Hofheimer „Schulhausrevolte" jährt sich zum 175. Mal
Auflehnung gegen die Obrigkeit wurde 1831 nach zwei Tagen niedergeschlagen / Sonderausstellung im September

Heute vor 175 Jahren lehnten sich Hofheimer Bürger gegen herzogliche Willkür auf. Zur „Schulhausrevolte" in Hofheim bereitet das Stadtmuseum für Anfang September eine Sonderausstellung vor. Die Revolution währte nur kurz.

Hofheim  - Die Hofheimer sollten damals ihre neue Schule in der Burgstraße selbst bauen und auch bezahlen. Das verfügte die Regierung des Herzogtums Nassau vor 175 Jahren und zog damit den Zorn der Bürger auf sich. Sie richteten eine Petition an die Landesdeputierten in Wiesbaden. Doch die Hofheimer Abordnung kehrte am 2. Mai ohne Erfolg aus der Landeshauptstadt zurück - der Herzog hatte die Landesständische Deputiertenversammlung gerade aufgelöst.

Einen Tag später brachen sich Wut und Enttäuschung Bahn. Einige Hofheimer Bürger rissen am 3. Mai 1831 das ungeliebte Schulgebäude, das noch ein Rohbau war, einfach nieder. Am Tag darauf errichteten junge Burschen einen Freiheitsbaum - das Symbol der Revolution und der Republik, der Freiheit und der Gleichheit. Bürger aus Hattersheim unterstützten den Protest gegen die herzogliche Willkür.

Hintergrund des Aufruhrs seien soziale Not, hohe Steuer- und Schuldenlasten, verursacht durch Krieg, Krankheiten und Mißernten gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Die Revolution währte in Hofheim allerdings keine 48 Stunden. Am 5. Mai zog ein Militärkommando mit Infanterie und Artillerie in die Stadt, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.

Gegen alle Beteiligten wurde ermittelt - 25 Bürger kamen vor das Kriminalgericht in Wiesbaden. Mehrere „Rädelsführer" wurden in dem Prozeß zu Haftstrafen von bis zu fünf Jahren verurteilt, die sie im „Correctionshaus", einer Arbeits- und Besserungsanstalt, oder im Gefängnis verbüßen mußten. So endete der Aufstand, der als „Schulhausrevolte" in die Stadtgeschichte einging, mit einem totalen Mißerfolg. Die Schule wurde gebaut und die Hofheimer mußten die Kosten für den Neubau tragen. Das Herzogtum Nassau setzte seine Forderungen auf ganzer Linie durch.
Hofheim Schulgebäude 1831

An dem roten Sandsteingebäude in der Burgstraße entzündete sich heute vor 175 Jahren in Hofheim der revolutionäre Funke: Die so genannte Schulhausrevolte begann.

Zudem gerieten mehrere Familien wegen der Verurteilungen ihrer Ernährer zu Gefängnisaufenthalt oder hohen Geldstrafen in große Not. Das rote Sandsteingebäude, an dem sich im( politischen Vormärz in Hofheim der revolutionäre Funke entzündete, steht noch immer in der Burgstraße. Das Haus mit der Nummer 9 befindet sich neben dem Stadtmuseum und gehört heute der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul.

 

Geist der Freiheit

Zum Jubiläum bereitet das Stadtmuseum für Anfang September eine Sonderausstellung über die „Schulhausrevolte" vor. Unter dem Titel „Bürgerwille gegen Herrscherwillkür, Hofheim am Taunus - eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution" sollen die Einflüsse durch das Gedankengut der französischen Revolution verdeutlicht und die Unterdrückung demokratischer Bewegungen und revolutionären Gedankenguts dokumentiert werden.

Die Ausstellung ist Teil des Projektes „Geist der Freiheit - Freiheit des Geistes" der Kultur-Region Frankfurt-Rhein-Main und der Veranstaltungen zum Jubiläum „200 Jahre Nassau". Infos gibt es unter www.geist-der-freiheit.de. Schon jetzt ist in der Dauerausstellung des Stadtmuseums ein Hörspiel über die Ereignisse zu hören. BHE

Frankfurter Rundschau - 3.5.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR