Der Natur verbunden - Hanny Franke

Im Mittelpunkt stehen weniger die Gemälde des 1973 verstorbenen Künstlers als vielmehr persönliche Bilder und Dokumente. Stadtarchivar Gerhard Raiss hegt und pflegt den Bestand sorgfältig.

Eschborn. Es sollte ein Geburtstagsgeschenk werden, doch Hanny Franke schaffte es nicht mehr, das Portrait seiner Frau Margrit fertigzustellen, bevor er starb. Das Gesicht und der naturgrüne Hintergrund sind bereits koloriert, der Rest der Leinwand nur mit Bleistiftstrichen gestaltet. «Er hat nicht eins nach dem anderen gemalt, sondern die Stücke des Bildes ineinander verwoben wie einen Teppich», sagt Annette de la Cruz.

Seit das Museum 1989 gebaut wurde, gibt es im Obergeschoß eine Dauerausstellung mit Werken des bekannten Ölmalers, der die letzten zehn Jahre seines Lebens in Eschborn verbrachte. Nun widmet das Museum am Eschenplatz ihm zusätzlich eine Ausstellung, in der persönliche Bilder und Dokumente des Künstlers zu sehen sind. Anlaß ist der 120. Geburtstag Hanny Frankes, der am 2. September 1890 geboren wurde und 1973 starb.

Die Ausstellungsstücke stammen allesamt aus dem Nachlaß Frankes, den die Stadt 1989 noch zu Lebzeiten der Witwe erwarb. Stadtarchivar Gerhard Raiss hegt und pflegt den Bestand sorgfältig.

205-seitige Doktorarbeit

Unterstützung erhält Stadtarchivar Gerhard Raiss bei der Vorbereitung zur Ausstellung von Kunsthistorikerin Annette de la Cruz aus Dietzenbach. Die 46-Jährige hat ihre Doktorarbeit über Hanny Franke geschrieben und ist gerade dabei, das 205-seitige Werk zu veröffentlichen. Zurzeit ist Annette de la Cruz im Museum damit beschäftigt, Fotos, Dokumente und Schriftstücke aus dem Leben des Malers zu arrangieren. Dazu schreibt sie Texte, die die verschiedenen Lebensstationen darstellen.

Gemälde gibt es in der Wechselausstellung nicht zu sehen, statt dessen empfiehlt Annette de la Cruz, vor der Wechsel- die Dauerausstellung im Gebäude zu besuchen und sich einen Eindruck von Frankes naturalistischen Ölmalereien zu verschaffen. Neben rund 25 kleineren Landschaftsgemälden gibt es hier auch ein Arrangement von Möbeln, die in des Künstlers Atelier im Wohnhaus in der Pfingstbrunnenstraße standen – das sich im Übrigen neben dem Haus der Familie Roland Kochs befindet.

Gerne am Westerbach

Annette de la Cruz arbeitete mehrere Jahre an ihrer Doktorarbeit. Die Stadt hat angeboten, sie bei der Veröffentlichung zu unterstützen. Das Werk über Leben und Schaffen Hanny Frankes soll dafür anschließend auch im Rathaus erhältlich sein. Für das Thema entschied sie sich, weil ihrer Doktorarbeit ein Frankfurter Maler zugrunde liegen sollte. «Seine Bilder haben mir schon immer gefallen», begründet sie ihre Wahl. «Auch wenn seine Art zu malen zu dieser Zeit nicht unbedingt modern war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde oft ungegenständlich gemalt.» Er malte über 2000 katalogisierte Bilder, die größtenteils Naturszenen zeigen, aber auch Akte.

Franke war einer der prominentesten Bürger der Stadt Eschborn. Er entwarf die auch heute noch genutzte rot-gelb-gestreifte Stadtfahne. Außerdem wurde ihm zu Ehren Anfang der 80er Jahre eine Grünanlage in der Rödelheimer Straße in Hanny-Franke-Platz umbenannt.

Franke, in Koblenz geboren und am Städel künstlerisch ausgebildet, malte in der Tradition der Kronberger Malerkolonie. In seiner Eschborner Zeit zog es ihn immer wieder an den Westerbach. Die Wiesen und Auen schlagen sich in seinen Motiven nieder.

Höchster Kreisblatt - 20.09.2010 - mit freundlicher Erlaubnis des HK