„Park soll lokale Identität stiften"
Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main nimmt ehemaliges Ziegeleigelände in Regionalparkroute auf

Der Krifteler Ziegeleipark ist die neue Station der Regionalparkroute, die einmal vom Main bis in den Taunus führen soll. Nach fast zweijähriger Bauphase haben die Gemeinde Kriftel und der Planungsverband Frankfurt/Rhein-Main den knapp vier Hektar großen Park gestern eröffnet.
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Wieder ist ein Teil der Regionalparkroute fertig: Viele Besucher schauten sich bei der Eröffnung den Ziegeleipark in Kriftel an.

KRIFTEL - Fußgänger spazieren über die sandigen Wege, vereinzelt auf den Bänken sitzende Menschen genießen die Ruhe und den Ausblick auf die Frankfurter Skyline, die an diesem Vormittag allerdings nur schwach im Dunst zu erkennen ist.

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Harte körperliche Arbeit mussten die Männer in der ehemaligen Ziegelei leisten.

Das Gelände im Norden Kriftels strahlt schon Parkatmosphäre aus, auch wenn an den blauen Stahlpergolen nur sporadisch Pflanzen ranken und die zwischen den Wegen liegenden Flächen noch nicht vollständig bewachsen sind. „Auch der Freizeitpark sah kurz nach seiner Fertigstellung vor mehr als dreißig Jahren so nackt aus", erinnert Bürgermeister Paul Dünte (CDU) die rund 50 Bürgerinnen und Bürger, die zur Eröffnung des Ziegeleiparks gekommen sind und mutmaßt: „Wenn der Ziegeleipark einmal so alt ist, wird er ebenso wenig aus Kriftel wegzudenken sein wie heute der Freizeitpark."

Nach fast zwei Jahren Bauzeit ist der 3,8 Hektar große Park an der Grenze zu Frankfurt-Zeilsheim nun ein Teil der Regionalparkroute, die sich im fertigen Zustand vom Main bis in den Taunus ziehen und den dort wohnenden Menschen als Naherholungsgebiet dienen soll. An dem künftig 450 Kilometer langen Wegenetz, das der damalige Umlandverband Frankfurt (UVF) 1994 entworfen hat, liegen bisher 26 Stationen mit Grünflächen oder historischen Sehenswürdigkeiten; darunter etwa das Rosarium in Hattersheim, die Alten Kalkbrennöfen in

Flörsheim und die Grünanlage Pfortenborn in Hochheim-Massenheim. Das ehemalige Ziegeleigelände in Kriftel ist die jüngste Attraktion an der bisher knapp 70 Kilometer langen Strecke und soll nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern eine Gelegenheit bieten, sich beim Anblick des Taunus oder beim Spielen auf den Wiesen zu entspannen, sondern dabei auch ein Stück Ortsgeschichte verkörpern, wie Stephan Wildhirt erklärt: „Der Park soll lokale Identität stiften", so der Direktor des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, der die Arbeit des UVF übernommen hat. Aus diesem Grund erinnern Skulpturen aus Ziegelsteinen, eine Ziegelmauer mit Tor in Richtung Zeilsheim sowie Tafeln mit historischen Fotografien der Ziegelei an die ehemalige Funktion des Geländes, auf dem von 1905 an mehrere Jahrzehnte lang Backsteine hergestellt wurden.

Szenen aus dem Alltag im Werk

Die Schwarzweiß-Fotos hat die Kriftelerin Ruth von Wangelin 1949 aufgenommen und für die Ausstellung im Ziegeleipark zur Verfügung gestellt: Sie zeigen Szenen aus dem Alltag im Werk sowie dessen Belegschaft, von der einige ehemalige Mitglieder bei der Eröffnung anwesend sind. Dass die alten Fotos aus Privatbesitz nun noch einmal zu neuen Ehren kommen, freue sie sehr, sagt die 86-jährige Hobbyfotografin.

Nachdem die Ziegelei Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ihren Betrieb aufgegeben hatte, wurde die Tongrube zwischenzeitlich als Mülldeponie genutzt - allerdings seien die Abfälle wieder entfernt worden, betont Paul Dünte: „Um diese etwas hügelige Landschaft gestalten zu können, haben wir Erde von der Main-Taunus-Recycling- Gesellschaft angenommen", erklärt der Krifteler Bürgermeister. Die Erdwälle haben nicht nur die Funktion, die Besucher des Parks vom Lärm der nahe gelegenen Autobahn 66 abzuschotten, sondern sie haben auch zur Finanzierung des Projektes beigetragen, wie Paul Dünte erläutert: So konnte die Gemeinde ihren ursprünglichen vorgesehenen Beitrag von 153.000 Euro deutlich reduzieren, weil ihr die Main-Taunus-Recycling-Gesellschaft 107.000 Euro zahlte, um auf dem Gelände rund 45.000 Tonnen Erde und Bauschutt abladen zu dürfen. Den restlichen Anteil an den 657.000 Euro, die der Bau des Ziegeleiparks insgesamt kostet, hat der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein- Main zu 307.000 Euro übernommen, das Land Hessen hat das Projekt mit 197.000 Euro unterstützt.   SONJA ERKENS

Frankfurter Rundschau – 29.10.05 – mit freundlicher Erlaubnis der FR