Mit dem Skalpell auf Knochenjagd
Hattersheim: Land unterstützt Restaurierung der Keltenfunde mit 55.000 Euro

Von Claudia Horkheimer

Mehrere Hundert Exponate hoffen die Archäologen bei der jetzt anstehenden Restaurierung der Funde aus dem Hattersheimer Keltenfriedhof zu finden. In zwei riesigen Kisten ruhen derzeit zahlreiche Erdblöcke, die aus der Nekropole geborgen wurden. Darin warten Grabbeigaben wie Schmuckstücke und Keramikgefäße sowie Überreste von Textilien und Knochen darauf, freigelegt zu werden. Diese Aufgabe übernimmt die Restauratorin Elisabeth Ziegler. Um ihre Arbeit zu finanzieren, erhält die Stadt Hattersheim im kommenden Jahr 55.000 Euro vom Landesamt für Denkmalpflege. „Es ist die zweithöchste Restaurierungsunterstützung, die in diesem Jahr in Hessen vergeben wurde", sagte Vera Rupp, stellvertretende Abteilungsleiterin für Archäologie und Paläontologie am Landesamt für Denkmalpflege, bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids an Bürgermeister Hans Franssen (SPD).

Fundstelle mit 50 GräbernElisabeth  Ziegler

1999 sorgte die Entdeckung von mehr als 50 Gräbern für Furore. Die Fundstelle im Südwesten Hattersheims gilt mittlerweile als eine der größten keltischen Nekropolen in Süddeutschland. Ihre Funde führen zurück ins fünfte Jahrhundert vor Christus und stammen aus der Zeit des Keltenfürsten vom Glauberg.

Einige der noch unbearbeiteten Stücke waren bereits Anfang des Jahres in einer Ausstellung in der Galerie im Nassauer Hof in Hattersheim zu sehen. Neben einer irdenen Schale, in der vermutlich Wegzehrung fürs Jenseits aufbewahrt wurde, gab es Bronzearmreife und Ringe zu sehen. Elisabeth Ziegler, die seit Oktober dieses Jahres für die Funde zuständig ist, hat etwa zehn weitere Exponate restauriert. Und das heißt: Sie muß sie mit einem Skalpell aus den Erdblöcken schälen, Verkrustungen und Schmutz der Jahrtausende vorsichtig entfernen, bis die Patina hervortritt, die sich mit der Zeit gebildet hat.

Zukunft der Exponate unklar

Diese grünbläuliche Schicht, die etwa den normalerweise glänzenden Bronzeschmuck überzieht, ist erwünscht und soll erhalten bleiben. „Wenn man zu stark kratzt, zerstört man die Oberfläche", erklärt Ziegler. Bei den Keramikgefäßen gehört es zu ihren Aufgaben, die fehlenden Teile durch Gips zu ersetzen und zu bemalen. Etwa zwei bis drei Tage benötigt die Restauratorin für ein einziges Stück.

Mindestens ein Jahr Kleinstarbeit steht Ziegler bevor. Bei Bedarf könne die Förderung verlängert werden, sagte Rupp. Offiziell ist die Restauratorin eine Mitarbeiterin der Stadt, der die Funde gehören und die bereits 250.000 Euro in die Ausgrabungen investiert hat. Dennoch arbeitet Ziegler in der Werkstatt des Landesamts in Wiesbaden, weil die Funde dort sachgemäß gelagert werden können. Was mit den Exponaten schlußendlich geschehen soll, ist noch unklar.

Am Fundort hat die Stadt indes für 780.000 Euro einen „Keltenpark" angelegt. In der 13.000 Quadratmeter großen Spiel- und Grünanlage erinnern Sandstein-Stelen an das keltische Erbe.

Frankfurter Rundschau – 9.12.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR