Abriß der Geschichte der Stadt Eschborn

Stadtteil Eschborn

Eschborn ist eine der ältesten Siedlungen des Niddagaues. Der Name deutet auf keltischen Ursprung hin. Die Schreibweisen "Ascobrunne", "Aschenbrunne" etc., die Vorgänger der heutigen eingedeutschten Schreibweise von Eschborn, beinhalten keltische Formen. Das Wort "Asco" ist das keltische Wort "Ask" für Esche, im Wort "Brunne" liegt die Bezeichnung "Quelle", "Born" oder "Brunnen".

Die Menschen siedelten immer am Wasser, möglichst an einem Flußlauf, in Eschborn ist es der Westerbach, der im Bürgelstollen (Taunus) entspringt. Menschen aus vier Ortschaften sind es, die an seinem Lauf siedelten: Kronberg, Schönberg, Niederhöchstadt und Eschborn. Zwischen Schönberg und Niederhöchstadt mündet der Stuhlbergbach in den Westerbach, der bei Rödelheim in die Nidda fließt.

Der Ort Eschborn lag, wie auch die drei oben genannten Orte, im Niddagau, der wiederum seit dem 9. Jh. als Verwaltungsbezirk galt, hervorgegangen aus kirchlicher Organisation.

Frühere Siedlungshinweise in unserer Gemarkung sind die Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 4.000 v. Chr.). Auch Wohngruben, bronzezeitliche Grabfunde aus der Zeit ca. 1.000 v. Chr., spätere Funde aus der Römerzeit und das im Sommer 1983 auf dem Friedhof gefundene, 50 Bestattungen umfassende alamannische Gräberfeld (5. Jh. n. Chr.) bestätigen die frühe Ansiedlung.

Die erste schriftliche Erwähnung Eschborns ist eine Urkunde im Kloster Lorsch aus dem Jahre 770; sie betrifft eine Schenkung an das Kloster. Die 1200-Jahr-Feier und die Stadterhebung fanden im Juni 1970 statt.

Nach den Fuldaer Annalen vernichtete im Jahre 875 ein Unwetter "ein im Niddagau gelegenes Dorf mit dem Namen Aschenburne". Besonders die Kirche und der Friedhof fielen ihm zum Opfer, 88 Menschen fanden in den Fluten den Tod.

Bereits im frühen Mittelalter wurde Eschborn Urpfarrei im Niddagau mit 43 Gemeinden und Sitz eines Erzpriesters. Seit dem 12. Jh. hatte Eschborn eine Burg als Sitz des Rittergeschlechtes derer von Hescheborn (Eschborn), der späteren Herren von Cronberg. Sie bekamen Eschborn als Reichslehen; zu diesem gehörte außer Kronberg ebenfalls Schönberg und Niederhöchstadt. Dieses Geschlecht hatte Ansehen, Bedeutung und Einfluß als kaiserliche Ministeriale. Das Dorf Eschborn im Reichslehen Kronberg umfaßte damals vier Kronberger (kaiserliche) Höfe und einen Mainzer (kirchlichen) Hof, war also rein landwirtschaftlichen Ursprungs, mit einem eigenen Dinggericht. Bis in das Jahr 1771 gab es in Eschborn nur ganze sieben Prozent Einwohner, die keinen eigenen Grundbesitz besaßen. Im Jahre 1787 wohnten etwa 100 Familien in unserem Dorf, die bis Mitte des 19. Jh. auf 150 anwuchsen.

Auch in Eschborn kamen die Landbesitzer nicht ohne Handwerker aus, so daß die einzelnen Zünfte ebenfalls vertreten waren. Doch die Eschborner Handwerker als Kronberger Leibeigene waren nicht selbständig, sondern deren Zunftmeistern unterstellt. Selbst im Jahre 1796 lehnten die Kronberger, durch ein Gerichtsprotokoll belegt, für Eschborn wiederum eigene Zünfte ab. Erst die gesetzliche Gewerbefreiheit im Jahre 1873 [Preußen! Webmaster] brachte den Eschborner Handwerkern die gewünschte Eigenständigkeit.

1875 zählte Eschborn 958 Einwohner, zwanzig Jahre später waren es 1086, die 218 Haushalte bildeten und in 162 Wohnungen lebten. 1940 betrug die Einwohnerzahl 1746, im Jahre 1945 waren es 1620.

Die moderne Entwicklung mit Post, Eisenbahn und Telefon brachte ab 1873 für Eschborn einen industriellen Aufschwung. Wurden z. B. bis dahin die Backsteine wesentlich im Feldbrand durch Saisonarbeiter hergestellt, produzierte man ab 1890 diese rein industriell in modernen Ringöfen. Anfang des 20. Jahrhunderts siedelte sich hier als neue Arbeitsstätte eine Fabrik für Maschinenbau (Pumpen und Ventilatoren) mit späterem Weltruf an, die Firma G. Schiele & Co.

Das industrielle Zeitalter veränderte das Dorf Eschborn vom Bauerndorf in eine moderne Arbeiterwohnsitzgemeinde.

Der Zusammenschluß der Stadt Eschborn mit der Gemeinde Niederhöchstadt zur Stadt Eschborn mit den beiden Stadtteilen Eschborn und Niederhöchstadt am 1. Januar 1972 ergab eine neues Gemeinwesen mit mehr als 19.000 Einwohnern.

Stadtteil Niederhöchstadt

Die Gemarkung Niederhöchstadt ist ein ebenso altes Siedlungsgebiet wie Eschborn, da sich hier ebenfalls Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 4.000 v. Chr.) nachweisen lassen. Bei der Bebauung des Wohngebietes "In den Weingärten" (1984) stieß man auf Siedlungsspuren der Rössenerkultur (ca. 4.500 v. Chr.), die aber nicht weiter verfolgt wurden. In den Jahren 1986-88 wurden archäologische Untersuchungen von Funden aus der Römerzeit (2.-3. Jh. n. Chr.) in der Flur "Am Auerberg" an der Gemarkungsgrenze zu Kronberg durchgeführt. Es handelte sich vermutlich um eine römische Straßenstation.

Eine Urkunde im Kloster Lorsch belegt im Jahre 782 die Ersterwähnung von Höchstadt, "Hecgistat" im Niddagau. Wie bereits erwähnt, ist Niederhöchstadt einer der vier Orte, die am Westerbach gegründet wurden, alle gehörten sie vom Mittelalter bis 1704 zum Kronberger Reichslehen. Wenn auch J. F. Morgenstern in seiner "Malerischen Wanderung auf den Altkönig" von 1803 davon spricht, Niederhöchstadt sei "ein äußerst unwichtiges Dorf, so hat es trotzdem eine wichtige Funktion zu erfüllen: den politischen Willen der ein Ganzes bildenden Gesellschaft als Gemeinwesen auszudrücken! Einem Kronberger Ritter und seinen Nachfolgern wurden 1497 vom König Marktrechte in Niederhöchstadt verliehen.

Eine Kapelle als gotisches Kleinod besaß die Gemeinde seit 1515, in deren Mauer ein Allianz-Wappenstein Kronberg/Dalberg die Jahreszahl 1587 anzeigt. Die Kapelle wurde leider im Jahre 1951 durch einen Neubau ersetzt.

Die ländliche Struktur Niederhöchstadts wurde bis in die Neuzeit erhalten, berühmt durch eine aromatische Erdbeerzucht. Im Jahre 1843 waren 376 Einwohner zu verzeichnen, deren Zahl im Jahre 1939 auf 1393 anwuchs, da seit 1908 eine moderne Siedlungspolitik betrieben wurde. Im Jahre 1956, nach Ausweisung des Gebietes "Schöne Aussicht", wurde Niederhöchstadt als Gartenstadt empfohlen. Das drückte sich auch beim Zusammenschluß mit der Stadt Eschborn am 31. Dezember 1971 im Grenzänderungsvertrag aus, laut dem hier keine Industrie und keine Hochhäuser angesiedelt werden dürfen.

Aus:
Der Vierte Stand -das Buch