Rad und Sparren
Die Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus e.V. ist soeben mit ihrer Nr. 39 erschienen. Lesen Sie spannende Beitrage:

    Gottfried Kiesow: Die Bedeutung des Historismus für Wiesbaden und Hochheim

    Rainer Taranczewski: Siegfried, Emma und Manfred Nassauer - Eine jüdische Familie in Kriftel in der Zeit des Nationalsozialismus

    Bernd Christ: Zeugen eines vergessenen Krieges - Der Krieg 1870 - 1871

Umschlagbild:
Hochheim, ehemalige Villa Burgeff, Mainzer Straße 35 (heute Eigentum der SR+S 2009 - 39 003tadt Hochheim)

Die folgenden knappen Auszüge sollen Ihnen einen Vorgeschmack bieten.

Die Bedeutung des Historismus für Wiesbaden und Hochheim

Gottfried Kiesow

Wie kaum eine andere Stadt wird Wiesbaden von der Baukunst des Historismus geprägt, denn es wuchs innerhalb von etwas mehr als hundert Jahren von einer Kleinstadt mit 2.500 Einwohnern 1799 zu einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern 1910. So zeigt der Stadtplan von 1799 (Bild 1) die unansehnliche Altstadt mit ihren winkligen mittelalterlichen Gassen und barocken, geraden Straßen, das Ganze ohne zusammenhängende Stadtmauer, umgeben aber von einem Kranz von Gärten und Parkanlagen. Nachdem das Herzogtum Nassau gegründet worden und Wiesbaden zu seiner Hauptstadt erwählt worden war, bemühte sich die herzogliche Verwaltung um eine architektonische Aufwertung, in dem man um die Altstadt herum fünf Straßen anlegte, die einseitig an der Stadtseite mit klassizistischen Neubauten anlegte, die den Eindruck einer neuen, modernen Stadt vermitteln sollten. Die Pläne dafür stammten von Carl Florian Goetz, der mit der Friedrichstraße begann, dann nach Süden parallel dazu die Luisenstraße und schließlich die Rheinstraße anlegte. An der Ostseite folgte die Wilhelmstraße, im Norden die Taunusstraße, im Westen die Schwalbacher Straße und schließlich durch Christian Zais 1818 die Röderstraße, womit das sogenannte Historische Fünfeck vollendet war. Um Bauherren anzulocken, erließ der Herzog die sogenannten Baugnaden, die sich aus einem kostenlosen Grundstück, einem Zuschuß für die Fassadenkosten und einer Steuerfreiheit von 10 Jahren zusammensetzten. Die Bauherren mußten sich jedoch an den von Goetz entworfenen Modellbauten orientieren, die einst das ganze Historische Fünfeck umgaben, an mehreren Stellen auch noch erhalten sind, so beim Haus Friedrichstr. 5 (Bild 2). Es sind schlichte zweigeschossige Putzbauten von fünf Achsen mit dem Eingang in der Mitte und einem schiefergedeckten Satteldach. Sie durften nicht aneinander gebaut werden, sondern durften nur durch einen Torbogen verbunden sein, der nach 1866 vielfach überbaut worden ist. In der Nerostraße gibt es noch mehrere solcher Modellhäuser, so das Haus Nr. 24 (Bild 3).

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Siegfried, Emma und Manfred Nassauer
Eine jüdische Familie in Kriftel in der Zeit des Nationalsozialismus
Ermordet in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Majdanek und Theresienstadt

Rainer Taranczewski

Wer sich heute mit Kriftel und seiner Geschichte beschäftigt, wird keinerlei Spuren von Siegfried, Emma und Manfred Nassauer, der einzigen jüdischen Familie, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Kriftel lebte, finden. Nur wenige Bürgerinnen und Bürger haben diese Familie noch gekannt. Die Familie Nassauer war die einzige Krifteler Familie, die in den Konzentrationslagern ermordet wurde. Diese Familie mit ihrer Geschichte ist Teil der Geschichte Kriftels. Die schwierige Beschaffung von Dokumenten in vielen Archiven läßt eine lückenlose Darstellung des Lebensweges der Familie Nassauer nicht zu. Viele Dokumente wurden unmittelbar vor Kriegsende - oder kurz danach - gezielt vernichtet. Meinem Neffen Benedikt Wach danke ich für die Recherchen im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden.

München 2009
Rainer Taranczewski

Jüdisches Leben in Kriftel vor 1900

Man darf davon ausgehen, daß es in Kriftel zu keiner Zeit eine eigene jüdische Gemeinde gab. Für eine solche Gemeinde gibt es keinerlei Hinweise. Die Dokumente aus vergangenen Jahrhunderten zeigen aber, daß immer wieder einzelne jüdische Familien in Kriftel gelebt haben. Die nachstehenden Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

1639
In der letzten Eintragung des Krifteler Oberschultheißen Johann Grembs in seinem „Brody goll" vom 21. 2.1639 wird der Krifteler Schutzjude Josab genannt.

1795
1795 bestimmt das Oberamt Höchst, dass der Jude in Kriftel und sein Knecht abwechselnd die Schule in Hofheim und Hattersheim zum Gottesdienst besuchen sollen.

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Zeugen eines vergessenen Krieges Der Krieg 1870-1871

Bernd ChristR+S 2009 - 39 004

Der deutsch-französische Krieg von 1870-1871 ist heute weitgehend vergessen. Meist wird nur kurz auf die Ereignisse eingegangen, die mit der Errichtung des zweiten deutschen Kaiserreiches endeten. Der kurz geschilderte Kriegsverlauf und die zugehörigen Zahlen wurden dem zweibändigen Werk „Krieg und Sieg 1870-71" des Königlichen Archivars und Universitätsprofessors Dr. von Pflugk-Harttung aus dem Jahre 1896 entnommen.

Im zweiten Abschnitt soll über die Auswirkungen des Krieges in unserer Heimat berichtet werden. Das „Kreisblatt für den Landkreis Wiesbaden" und „Der öffentliche Anzeiger zum Amtsblatte der Königlichen Regierung zu Wiesbaden" waren den Zeitgenossen Informationsquelle für alle amtlichen Mitteilungen.

Im heutigen Main-Taunus-Kreis und im ehemaligen Kreis Höchst wurden in den Jahren 1871 bis 1914, wie überall im Deutschen Reich, zahlreiche Gedenktafeln und Denkmale zur Erinnerung an den Krieg von 1870 bis 1871 und die Gefallenen errichtet. Die noch vorhandenen werden abschließend als Bestandsaufnahme in Bild und Text vorgestellt.

Der Kriegsverlauf

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Die Staaten des Norddeutschen Bundes und Süddeutschlands traten an die Seite Preußens. Mobilmachung und Truppenaufmarsch erfolgten in bisher nicht gekannter Präzision und Schnelligkeit. Dabei kam der Eisenbahn und der Telegraphie zentrale Bedeutung zu. Uber den Kriegsverlauf wurde mittels Depeschen vom Kriegs-Schauplatz informiert. Die erste von 189 Depeschen erschien am 30. /31. Juli 1870.

Bereits am 4. August überschritten deutsche Truppen die Grenze zu Frankreich. Verlustreiche Schlachten, Gefechte und Scharmützel folgten. Entscheidende Schlachten fanden schon im August bei Woerth und Metz statt. In Metz wurden ca. 175.000 Franzosen eingeschlossen, die nach der Kapitulation der Stadt in Gefangenschaft gingen. Am 1. September 1870 wurde eine französische Armee, an der Spitze Kaiser Napoleon III., in der Festung Sedan eingeschlossen. In aussichtsloser Lage erfolgte am 2. September 1870 die Kapitulation.

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R+S 2009 - 39 002Zu beziehen durch:

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20.11.09