Hattersheim taucht zum Geburtstag in seine Geschichte ein
Stadt feiert ihr 875-jähriges Bestehen im Sommer nächsten Jahres / Historie wird erlebbar / „Wir wollen Neubürger integrieren"
von F
ranziska Richter

Hattersheim würdigt im kommenden Jahr sein Jubiläum. Am Dienstag präsentierten Bürgermeister Hans Franssen (SPD) und sein Organisationsteam das Logo, die geplante Stadtchronik und das Highlight, eine Historien-Multimedia-Show.

Hattersheim - Eine Urkunde aus dem Jahr 1132 erwähnt erstmals die Stadt Hattersheim, die damals noch den Namen Heideresheim trug. Ein Ritter Haythar, „einer, der etwas zu sagen hatte", sei der Namensgeber im 12. Jahrhundert gewesen, erzählte Stadtarchivar Wilfried Schwarz bei der Vorstellung des Konzeptes der 875-Jahr-Feier, eine Reproduktion der Urkunde in der Hand. Das Original liegt im Staatsarchiv in Würzburg.

Die Urkunde ist der Grund für die Feierlichkeiten zum 875-jährigen Geburtstag von Hattersheim. „875 ist nicht unbedingt die Zahl für große Feste, aber wir wollen die Feste feiern wie sie fallen", sagte Bürgermeistern Hans Franssen (SPD). Die Feiern in Okriftel und Eddersheim hätten gezeigt, wie sie Menschen zusammenführen können. „Wir haben in Hattersheim viele neue Bürger. Wir veranstalten dieses Fest also auch, um sie zu integrieren", machte Franssen deutlich. Das Ziel der Jubiläumsfeier sei außerdem, „Geschichte erlebbar zu machen", sagte Franssen.

Die Organisation der Feierlichkeiten übernimmt neben der Stadtverwaltung auch das Kultur-Forum. Für das Logo, eine Silhouette der wichtigsten historischen Bauten in Hattersheim - des Posthofes, des Wasserwerkes, der Schwarzbachbrücke und des Kirchturmes - war der städtische Bautechniker Günther Raschke zuständig.

Suche nach Sponsoren

Dies alles läßt sich die Stadt etwas kosten: Mit Ausgaben von etwa 70.000 Euro rechnet der Bürgermeister, noch muß dies von den Stadtverordneten abgenickt werden. Eintrittsgelder und Sponsoren sollen einen Teil der Kosten decken: „Noch suchen wir Sponsoren. Vor allem wollen wir neue Firmen, die in Hattersheim sind, ansprechen", kündigte Franssen an. Der größte Kostenpunkt wird zugleich Höhepunkt der Festlichkeiten von Juni bis September 2007 sein: die „Hattersheimer Historiennacht" wie der Arbeitstitel zur Zeit noch lautet. Dabei wird der Innenhof des Nassauer Hofes an voraussichtlich vier Abenden im Juni und Juli 2007 nach Einbruch der Dunkelheit in einen historischen Ort mit modernen Ton- und Lichtschauspielen verwandelt.

Neben 360-Grad-Projektionen auf die Hauswände werden Sound-Collagen etwa das Umherfahren von Postkutschen vortäuschen. Dabei orientiert sich das Konzept an historischen Begebenheiten. Den Rahmen dafür bildet einer der wichtigsten europäischen Handelswege, der durch Hattersheim führte und um den sich zahlreiche Geschichten ranken. Zudem wird entlang dem Wechsel der Jahreszeiten über große und kleine Schicksale erzählt.

30.000 Euro werden für das Spektakel, das von Andy Malter von der Hattersheimer Medienagentur „das modular" und Hans-Jürgen Mock vom Posthofkeller entwickelt und umgesetzt wird, veranschlagt. „Wir wollen etwas Neues machen" kommentierte Franssen die Pläne für die Historiennacht. Noch steht das Konzept am Anfang. Das bedeutet auch, daß Dauer und Eintrittspeise noch nicht feststehen.
Hattersheim Logo

Das Logo zu den Feierlichkeiten im nächsten Jahr zeigt Hattersheimer Wahrzeichen.

Nicht neu, aber bewährt ist der „Kunstfa-1 den", der von der 900-Jahr-Feier in Okriftel \ vor drei Jahren wieder aufgenommen wird, ü In 16 Privathäusern und Gärten sollen an einem Wochenende im Juni Werke von, 35 Schülern aus Kursen von Anita Kalejaj zum Thema „Natur" ausgestellt werden.' Noch werden Hattersheimer gesucht, die ihre Räume zur Verfügung stellen. Wie schon für Okriftel erscheint zudem eine Chronik.

Eine Ausstellung über Hattersheim in einem der ehemaligen Sarotti-Gebäude von der Frühgeschichte bis in das 18. Jahrhundert beschließt den Festsommer, der zugleich das 25-jährige Jubiläum der Sanierung des Alten Posthofes und den 20. Geburtstag der Partnerschaft mit Sarcelles begeht. franziska richter

Frankfurter Rundschau - 12.4.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR