Eine brennende Scheune löst die Initialzündung aus

Die Geschichte der Eschborner Feuerwehr begann mit einem Scheunenbrand. An einem Freitagabend im Juni 1910 feierten die Einwohner des Dorfes Eschborn in den Oberwiesen das Kreis-Kriegerverbandsfest, als die tanzende Menge eine halbe Stunde vor Mitternacht plötzlich unruhig wurde. «Feuer!», rief es von allen Seiten.

Der brennenden Scheune von Landwirt Wilhelm Datz ist es zu «verdanken», daß rund einen Monat später die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Denn obwohl die Pflichtfeuerwehr an diesem Abend mit zwei Spritzen von den Eschborner Bürgern unterstützt wurde, war sie mit einem zweiten, fast zeitgleich auftretenden Brand einer Feldscheune im heutigen Dörnweg restlos überfordert. «Noch bei den Löscharbeiten wurde der Entschluß gefaßt, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen», berichtet Pressesprecher Matthias Hofmann aus der Geschichte der Wehr.

Doch schon vier Jahre später begann der Erste Weltkrieg. 27 der neuen Feuerwehrleute mußten in den Krieg ziehen, 4 von ihnen kamen nicht zurück. Und auch der Zweite Weltkrieg brachte das normale Geschehen innerhalb der Feuerwehr völlig zum Erliegen. Erst 1945 genehmigte die amerikanische Militärregierung wieder eine Versammlung.

Ab 1960 entwickelte sich Eschborn rasant vom Dorf zur Stadt. Doch die neuen Wohngebiete wuchsen schneller als die Entwicklung der Hydrantenpläne nachkam. Deshalb forderte die Feuerwehr den Bau einer Ringwasserleitung. Und auch die Ausrüstung der Feuerwehr wurde umfangreicher. Das alte Spritzenhaus neben der Evangelischen Kirche bot bald nicht mehr genug Platz, deshalb wurde das moderne Gerätehaus mit Mannschaftsräumen gebaut und im November 1967 offiziell übergeben.

Um den Nachwuchs zu fördern, wurde am 13. Mai 1970 die Jugendwehr gegründet. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte, meint auch Matthias Hofmann, denn die Anzahl der aktiven Kameraden, die aus der Jugendwehr hervorgegangen sind, sei noch heute hoch.

Seit Januar 1976 können die Anwohner übrigens auch im Einsatzfall nachts weiterschlafen: Damals wurde die stille Alarmierung durch Funkwecker eingeführt. aze

Höchster Kreisblatt - 10.6.10 - mit freundlicher Erlaubnis des HK

Fluchen gehört manchmal dazu

Von Anne Zegelman

Die Feuerwehr Eschborn feiert ihren 100. Geburtstag. Da die Stadt fünf große Gewerbegebiete hat, muss sich die Einsatzabteilung immer wieder auf neue Herausforderungen einstellen.

Eschborn. Im vergangenen Jahr rückte die Freiwillige Feuerwehr zu 372 Einsätzen aus. Rund ein Drittel davon wurde durch Brandmeldeanlagen in den Bürogebäuden von Eschborn-Süd ausgelöst, schätzt Pressesprecher Matthias Hofmann. In den allermeisten Fällen löst die Anlage grundlos aus. Doch die Feuerwehrleute ärgern sich nicht über den blinden Alarm. Hofmann: «Das ist uns lieber, als wenn wir zu einer unklaren Rauchentwicklung in einem Wohnhaus gerufen werden.»

Rasant gewachsen

Seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr vor 100 Jahren hat Eschborn eine rasante Entwicklung durchgemacht. Aus einem Dorf mit knapp 1500 Einwohnern wurde eine noch immer dörflich geprägte Stadt mit 21 000 Einwohnern und fünf Gewerbegebieten. Ein Fortschritt, der die Feuerwehr in den vergangenen Jahren vor zahlreiche Herausforderungen stellte. «Wir sind mit der Stadt gewachsen», stellt Feuerwehrmann Frank Christian fest.

Gut ausgestattet

Das lässt sich auch über die technische Ausrüstung der Wehr sagen. «Es ist vorteilhaft, dass die Stadt Eschborn es sich leisten kann, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein», räumt Matthias Hofmann offen ein. «Die Anforderungen ändern sich regelmäßig, aber wir können da mithalten.» Hinzu kommt, dass die Brandschutzbestimmungen, die beim Bau von neuen Gebäuden eingehalten werden müssen, der Feuerwehr die Arbeit erleichtern. Denn jedes Gebäude, das höher ist als die Drehleiter (23 Meter), muss mit zusätzlichen Fluchtwegen ausgestattet sein.

Neubau in Planung

Momentan stehen der Feuerwehr 15 Fahrzeuge zur Verfügung, von denen eins ein Wechsellader mit drei verschiedenen Einsatzmöglichkeiten ist. Zum Notfallzentrum, das seit Jahren im Gespräch ist, aber über das noch keine Entscheidung getroffen wurde, kann Matthias Hofmann nur so viel sagen: «Wir sind in dieser Hinsicht von der Politik abhängig, doch wir hoffen, dass das alles schnell voran geht.»

Aktuell hat die Einsatzabteilung offiziell 62 Mitglieder, doch aktiv sind davon maximal 40, schätzt Hofmann. Um weitere Feuerwehrleute zu gewinnen und die Aktiven zu halten, diskutieren Stadtbrandinspektor Reinhold Quehl und der ebenfalls ehrenamtlich tätige Brandschutzdezernent Karlheinz Gritsch über weitere Vergünstigungen, die das freiwillige Engagement belohnen sollen. So haben die Feuerwehrleute bereits kostenlosen Eintritt ins Wiesenbad und können das Sportzentrum der Deutschen Bank nutzen. Maschinisten der Einsatzfahrzeuge bekommen außerdem einen Zuschuss zum Führerschein der Klasse C.

Werbeaktion wirkte

Die Anzahl der passiven Mitglieder beträgt 588. Im Zuge einer professionellen Werbemaßnahme vor zwei Jahren gewann die Feuerwehr kurzweilig 220 passive Mitglieder dazu, verlor davon aber bis heute rund zehn Prozent wieder.

Höchster Kreisblatt - 10.6.10 - mit freundlicher Erlaubnis des HK

Wenn es zweimal brennt
Eschborn: Freiwillige Feuerwehr feiert am Wochenende ihr hundertjähriges Bestehen

Von Claudia Horkheimer

Gerade feierten die Eschborner in den Oberwiesen das Kreis-Kriegerverbandsfest - „Jung und Alt drehte sich im frohen Tanze", heißt es in den historischen Aufzeichnungen -, als gegen 23.30 Uhr der Schreckensruf „Feuer" erschallte. Gleich zweimal brannte es an diesem Abend des 10. Juni 1910 im damaligen Dorf. Die Scheune des Landwirts Wilhelm Datz im Unterort stand in Flammen und kurz darauf brach in der Feldscheune von Johann Dahlem Feuer aus. Da die Pflichtfeuerwehr mit ihren zwei Spritzen nicht beider Brände Herr wurde, beschlossen die Bürger noch am selben Abend, selbst eine freiwillige Feuerwehr zu gründen.

Deren hundertjähriges Bestehen wird an diesem Wochenende gefeiert.

Seit 1910 hat sich einiges verändert. Vom ledernen Löscheimer und der handbetriebenen Spritze ging die Entwicklung zum Löschfahrzeug mit Pumpen, Wassertank und Schaummittel, von der Holzleiter zur 30-Meter-Drehleiter. Heute sind 60 Männer und Frauen bei der Feuerwehr aktiv. Außer den drei hauptamtlichen Gerätewarten sind alle ehrenamtlich dabei. Doch auch in Eschborn beklagt man das schwindende ehrenamtliche Engagement.

Mit der Gründung einer Jugendfeuerwehr vor 40 Jahren versuchte man, dem Nachwuchsmangel vorzubeugen. „Es geht noch", sagt Matthias Hofmann, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Eschborn. Viele Aktive seien bei der Stadt angestellt und würden für Einsätze während der Arbeitszeit freigestellt. Wie häufig diese Einsätze sind, bekommen die Bürger gar nicht mit, da die meisten nicht über Sirenen, sondern über einen stillen Alarm ausgelöst werden und die Feuerwehrleute über Funkalarmempfänger herbeigerufen werden. Im vergangenen Jahr geschah dies 280 mal.

Eine der spektakulärsten Löschaktionen fand im Sommer 2004 bei einem Brand im alten Ortskern statt. In der eng bebauten Rosengasse war ein Brand in einer Wohnung ausgebrochen. Dank der Verbreitung von Rauchmeldern machen Brandeinsätze heute nur noch einen geringen Anteil aus. Die meisten Einsätze sind Hilfeleistungen bei Unwettern oder Unfällen sowie Fehlalarme. Auch bei Chemie- und Strahlenunfällen rückt die Wehr aus.

Obwohl die Stadt bereits viel in ihre Feuerwehr investiert hat, gibt es auch Probleme. So ist etwa das 1967 eingeweihte Feuerwehrhaus in der Unterortstraße zu klein. Manchmal stehen zwei Fahrzeuge hintereinander und die Einsatzkräfte müssen sich in der Fahrzeughalle umziehen. Eine Erweiterung sei jedoch bereits in Planung, so Hofmann.

Frankfurter Rundschau - 9.6.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Großer Dank an die Freiwillige Feuerwehr Eschborn.
Und für dieses Wochenende: kein Feuer!