Der Vierte Stand in Eschborn

Dieses Werk von Siegfried Wurche ist die Beschreibung einer gesellschaftlichen Entwicklung, der Entwicklung der Besitzlosen, weitgehend auch Rechtlosen, die Entwicklung armer Kreise unserer Bevölkerung zu - formal - gleichrangigen Mitgliedern unserer Gesellschaft. Der Vierte Stand in Eschborn - das Buch Aus Tagelöhnern und Gelegenheitsarbeitern wurden festangestellte Schaffer in Ziegelfabriken, bei den Farbwerken in Höchst, bei Schiele und in vielen anderen Betrieben von Eschborn und seiner Umgebung.

Die Arbeiter organisierten sich in der Gewerkschaft, dann auch in politischen Parteien, gründen - auch in Eschborn - Hilfskassen für die Krankenversicherung: Errungenschaften, die selbst heute noch in den USA Wunschträume sind... oder Teufelszeug, je nach Standort oder Erkenntnisfähigkeit.

Politiker wie Bismarck machten das Unvorstellbare möglich: Sozialversicherungen für die Arbeiter im Reich - wenngleich er das nicht so sehr tat, um ihnen eine Freude zu machen; er war politischer Stratege. Doch besorgte der gleiche Bismarck beim Wahlrecht das Abgehen von den berüchtigten Drei- Klassen-Wahlrecht - allerdings dabei sicherstellend, daß trotzdem die Verteilung der Macht (im Reichstag!) unangefochten blieb. An der Aufteilung der wirklichen Macht hat sich auch durch weiter modifizierte Wahlrechte nichts geändert.

Solidarität wurde groß geschrieben - damals: man mußte sich gegenseitig beistehen, zusammenhalten, gemeinsame Lösungen nicht nur suchen... sondern erkämpfen. Gegen tausenderlei Widerstände, gegen die Mächtigen von Thron und Altar, von Wirtschaft und staatlicher wie publizistischer Macht jeglicher Art. Es gelang immer besser - doch 1914 waren die Träume ausgeträumt, für andere 1918. Oder erst 1933.

Und heute? Schwamm drüber.

Im Jahre 1999 feierte die hiesige SPD ihr hundertjähriges Jubiläum. Der sehr verdiente lokale Historiker Siegfried Wurche, über Jahrzehnte engagierter Kommunalpolitiker, “Eingeplackter” wie die meisten Eschborner (und wie übrigens sehr viele der lokalen Historiker), untersuchte deshalb die Geschichte des Vierten Standes in Eschborn, des Vorläufers dessen, was dann als SPD oder KPD ins parteipolitische Bewußtsein trat. Bevor die Nazis allem den Garaus machten. Daraus entstand dieses Buch (von dem bei der Historischen Gesellschaft Eschborn noch ein paar Exemplare erhältlich sind).

Siegfried Wurche hat vieles ausgegraben aus unserer lokalen Geschichte, aus Not und Elend, aus Aufstieg und Entwicklung - er macht einen wichtigen Teil unserer jüngeren Vergangenheit wieder lebendig - wir Heutigen sind ihm unverändert zu großem Dank verpflichtet. Vieles von dem, was wir hier lesen können, hat sich im Reich so oder ähnlich abgespielt. Das Studium dieses Werkes läßt uns mehr wissen und begreifen über eine Zeit, die den Betroffenen - gesellschaftspolitisch - wenig Freude gemacht hat. Die Wege waren steinig und holperig - doch es ging lange Zeit nach oben. Wir bringen hier Auszüge aus dem “Vierten Stand in Eschborn”. Seien Sie neugierig.

“Ein Mensch, wie stolz das klingt” - sagte Maxim Gorki. Das könnte auch von unserem “Alt-Vater” aus Frankfurt stammen, hätte er denn einen Blick für’s gemeine Volk gehabt. Heute ist alles anders... oder doch nicht? Nicht besser, schöner, hoffnungsfroher, einer besseren Zukunft zugewandt? “... wissen, woher man kommt” hat ein anderer Zeitgenosse hellsichtig erkannt. Doch dazu muß man erst einmal wissen, was war. Siegfried Wurche hilft uns dabei.

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