Ausstellung um 300 Jahre erweitert
Stadt Kelkheim stellt erweitertes Museumskonzept vor

Ein weiterer Abschnitt des Kelkheimer Museums ist vollendet: Er zeigt die Geschichte der Stadt vom 16. bis 18. Jahrhundert. Zudem ist das Konzept für die „Straße der Schaufenster" fertig, in der auch die Schreinergeschichte und die Stilentwicklung bei Möbeln dargestellt werden soll.

KELKHEIM - „Die Stadt braucht ein so kleines und feines Museum", sagte gestern Bürgermeister Thomas Horn (CDU) bei der Präsentation des neuen Museumsabschnitts und des Konzeptes für die Abteilung „Straße der Schaufenster" in den Museumsräumen. 250.000 Euro seien bislang für das „Kleinod" aufgewendet worden. 100.000 Euro davon stammen von der Stadt, der Rest von Spendern und Sponsoren. Der gesamte Betrieb werde ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern abgewickelt. „Dies ist keine Selbstverständlichkeit."

Horn lobte das Konzept: Im Treppenaufgang durchschreite der Besucher die Kelkheimer Geschichte. Dort haben Museumsdesignerin Susanne Michelsky und Stadtarchivar Dietrich Kleipa Tafeln - zum Teil zum Klappen - angebracht und die wichtigsten Ereignisse der Stadtgeschichte dargestellt. „Zeitstufen" heißt dieser Teil der Ausstellung, „über die Stufen gehen wir vorwärts in der Zeit", sage Kleipa. Vom „Roteldis-Stein" aus dem siebten Jahrhundert über die Ersterwähnung von Fischbach und Münster als „Fischebah" und „Liderbach" im achten Jahrhundert bis zum Bau der ersten Kapelle in Hornau im 15. Jahrhundert war die Geschichte schon dargestellt. Leider sei gerade für den neu eingerichteten Zeitraum vom 16. bis 18. Jahrhundert „nur wenig Material vorhanden gewesen", sagte Kleipa. Zu den Prunkstücken zählt die Kopie einer farbigen Zeichnung des ältesten Kelkheimer Gerichtsbuchs von 1514 bis 1590. Die Zeichnung zeigt Karl den Großen und den heiligen Bartholomäus. Bis in den ersten Stock reiht sich Tafel an Tafel, ergänzt durch kleinere Ausstellungsstücke.

Das Museum war im vergangenen Jahr nach langer Standortsuche im Holunderhof der Schreinermeisterin Sigrun Hörn untergekommen, 22.000 Euro muss die Stadt jährlich an Miete zahlen. 35.000 Büro kostet der jährliche Betrieb.

Der Museumsverein befinde sich an seiner Leistungsgrenze. Deshalb könne in diesem Jahr auch nicht mehr das Konzept für die „Straße der Schaufenster" umgesetzt werden, in der unter anderem die Schreinergeschichte und die Stilentwicklung der Möbel im Kelkheimer Möbelmuseum dargestellt werden sollen. Rund 12000 bis 15000 Büro würde die Umsetzung kosten.

Sechs Zeitphasen

Das Schaufenster der Möbel erstreckt sich entlang der Fensterseite des Museums. Zur Zeit sind schon einige Möbel zu sehen. Das Konzept der Historikerin Monika Öchsner-Pischel sieht vor, die wirtschaftsgeschichtliche Entwicklung der Möbelstadt darzustellen. Die „Straße der Schaufenster" symbolisiert die Frankfurter Straße, in der sich im Laufe der Jahrzehnte Schreinerwerkstätten und Möbelhäuser ansiedelten.
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Der neue Ausstellungsteil im Kelkheimer Museum:
Stadtarchivar Dietrich Kleipa hat mitgestaltet.

Sechs Säulen trennen im Museum so genannte „Schaufensterkojen" und bilden Zeit- und Themenzentren innerhalb der 100-jährigen Kelkheimer Möbelgeschichte. Texttafeln, Informationsboxen und Ausstellungsstücke sollen die Besucher über sechs Zeitphasen informieren. Dargestellt werden das 19. Jahrhundert, die Zeit um 1900 mit dem Schreinerstreik von 1903 und die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg mit dem Jahr 1910, als zahlreiche Esel für Transporte nach Kelkheim gebracht wurden. Außerdem soll die Spanne zwischen Weltkrieg und Wirtschaftskrise, die Zeit unter den Nationalsozialisten sowie die zwischen Zweitem Weltkrieg und Wirtschaftswunder veranschaulicht werden. Geplant ist auch, an den Säulen die Namen von Schreinern und Betrieben der jeweiligen Zeit anzugeben.

Mehr als 300 Schreiner und Betriebe waren es einmal zu Hochzeiten in Kelkheim - heute sind es den Angaben nach noch sieben Schreinerfirmen und rund 30 Möbelhanddlungen. Bürgermeister Horn gab sich am Rande der Präsentation zuversichtlich, dass das Konzept im nächsten Jahr umgesetzt werden könne. Bei den gerade laufenden Gesprächen im Magistrat zur Haushaltsaufstellung sei ein „namhafter Betrag" für das Museum vorgesehen. RALF MUNSER

DAS MUSEUM in der Frankfurter Straße 21 ist mittwochs von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Informationen über spezielle Führungen gibt es unter der Rufnummer 06195/803850.

Frankfurter Rundschau, 27. 10.05 - mit freundlicher Erlaubnis der FR