Und es gab doch einen Treppenturm
Hofheim: Sanierung des Kellereigebäudes in letzten Zügen / Neue historische Erkenntnisse

Von Claudia Horkheimer

Wo es vor Jahrhunderten nach dem Mist der kurfürstlichen Rösser stank, liegt heute der Geruch von frischem Putz in der Luft. Die Sanierung des Kellereigebäudes - ehemalige Jagdresidenz des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn und Wirtschaftshaus für das Wasserschloß - neigt sich ihrem Ende zu.

Nach einem harten Winter, in dem die Wände kaum trocknen konnten, und Problemen mit den Lieferanten verschob sich die für Juni geplante Fertigstellung. Jetzt soll das Haus der Vereine Anfang Oktober wieder eröffnet werden, sagte Stadtrat Wolfgang Winckler (SPD) bei einer Baustellenführung. Die letzten Arbeiten am Gebälk des Hexenturms sind abgeschlossen. Es fehlen noch die Sanitär- und Elektroinstallationen, der weiße Innenanstrich und der orangegelbe Linoleumfußboden.

Und während die Bauarbeiter bei unmenschlichen Sommertemperaturen schwitzend am Verputzen sind, gewinnen die Historiker immer wieder neue Erkenntnisse über die Geschichte des Baus, dessen älteste Mauerreste von 1426 stammen. Jüngste Entdeckung: Es gab auf der Südseite im 17. Jahrhundert eine Außentreppe, da das Erdgeschoß als Marstall diente. Das belegt eine Zeichnung, die man bisher für fehlerhaft hielt. Doch Bauhistoriker Hans-Hermann Reck fand Überreste des Treppenaufgangs an der Außenwand, und der Historiker Dieter Reuschling entdeckte in alten Akten einen Kostenvoranschlag für eine Spindeltreppe.

Weiterhin unklar ist, wie tief der Hexenturm unter die Erde reicht. Die Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt buddelte in dem ehemaligen Verlies zwei Meter tief, ohne auf ein Ende zu stoßen. Doch wegen der Statik mußte die Grabung beendet werden. Der Turm wird künftig bei Führungen zugänglich sein. Weitere Einblicke soll eine Ausstellung zur Geschichte der Kellerei und des Wasserschlosses geben, die in den einzigen Raum mit erhaltener Stuckdecke einziehen wird.

In den anderen Räumen werden die Büros des Vereinsrings, 26 Vereine mit ihren Übungsräumen und die Seniorenhilfe unterkommen. Auf insgesamt 750 Quadratmetern gibt es einen Saal für 90 Leute sowie zahlreiche schallisolierte Räume, in denen Schachturniere ausgetragen werden und Chor und Blasbläser üben können, ohne die Anwohner zu stören. Dafür wurde eine 70.000 Euro teure Belüftungsanlage installiert, erklärt Bauleiter Nikolaus Mehlhart. Insgesamt kommt die energetisch moderne und behindertengerechte Sanierung auf vier Millionen Euro.

Frankfurter Rundschau - 13.7.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Und hier die - lange  - Vorgeschichte!