Ehemaliges Hofheimer Wasserschloß wird saniert
Bröckelnde Mauer des ältesten Gebäudes der Kreisstadt bekommt „anderen Charakter" / Baubeginn im Frühjahr

Ein erster Schritt hin zu einem schöneren Entrée in die Altstadt wird im Frühjahr getan: die Stadt macht 765.000 Euro für das ehemalige Wasserschloß auf dem Kellereiplatz und seine Umgebung locker.

Von Susanne Schmidt-Lüer

Hofheim - Efeu überrankt hier und da die Mauern, die vom alten Wasserschloß noch übrig geblieben sind. An weiten Teilen hält Drahtgeflecht die dunkel gewordenen Steine zusammen. Wo eine harte Masse Bachkatzen und Feldgestein verbinden sollte, stäubt Sand. Diesem Zustand wollen die Hofheimer Parlamentarier ein Ende bereiten.

Planungsdezernent Wolfgang Winckler (SPD) erhielt grünes Licht im Bauausschuß: „Im Frühjahr wollen wir ein Gerüst stellen und anfangen." Sind die alten Steine gereinigt, wird die Mauer „einen ganz anderen Charakter" erhalten, ist Winckler überzeugt.

Das Wasserschloß, das manche Besucher Hofheims verdutzt suchen, aber nicht finden, weil nur noch die Mauern und das alte Kelterhaus stehen, wird nach den Sanierungsarbeiten besser wahrnehmbar sein. Denn die alte Brücke, die einst vom Rande des heutigen Parkplatzes am Kellereigebäude auf den Eingang des Wasserschlosses zuführte, soll wieder freigelegt werden. Der Durchgang, der direkt am Wasserschloß vorbei zur Kirschgartenstraße hinunterführt, wird dann nicht mehr benutzbar sein, weil ihn die Brücke überspannt.

Über das Wasserschloß machten sich auch die Teilnehmer des städtebaulichen Wettbewerbs „Kellereiplatz und Umgebung" Gedanken. Die Stadt hatte ihn ausgelobt, um den Übergang vom geplanten Fachmarktzentrum auf dem Chinonplatz zu den bestehenden Geschäften in der Altstadt möglichst ansprechend zu gestalten.

Die 1. Preisträger des Wettbewerbes, das Architekturbüro Trojan + Trojan aus Darmstadt, wurden nun einstimmig vom Planungsausschuß beauftragt, detailliertere Entwürfe für die Umgebung des Wasserschlosses zu erarbeiten. Die Wettbewerbsgewinner wollen den ehemaligen, heute zugeschütteten Wassergraben als tiefergelegten Garten nutzen und die alte Brücke freilegen.

Als „hervorragende Umsetzung mit starkem optischen und städtebaulichen Reiz" wertet die Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt diese Idee. Sprecher Andreas Friedrich nennt es „vernünftig", das Wasserschloß zu sanieren. Er mahnt aber, den Graben „in der entsprechenden Dimension umzusetzen und nicht kleiner zu machen", weil sonst die Proportionen nicht stimmten.

Noch Beratungsbedarf im Ausschuß

Friedrich begrüßt die Entscheidung des Planungsausschusses, die künftigen Platzkanten des Kellereiplatzes noch nicht festzulegen. Er fordert, „über den Kellereiplatz nicht zu entscheiden, bis klar ist, was mit dem Chinonplatz passiert". Schließlich sei der Wettbewerb für den Kellereiplatz genau auf das Ladenzentrum ausgerichtet gewesen. Niemand glaube aber inzwischen mehr, dass das Gebäude so gebaut werde.

Weil die Mehrheit im Bauausschuß laut Wolfgang Winckler noch Beratungsbedarf zeigte, wurde noch nicht beschlossen, den Kellereiplatz im Westen und Süden so zu begrenzen, wie es die Wettbewerbssieger vorschlugen. Dennoch werde ein „Arbeitsgraben" für die Sanierung der Mauern des Wasserschlosses angelegt.

Es müsse zu einem späteren Zeitpunkt beraten werden, ob dieser Graben bestehen bleibt oder wieder geschlossen wird.
Bröckelnde Mauern des Wasserschlößchens

Die bröckelnden Mauern des Hofheimer Wasserschlosses müssen saniert werden, empfehlen Denkmalschutz und Bauausschuß.

Stadtarchivarin Roswitha Schlecker datiert das Wasserschloß etwa auf das Jahr 1356. Dies habe die Untersuchung eines Stückes des Holzgerüsts aus der Mauer ergeben. Anfangs hätten die Herren von Hofheim im Schloss gewohnt, später gehörte es zu Kurmainz. Neben einer Wohnstätte beherbergte das Wasserschloß Stallungen. Während das eigentliche Schloß schon lange nicht mehr steht, ist ein Kelterhaus erhalten, das bereits 1793 erwähnt wird.

Das Schloss war nicht nur von einem Graben umgeben: Die steinerne Brücke habe außerdem über einen „herrschaftlichen Weiher" geführt, berichtet Stadtarchivarin Schlecker.

Frankfurter Rundschau – 9.11.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR