sandstein, die in ihrer differenzierten Ausarbeitung einmalig ist.

Die Ausstellung wird heute um 19 Uhr in der Galerie im Nassauer Hof in Hattersheim eröffnet und kann bis zum 25. Januar an den Wochenenden von 12 bis 20 Uhr besucht werden.

Frankfurter Rundschau – 27.11.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Lesen Sie über die Anfänge der Grabungen!

Und... und... und...