Eine Fundgrube für Heimatforscher
Auf 136 Seiten hat Autor Gerd S. Bethke seine Erkenntnisse zusammengefaßt. Die alten Bezeichnungen lassen wertvolle Rückschlüsse auf das Ortsgeschehen früherer Jahrhunderte zu.

Eschborn. Weinbau in Eschborn? Aus heutiger Sicht ist das eine abenteuerliche Idee, aber tatsächlich gab es das noch mindestens bis Mitte des 18. Jahrhunderts, wie überhaupt im gesamten östlichen Taunusvorland. Eine konkrete Erinnerung daran ist die Flurbezeichnung «Feldweingärten», die im Osten des Ortes liegt, in der Nähe der heutigen Landesstraße 3006 nach Steinbach. Dabei ist die Bezeichnung Feldweingärten gebräuchlich für Bereiche, in denen einst Wein, dann aber andere Dinge angebaut wurden.

Mitte des 18. Jahrhunderts sei der Weinbau in Eschborn vollkommen vom Obstanbau verdrängt worden, sagt der Autor des Buches, Gerd S. Bethke. Erst um diese Zeit tauche die Bezeichnung Feldweingärten auf. Er hat außerdem herausgefunden, daß die Parzellen in diesem Gebiet früher sehr klein waren und daß in Eschborn für den Weinbau ausgesprochen feuchte Gebiete genutzt wurden.

Nicht aus jeder Erklärung der Flurnamen in Eschborn läßt sich so viel über die Geschichte des Ortes erfahren. Daß die früher bestehende Flur Birnbaum nach einem Baum benannt wurden, liegt auf der Hand, in anderen Fällen ist Bethke auf Vermutungen angewiesen. Den Fritzeborn beispielsweise, nahe der Gemarkungsgrenze zu Niederhöchstadt gelegen, bringt der Autor mit dem alten Eschborner Familiennamen Fritz in Verbindung. Daß er dies als Vermutung kennzeichnet und gelegentlich auch schreibt, daß es für einige Bezeichnungen keine Deutung gibt, spricht für Bethke.

Zwei Euro pro Buch

Der hat mit dem Werk über die Eschborner Flurnamen überhaupt eine große Fleißarbeit abgeliefert, Hunderte von Belegen systematisch sortiert und zu jeder Bezeichnung Recherchen angestellt. Herausgekommen ist kein Buch, das man von Anfang bis Ende durchlesen kann. Für die Stadthistoriker ist es ein Nachschlagewerk, das bei vielen Themen weiterhilft, für alle anderen ein Heft, das zum Blättern und Schmökern einlädt. Für zwei Euro ist das Buch im Stadtmuseum zu haben.

Zu den interessanten Abschnitten, an denen man hängen bleibt, gehört die Bezeichnung Galgenfeld. Diese wird heute nicht mehr benutzt, das Gebiet liegt südöstlich der Stadt, unlängst der früheren Straße in Richtung Hausen. Laut Bethke ist das eine rätselhafte Bezeichnung. Es gebe nämlich überhaupt keine weiteren Hinweise auf einen Galgen, sieht man einmal von einem Kupferstich aus dem Jahre 1587 ab, der Frankfurt und seine Umgebung zeigt. Freilich sei man auch kaum über die Gerichtsverhältnisse der betreffenden Zeit informiert, räumt Bethke ein.

Die Veröffentlichung des Stadtarchivs ist damit nicht nur ein Nachschlagewerk für die Ortshistoriker, sondern auch Ideengeber für neue Forschungsprojekte. Nützlich ist auch ein einleitender Aufsatz über das Katasterwesen in Eschborn. eine Zusammenstellung wichtiger Güter und Höfe einschließlich Erklärung ihrer Namen und verschiedene Karten, aus denen die Lage der Flure hervorgeht. Hilfreich wäre freilich noch ein System, das es erleichtert, die beschriebenen Fluren auf diesen Karten auch zu finden.

Längst nicht jeder Eschborner nämlich dürfte wissen, wo sich die Grüngesweide befindet, selbst wenn es heute, ganz am nördlichen Rand der Stadt, sogar eine Straße mit dieser Bezeichnung gibt. Er geht auf den Namen Kreingin zurück, der eigentlich Katharina bedeutet, im Eschborn des 16. Jahrhunderts aber auch als Familienname vorkommt. Auch die Flur An der Gehspitz ist in einem Straßennamen erhalten. Bei der Straßenbenennung hatte die Stadt wahrscheinlich vor allem das dort bestehende Gasthaus im Auge. Zurück geht der Name aber auf die spitz zulaufende Form des Grundstückes, auf dem dieses Gasthaus stand.

Höchster Kreisblatt – 18.12.09 - mit freundlicher Erlaubnis des HK