Süße Souvenirs
Hattersheim: Eine Ausstellung arbeitet erstmals die Geschichte der Zuckerfabrik auf

Von Gesa Fritz

Es liegt Nebel über der Geschichte der Zuckerfabrik Maingau. Wichtige Dokumente wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört, Zeitzeugen leben nicht mehr. In Hattersheim erinnert allein der 45 Meter hohe Schornstein auf dem ehemaligen Sarotti-Gelände an das Unternehmen.

Dabei war die Maingau einmal nicht nur der wichtigste Arbeitgeber vor Ort. Sie hat, wenn man dem Stadtarchivar Wilfried Schwarz folgt, vor 125 Jahren die Industrialisierung in Hattersheim eingeleitet.

Eine Ausstellung „125 Jahre Zucker und Schokolade in Hattersheim" versucht jetzt erstmals die Chronik des Unternehmens aufzuarbeiten und erzählt dabei auch die Geschichte des Zuckers.

Die Zuckerfabrik Maingau wurde im Jahr 1884 gegründet. Die Voraussetzungen waren gut: In den Großstädten ringsum stieg mit dem Wohlstand der Bevölkerung auch die Nachfrage nach süßen Leckereien.

Viele Bauern stiegen deshalb auf den lukrativen Anbau der Zuckerrüben um. Hattersheim eignete sich wegen seiner Lage zwischen Frankfurt und Wiesbaden und des Bahnhofs besonders als Fabrikstandort.

In der Blütezeit arbeiteten 250 Beschäftigte in der Fabrik - Hattersheim zählte damals knapp 2500 Einwohner. Fast alle Informationen, die der Stadtarchivar zusammengetragen hat, stammen aus sekundären Quellen. So fand Schwarz in einem Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr von 1901 den Eintrag, daß eine Scheune in der Nähe des Hauptgebäudes der Maingau gebrannt haben soll. Nach nur 20 Jahren ging die Zuckerfabrik Konkurs. Schwarz vermutet, daß die Ursachen Mißmanagement und der Preiskampf des Konkurrenten Südzucker in Großgerau waren. Auf dem Grundstück versuchte sich zuerst eine chemische Fabrik, bevor 1922 eine Schokoladenfabrik auf dem Gelände gegründet wurde, aus der später Sarotti hervorging. 1995 schloss dann auch diese Fabrik ihre Tore.

In der Ausstellung sind nicht nur die wenigen verbliebenen Dokumente der Zuckerfabrik Maingau zu sehen, wie Aktien, Baupläne oder alte Fotos. Es werden auch historische Erntegeräte gezeigt, Zuckerrüben, Rohrzucker oder eine Drangiertrommel zur Bonbonherstellung. Nicht nur in der Ausstellung, auch allgemein in der Stadt kreist für vier Tage alles um den Zucker. Unter dem Motto „Hattersheim zuckersüß" gibt es süße Spezialitäten aus aller Welt auf dem Wochenmarkt, eine kulinarische Lesung oder ein Schokoladenseminar.
Zuckerfabrik Maingau 1903


So schön war die Zeit: Die Zuckerfabrik Maingau auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1903. Bild: STADT HATTERSHEIM

 

"ZUCKER-GENUSS"

Die Ausstellung „125 Jahre Zucker und Schokolade in Hattersheim" wird am Donnerstag, 12. November in der Galerie im Nassauer Hof eröffnet.

„Wochenmarkt zuckersüß" am I3. November von 14 Uhr bis 18 Uhr auf dem Marktplatz.

„Bittersüße Schokolade": Kulinarische Lesung am 13. November um 20 Uhr in der Stadtbücherei.

„Schokolade zum Frühstück": Ein humoristischer Start in den Tag am 14. November ab 9.30 Uhr im Central Coffee.

Pralinenmachen im Schulkinderhaus Rathausstraße für Kinder ab acht am 14. November ab 11 Uhr.

„Doppelt genießen": Ein Schoko- und Weinseminar im Seniorenzentrum Altmünstermühle am 14. November ab 19 Uhr. Gf

Frankfurter Rundschau - 6.11.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR