SPD will Fachwerkhäuser erhalten
Abriss des Hauses in der Unterortstraße 7 stößt Diskussion neu an / Arbeitsgruppe formuliert Ideen zur Aufwertung

In der Eschborner Unterortstraße hat die Stadt noch einen Hauch von ländlichem Flair, da dort einige Fachwerkhäuser stehen. Eins von ihnen wurde abgerissen, was die SPD-Fraktion erboste. Doch der Denkmalschutz war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht mehr zu retten sei.

ESCHBORN - „Es ist ausgesprochen schade und eine Katastrophe für die Unterortstraße, dass das Haus abgerissen wurde" sagt die Eschborner SPD-Vorsitzende Daniela Beck. „Die Unterortstraße wäre ein wunderschöner Straßenzug und jetzt fehlt eins der schönen alten Häuser."

In der Tat existiert seit rund acht Wochen das Fachwerkhaus nicht mehr, das auf dem Grundstück Unterortstraße 7 stand. Das Gelände samt darauf befindlicher Gebäude gehört Heinz O. Christoph, FDP-Mitglied, Stadtrat und Dezernent für Landschaftsschutz, Naturschutz, öffentliche Anlagen und Stadtverschönerung.

Zu letzterer habe Christoph nach Ansicht der SPD allerdings nicht beigetragen, als er das Haus habe abreißen lassen. „Geschichtsvergessenheit" und „Skandal" schimpfen die Genossen in einer Pressemitteilung. Es sei „mehr als geschmäcklerisch, wenn von einem städtischen Ehrenbeamten Fakten geschaffen werden, bevor die Planungen zur neuen Stadtmitte auch nur öffentlich auf den Tisch des Rathauses gelegt werden".

Der solcherart Gescholtene ist im Grunde einer Meinung mit der SPD. „Ich finde es auch schade, dass es abgerissen werden musste", sagt Heinz O. Christoph. Die Entscheidung, das unter Denkmalsschutz stehende Gebäude abzureißen, sei aber nicht von ungefähr gekommen. Gut drei Jahre lang habe die Denkmalschutzbehörde geprüft und Gutachten verfasst. Dann sei sie zu dem Schluss gekommen, „dass 80 Prozent der Hölzer kaputt waren und der Hausschwamm im Haus war", sagt Christoph.

Eine Sanierung habe in keinem Verhältnis zum Wert gestanden. „Es hätte vollkommen demontiert und wieder aufgebaut werden müssen, das hätte drei Mal so viel gekostet wie ein Neubau." Eine solche Aktion könne sich „vielleicht der Hessenpark leisten, aber ich nicht", sagt er.

Er habe nicht mit einem Abriss gerechnet und daher Planungen für eine Renovierung und einen Neubau am alten Haus angestellt. „Wir hatten die Planung mit dem alten Haus darin schon fertig", sagt er. Die sei nun hinfällig, “wir müssen alles neu planen”.
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Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Unterortstraße 7 steht nicht mehr. Hausschwamm und Holzbock zwangen zum Abriß.

Gebaut werden soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Giebeln um ihm die Anmutung eines älteren Hauses zu geben. „Wir wollen an der Straße ja die giebelständigen Häuser erhalten", sagt Christoph. Baubeginn soll in etwa drei Wochen sein.

Nicht nur das Bedauern über den Abriss des alten Hauses ist sowohl SPD als auch Stadtrat eigen, sondern auch der Wunsch, die Unterortstraße aufzuwerten. „Wir haben ja schon vor langer Zeit vorgeschlagen, den Bach, der jetzt unter der Straße verläuft, wieder hervorzuholen", sagt Daniela Beck.

Die Unterortstraße könnte ihrer Ansicht nach zu dem werden, was Eschborn fehlt: „Ein Mittelpunkt." Daher solle sich die Stadtverwaltung um die Häuser bemühen, feststellen, was an altem Bestand vorhanden sei und diesen unter Denkmalschutz stellen lassen, sagt sie. Das selbst dieser Schutz manchmal unwirksam wird, ist bei Heinz O. Christophs Häuschen deutlich geworden.

Allerdings will auch er die Unterortstraße aufgewertet sehen. Einige Überlegungen zu dem Wie sind schon lange angestellt. Bei einer Bürgerversammlung Ende 2003 hatte der Architekt und Stadtplaner Gerhard Bremmer [im Auftrage der Stadt Eschborn] Vorschläge unterbreitet, in denen die Unterortstraße eine entscheidende Rolle spielte. Außerdem wurde eine Arbeitsgruppe aus Vertretern politischer und städtischer Gremien, aber auch Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Sie sollte sich ebenfalls Gedanken zu dem Thema machen. Diverse Male hat sich diese Arbeitsgruppe getroffen, hat lange und intensiv diskutiert und die Ideen und Vorschläge ihrer Mitglieder in einer Broschüre zusammengefasst, die nun fertig ist.   CHRISTINE VATERNAHM

Frankfurter Rundschau - 28.10.05 – mit freundlicher Erlaubnis der FR