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300 Jahre Schule in Eschborn HARTMUTSCHULE Die neue Eschborner Schule steht ganz in der Nähe des Platzes, an dem einst die Burg von Eschborn stand. Die Burgbesitzer, die Herren von Eschborn, gehörten zu den Reichsministerialen. Das waren Adlige, die unmittelbar im Dienste des Kaisers standen u Im Wappen der Gemeinde Eschborn lebt heute noch die Erinnerung an dieses Geschlecht weiter. Die ältesten Bestandteile dieses Wappens wurden bereits von den Mitgliedern der Familie von Eschborn als Stammwappen geführt. Aus dem Geschlecht der Herren von Eschborn, die sich später von Cronberg nannten, sind viele bedeutende Männer hervorgegangen. Als Inhaber von hohen Staats- und Kirchenämtern haben mehrere Mitglieder dieser Familie staatsmännische Begabung und wirtschaftliches Geschick bewiesen. Aus dieser Familie ist ein Bischof von Worms, ein kaiserlicher Schultheiß zu Frankfurt und ein Kurfürst und Erzbischof von Mainz hervorgegangen. In einem kaiserlichen Lehnsbrief wird von den treuen Diensten gesprochen, die diese Familie mit „wohlbedachtem Mut, gutem Rat und rechtem Wissen" dem deutschen Reiche geleistet. Einer der glänzendsten Vertreter seines Geschlechtes war Hartmut XII., 1488-1549. Die Zeit, in der er lebte, war eine große Zeit geistiger und politischer Umwandlungen. Es war die Geburtsstunde unserer modernen Welt. Hartmut war ein Mann, der zutiefst empört war über die Mißstände in Kirche und Politik. Es war für ihn unmöglich, sich daran zu beteiligen oder darüber zu schweigen. Er legte aus Protest gegen das Verhalten des Kaisers Karl V. sein Amt am Hofe nieder. Er kündigte dem Kurfürsten von Trier die Gefolgschaft, weil, wie er schrieb „ ... wie ganz unachtsam das Gotteswort bei euer fürstlichen Gnaden gehalten wird". Auf dem Reichstage zu Worms war er Luther begegnet und seit dieser Zeit trat er entschieden für Luthers Lehre ein. Im Scherz wurde er der „fromme Bischof des Rheinstromes" genannt. Zusammen mit seinem Freund und Vetter Franz von Sickingen kämpfte er gegen die Konzentration der Macht in der Hand der Fürsten und trat für ein einiges deutsches Reich ein. Hartmut XII. war ein Mann, der ohne Rücksicht auf persönlichen Vorteil und Wohlergehen gegen Unrecht und Machtmißbrauch protestierte. Er verwirklichte in seinem Leben die echten Rittertugenden der Ehrlichkeit, des Eintretens für den Schwächeren und der tiefen Gläubigkeit. Mit dem Namen Hartmutschule soll dieser Haltung gedacht werden. Es soll für die Schüler und Lehrer eine Verpflichtung sein, diesen Idealen nachzustreben und ihrer Gemeinde und ihrem Land m gleicher Weise zu dienen, wie viele Träger des Namens Hartmut. Mit wohlbedachtem Mut, Eschborn hat schon manche Schuleinweihung erlebt. Mit dem Schulgebäude in der Pestalozzistraße besitzt es sein viertes Schulgebäude. Vermutlich gab es schon vor dem 30jährigen Krieg einen Schulmeister in Eschborn. Nachweislich wurde um 1650 Schule gehalten. Die Gemeinde besaß aber kein Schulhaus. Der dürftige Unterricht wurde wohl in einem Wohnhaus erteilt. Eine eigene „Schulstube" erhielt Eschborn erst 1699. Das erste Schulgebäude bestand aus einem Schulraum und der Wohnung des Lehrers. 1772 wurde es renoviert. Um diese Zeit wurde die Schule von etwa 40 Kindern besucht. Doch dann stieg die Zahl der Schüler rasch an. 1817 mußte die Schulstube vergrößert werden, da der Raum nur 60 Kinder faßte, aber 108 Schüler bereits darin unterrichtet wurden. Damals schrieb der Lehrer Ohlenmacher: „Die Stube ist jetzt so geräumig, daß ... dieselbe nie mehr vergrößert wird." 1844 war die Schülerzahl auf 148 angestiegen. Nun mußte sogar in zwei Schulhäusern unterrichtet werden. Das alte Rathaus wurde als zweites Schulzimmer für den Unterricht der Unterstufe eingerichtet. Im Sommer 1846 wurde der Bau eines neuen Schulhauses begonnen. Am 17. Oktober 1847 erfolgte dann die Einweihung der neuen Schule (das jetzige Rathaus - 1965!). Eschborn verdankte diese Schule einem sehr energischen Manne, seinem Bürgermeister Michel, der dabei buchstäblich über Leichen ging. Die neue Schule war nämlich auf dem Gelände des alten Friedhofes errichtet worden. In den Gesamtkosten des Schulbaues ist auch ein Betrag für das Ausgraben und Umbetten von 78 Leichen enthalten. Das Gebäude enthielt im oberen Stockwerk die beiden Schulsäle; im unteren eine Lehrerwohnung und die Gemeindestube (Gemeinde-Registratur). Die Kosten beliefen sich auf 7.807 fl. Das Gehalt eines Lehrers betrug damals etwa 450 Gulden im Jahr. Das Schulgebäude in der Jahnstraße wurde im Jahre 1902 erbaut. Es bestand zunächst aus zwei Schulräumen und zwei Lehrerwohnungen. 1914 wurden an das Gebäude zwei Schulräume angebaut und im Keller ein Volksbad eingerichtet. In den Jahren 1951—1953 erfolgte ein weiterer Anbau. Die insgesamt sechs Räume reichten damals für alle Klassen aus und die Gemeinde konnte als erste im Kreis nach dem Kriege den Schichtunterricht abschaffen. Infolge der Zunahme der Schülerzahl erwies sich die Schule jedoch schon 1960 als zu klein. Es fehlten vor allem Fachräume wie Werkraum, Lehrküche und Naturlehreraum. Es mußte ab 1960 krampfhaft nach neuen Behelfsmöglichkeiten gesucht werden. Der Schichtunterricht wurde wieder eingeführt. Im Jahre 1964 mußten zwölf Klassen in sechs Räumen unterrichtet werden. Das war nur durch die Schaffung von verschiedenen Übergangslösungen möglich. So wurde der Gemeindesaal der ev. Kirchengemeinde als Schulraum benutzt, ein weiterer Raum wurde provisorisch auf dem Speicher ausgebaut und ein Raum im Keller der Turnhalle benutzt.
Am 2. November 1963 fand die Grundsteinlegung für den Neubau der Schule an der Pestalozzistraße statt. Damit wurde das bisher größte Bauvorhaben m der Geschichte der Gemeinde Eschborn begonnen. Der vermauerten Urkunde wurden u. a. beigefügt Exemplare der Tagespresse, die in Kurs befindlichen Münzen und Briefmarken und ein Modellbild der Schule. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut:
“Am heutigen 2. November 1963 wurde der Grundstein zum Neubau der Volksschule Eschborn gelegt. Der Bau dieser Schule wurde erforderlich, nachdem die Gemeinde im Zuge des Strukturwandels von einem Bauerndorf zur Wohngemeinde im rhein- mainischen Wirtschaftsgebiet im Jahre 1983 die Zahl von 5.000 Einwohnern überschritten hat, die Volksschule von 330 Kindern, davon 173 Knaben und 157 Mädchen, besucht wird und die Einwohnerzahl weiterhin ständig im Steigen begriffen ist. Seit dem großen Brand von 1622 wurde im Jahre 1623 das Gebäude in der Oberortstraße 21 errichtet, in dem die erste Schule untergebracht war. 1817 erfolgte eine Erweiterung, da sich die Kinderzahl auf 108 erhöht hatte. Unter dem Schultheißen Michel wurde im Jahre 1846 der 2. Schulneubau begonnen, der zwei Klassenräume, eine Lehrerwohnung und einen Gemeinderaum umfaßte (heutiges Rathaus). 1902 fand die Einweihung der Schule in der Jahnstraße mit drei Unterrichtsräumen und zwei Lehrerwohnungen statt. Dieses Gebäude wurde 1914 um zwei Schulsäle und ein öffentliches Bad und 1952 um weitere zwei Schulräume erweitert. Ansteigende Schülerzahl und veränderte und erweiterte Aufgaben unserer heutigen Jugenderziehung machen den vierten Schulneubau notwendig, der in der Planung für den Endzustand vorsieht: Das Werk wurde begonnen unter: dem Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Heinrich Lübke den Mitgliedern der Gemeindevertretung: Eschborn, den 2. November 1963
Nach den Sommerferien 1965 soll der Unterricht in dem neuen Schulgebäude beginnen. Bis dahin wird der erste Bauabschnitt, bestehend aus 12 Klassenräumen, 1 Mehrzweckraum, 6 Fachräumen, dem Verwaltungsgebäude und der Turnhalle fertiggestellt sein.
Neue Erziehungsziele — neue Erziehungsformen Die Erziehung von Menschen für ein industrialisiertes Zeitalter verlangt, daß die Schule andere Erziehungsziele anstrebt als in früherer Zeit. Sie muß diese Ziele aber auch auf anderen Bildungswegen erreichen. So sind die Fachräume der neuen Schule keine Vortragsräume, sondern Arbeitsräume. Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt in der selbständigen Arbeit der Schüler. Zahlreiche Übungsgeräte, vom einfachen Meßgerät über Geräte zur Elektrizitätslehre bis hin zur Funklehre, stehen dem Schüler zur Verfügung. Hier werden nicht Ergebnisse mitgeteilt, der Schüler gewinnt seine Kenntnisse als Ergebnis eines Arbeitsvorganges. In der mit modernen Gas- und Elektroherden ausgestatteten Küche haben die Schülerinnen Gelegenheit, die verschiedenartigen Werkstoffe im Gebrauch kennenzulernen. Sie sammeln hier Erfahrungen im Umgang mit technischen Geräten des Haushaltes und lernen, wie eine Küche ausgestattet sein muß, um eine rationelle Haushaltsführung zu ermöglichen. Lehr- und Lernmittel als Unterrichtshilfen Eine Voraussetzung für einen lebendigen und ertragreichen Unterricht ist es, eine genügende Zahl von Landkarten, Bildern, Dias, Schallplatten und Büchern zur Verfügung zu haben. Die vorhandenen Bestände wurden durch umfangreiche Neuanschaffungen ergänzt. So stehen z. B. für Erdkunde zur Verfügung: 1 großer Globus Ähnlich umfangreich ist die Ausstattung für die anderen Fächer. Der Weg zum guten Buch Die Fernsehsucht hat die Zahl der Buchleser ständig vermindert. Es ist daher ein besonderes Anliegen der Schule, die Schüler zum Umgang mit Büchern zu erziehen. In allen Klassen der Oberstufe befindet sich eine Klassenhandbücherei. Den Schülern soll es zur Selbstverständlichkeit werden, in Büchern nachzuschlagen. Darüber hinaus steht den Schülern ein gemütlich eingerichteter Leseraum zur Verfügung. Hier kann jeder Schüler in Ruhe aus den 700 Bänden der Bücherei seine Auswahl treffen. ZAHL DER SCHÜLER UND DER LEHRKRÄFTE
ÜBERGÄNGE ZU WEITERFÜHRENDEN SCHULEN
Mehr über die Hartmut-Schule heute: http://www.hartmut.eschborn.schule.hessen.de/schwerpunkte/index.html Die Einweihung der Hartmut-Schule wurde gefeiert 20.-22.8.65. |