Erforschung der Eschborner Stadtgeschichte

Die ernsthafte Ortsgeschichtsforschung ist in erster Linie die Erforschung der Wirtschafts- und Sozialgeschichte eines Ortes - stets im Zusammenhang mit der Region.

Eschborn und Niederhöchstadt waren bis 1945 von der Landwirtschaft geprägt. Bis zu den Reformen im Herzogtum Nassau tat sich wenig. Nassau hob 1812 die Leibeigenschaft auf; bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Feudallasten wie Zehnte durch die Grundbesitzer durch Zahlung an die Empfangsberechtigten abgelöst. Es folgten die Allmendteilung und eine erste Flurbereinigung (Konsolidation), die vielerorts erst nach 1870 abgeschlossen waren. Ab 1874 hatten Eschborn und Niederhöchstadt Bahnanschluß. Um die gleiche Zeit entwickelte sich die Ziegeleiindustrie mit von auswärts angeworbenen Saisonarbeitern, den ersten „Fremden" in größerer Zahl. Aus Bockenheim zog die Firma Schiele mit ihrer Fabrik zu. Mit dem Bahnanschluß zogen Frankfurter ins Taunusvorland und damit auch nach Eschborn und Niederhöchstadt. Eine teilweise villenartige Bebauung belegt dies. Bis 1945 kam noch der Militärflugplatz hinzu. Nach 1945 vollzog sich jedoch ein grundsätzlicher Wandel, eingeleitet durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen, dem die Gründung von Kirchgemeinden der jeweils anderen Konfession folgte. Es folgte der Wandel der Landgemeinden im Vortaunus zu Wohn- Industrie- und Gewerbegemeinden, wobei beide Stadtteile unterschiedliche Wege gingen.

Die Erforschung der Geschichte von Eschborn und Niederhöchstadt ist in erster Linie die Erforschung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, selbstverständlich in engen Zusammenhang mit der politischen Geschichte. Die Annexion Nassaus durch Preußen 1866 bescherte den Gemeinden eine zuvor nie gekannte Form der Selbstverwaltung und politische Strukturen, aus denen die heutigen hervorgegangen sind.

Es wäre zu begrüßen, wenn für die Stadt Eschborn eine auf modernen Grundsätzen fußende Stadtgeschichte verfasst würde. Grundlage hierzu ist jedoch eine abgeschlossene archivische Bearbeitung der im Stadtarchiv verwahrten Urkunden, Akten und Amtsbücher. Die 1969 in zweiter Auflage erschienene Eschborner Geschichte von Alfred Paul als Werk eines interessierten Laien einer früheren Generation erfüllt diese Voraussetzungen nicht und deckt die Entwicklung der letzten vierzig Jahre nicht ab.

Wir bitten daher den Magistrat, zu prüfen, ob er eine allen Ansprüchen moderner stadtgeschichtlicher Forschung entsprechende Geschichte der Stadt Eschborn und ihrer Stadtteile in die Wege leiten und bis zur Drucklegung fördern möchte.

Für den Vorstand:
Dr. Konrad Schneider, Vorsitzender
8.11.02

Die Darstellung der Eschborner Stadtgeschichte durch Pfarrer Paul entspricht nicht mehr den heutigen Erkenntnissen.
Die Historische Gesellschaft hat der Stadt Eschborn einen neuen Forschungsansatz empfohlen.
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