Ehrenbürgerschaft für Hans Georg Wehrheim
Verleihung am Sonntag im Rathaus Eschborn / Sozialdemokrat war 18 Jahre lang Bürgermeister / „Es war die Zeit der Richtfeste"

VON WOLFGANG HEIDECKE

In seine „Regierungszeit" fiel die prägende Entwicklung vom Dorf zur Stadt; deswegen nennt ihn der heutige Bürgermeister Speckhardt auch den „Baumeister Eschborns". Die Ehrung morgen nimmt der Ex-Rathauschef mit Freude und Dankbarkeit entgegen.

Eschborn  - 11. März  „Offensichtlich wird meine damalige Arbeit auch heute noch geschätzt", freut sich Hans Georg Wehrheim (SPD) über die Nachricht der bevorstehenden Ehrenbürgerschaft. Vergessen sind die Querelen um die anderen beiden Eschborner Kommunalpolitiker Wilhelm Baumann und Hansjörg Ziegler, deren Vergangenheit im Nationalsozialismus für heftige Diskussionen gesorgt und die im vergangenen Jahr dieselbe Auszeichnung bekommen hatten.

Die Regentschaft Wehrheims fiel in eine Zeit satter SPD-Mehrheiten. So konnte sich der Bürgermeister einer breiten Unterstützung im Parlament sicher sein, als er im März 1961 einstimmig zum Bürgermeister gewählt wurde - zum Nachfolger seines Parteigenossen Heinrich Graf. Dass es Wehrheim auf eine Dienstzeit von 18 Jahren brachte, lag an der damaligen Gemeindeordnung, die es ermöglichte, dass er nach der ersten sechsjährigen Amtsperiode für weitere zwölf Jahre im Amt und vom Parlament bestätigt wurde. Allerdings kippte 1977 die SPD-Mehrheit im Parlament, und Wehrheim regierte die verbleibenden zwei Jahre ein CDU-dominiertes Rathaus. Vor gut 25 Jahren zog sich Wehrheim aus der aktiven Politik Eschborns zurück. Vergessen sei er in der Stadt deshalb noch lange nicht, sagt Bürgermeister Wilhelm Speckhardt (CDU).

Das jetzige Amtsoberhaupt erinnert daran, dass für Wehrheims Beruf als Unternehmensberater seine Bürgermeister-Karriere förderlich gewesen sei. In beiden Branchen benötige man Ideen und die Kreativität, Visionen umzusetzen. Wehrheim wurde in Bad Homburg geboren und stammt aus einer Bauunternehmer-Familie; seinem Wunsch, etwas zu gestalten, habe er als Bürgermeister gut nachkommen können, sagt Speckhardt. „Mit seinen mutigen Entscheidungen hat er die Entwicklung Eschborns vom Dorf zur Stadt vorangetrieben", so der heutige Rathaus-Chef, „Wehrheim hat das Bild der Stadt bis heute geprägt." In seiner Amtszeit habe der heute 75-jährige Ex-Bürgermeister immer darauf geachtet, dass Ökonomie und Ökologie miteinander Schritt halten können; ihm sei dieser Spagat gelungen, findet Speckhardt.

Trotz des unübersehbaren Wachstums des Büro- und Handelszentrums Eschborn habe Wehrheim in den späten 60er Jahren den Satz geprägt: „Wir müssen die Menschen ins Grün hineinführen." So habe sich Wehrheim für das Entstehen von Spazierwegen und die ersten Grünanlagen eingesetzt. Dennoch sind es die zahlreichen Verwaltungs-, Handels- und Infrastruktur-Gebäude, die an den Aufschwung Eschborns unter der Ägide von Wehrheim erinnern. In seine Amtszeit fielen die Planung fürs Baugebiet „Am Stadtpfad", Sanierung und Ausbau der Straßen, Bau der Hartmut-Schule, der Heinrich-Graf-Sportanlage und des neuen Feuerwehr- und Rathauses. „Es war die Zeit der Spatenstiche und Richtfeste", ruft Speckhardt die prosperierende Phase der Stadt in Erinnerung.

Einige Qualitätsmerkmale des Wirkens von Wehrheim nennt Speckhardt: weitsichtige Planung, Erneuerung und Erweiterung der Gemeinde, Erhalt der Selbstständigkeit durch den Zusammenschluss von Eschborn und Niederhöchstadt, Verzicht der Bebauung des Westerbachtals aus ökologischen Gründen sowie durch die Schaffung der wirtschaftlichen Grundlagen die Sicherung der ausgezeichneten Infrastruktur. Außerdem saß Wehrheim im Kreistag und war Mitglied des Umlandverbandes Frankfurt.

Im Jahre 1977 wurde Hans Georg Wehrheim das Bundesverdienstkreuz verliehen. Laut Speckhardt ist er stets seinen Wertmaßstäben gefolgt und hat nicht auf die öffentliche Reaktion geschielt. „Aus persönlichen Gründen", wie Wehrheim sagt, habe er vor fünf Jahren seinen Wohnsitz nach Schwalbach verlegt.

Frankfurter Rundschau - 12.3.05 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Die FR berichtet.

Eine Danksagung an Hans-Georg Wehrheim - ein Bürgermeister, der uns fehlt. Erleben Sie den Tag der Ehrung noch einmal mit.