3.1.   Vom Lazarettbett in die Schlacht von Verdun
 (13.3. bis 28.3.1916)

Zu meiner großen Freude, zum großen Leidwesen meiner Eltern, kam über das Generalkommando meine Anforderung durch die 3. Batterie. Ich sollte am übernächsten Tag in der Trainkaserne in Darmstadt einem Transport Feldbäcker angeschlossen werden. Es erfolgte sofortige Lazarettentlassung, Abschied von zu Hause, Inmarschsetzen durch die Ersatzabteilung nach Darmstadt, daselbst Übernachtung in der Trainkaserne, Abfahrt am 9. 3. , in Saarbrücken Übernachtung in einer Herberge „Zur Heimat" auf stinkigen Flohmatratzen, Weiterfahrt über Metz, dann mit Kleinbahn hinter die Front von Verdun. Gewaltiger Geschützdonner dringt allmählich an mein Ohr. Auf dem Marsch nach vorne treffe ich in einem Dorf ein Fahrzeug der 3. Batterie, das Heu und Stroh empfangen will. Freudigste Begrüßung! Doch ist es den Kameraden der 3. Batterie unbegreiflich, daß ich zu dieser Zeit bösesten Kampfes in die Batterie zurückkomme. Ich fahre auf dem Fahrzeug mit in die Protzenstellung. Von dort geht um 2 Uhr die Feldküche in die Feuerstellung nach vorne, die in der Nähe von Louvemont, unweit von Douomont ist. Auf dem Weg nach vorn, den die Feldküche stellenweise in schnellster Gangart zurücklegte, sah ich schon, was meiner wartete. Der Weg führte durch eine stets unter Feuer liegende Schlucht. Links und rechts des Weges lagen zusammengeschossene Fahrzeuge, tote Pferde! An einer Kreuzung sah man die Reste einer 21 cm Mörser-Batterie. Schwere Geschosse eines feindlichen Forts hatten sie kurz und klein zerschossen, die Rohre unten, die Räder oben! Wir kommen an den Resten eines 42 cm Geschützes vorbei, auf dessen Dasein von deutscher Seite bei Beginn des Krieges so großes Hoffen gesetzt war. Nichts war von ihm geblieben als ein großer Trümmerhaufen. Mir ward erzählt, daß ein Rohrkrepierer es in tausend Stücke gerissen habe! Ich war froh, als diese böse Schlucht, in die immer wieder Geschosse einschlugen, hinter uns lag! In der Batterie angekommen, wurde ich vor allem von Hauptmann Wippert herzlich begrüßt. Vom nächsten Tag an war ich wieder Telefonist!

3.2.   Die erste Nacht vor Verdun!

O, wie dachte ich in dieser Nacht vom 13. zum 14. März nach Kronberg zurück,.... wie gut ich es da gehabt hatte in meinem Zimmer mit dem weichen Bett und der liebevollen Betreuung durch die Schwestern Luise und Alma! Ich gehörte jetzt zum um Verdun kämpfenden Heer, das auf Vormarsch eingestellt war, Verdun erobern, nicht aber zermürbenden Stellungskrieg führen wollte. Darum waren in der Stellung keine schützenden Bunker gebaut, vielmehr fanden sich hinter und seitlich der Geschütze nur kleine enge Gräben, nach Länge und Breite einem Grab ähnlich, das zum Aufnehmen eines Sarges ausgehoben wird. In solchen Gräben konnten die Batterie-Angehörigen bei Beschuß schnell Deckung nehmen. Solch' ein grabähnliches Deckungsloch wurde mir hinter der Batterie für die erste Nacht zugewiesen. Den harten und feuchten Boden deckte ich etwas mit Reisig, um mich legen zu können. Nicht weit von meiner Schlafstätte war ein Steilhang zu einer Schlucht, in den ein in Reserve liegendes Infanterie Bataillon sich eingegraben hatte. Mit Anbruch der Nacht ging nun in diese Schlucht haarscharf über mich hinweg das Störungsfeuer feindlicher Batterien in die hinter dem Hang liegende Schlucht. Durch die Nacht gellte öfters der Schrei: „Sanitäter, Sanitäter!" Da war nicht viel an Schlaf zu denken, zumal ich, weder eine Zeltplane zum Überspannen des Grabens noch eine rechte Decke zum Zudecken habend, außerordentlich fror.

3.7.   Die Kaiserparade (1.4.1916)

Die Batterie durchläuft die erregende Nachricht: „Der Kaiser kommt!" Er will auf dem Gelände um Marvillers alle in Ruhe liegenden Formationen der Verdun-Front sehen, will zu den Truppen sprechen und verdiente Soldaten auszeichnen. Anschließend soll an ihm und seinem Begleiter, dem Kronprinzen als Oberstkommandierenden der Heeresgruppe, im Parademarsch vorbeimarschiert werden! Das forderte noch anstrengende Stunden der Instandsetzung der Kleidung mit Kleiderappellen und des Übens des Parademarsches mit einer Truppe, die seit langem gewohnt war, tiefen Schlamm zu stampfen. Dann war die große Stunde da! Der Kaiser ging durch die Reihen! Von weitem schon hörte man seinen sich stets wiederholenden Gruß und die Antwort der Regimenter.

Nun kam der Kaiser mit dem Kronprinzen an uns vorbei. Ein schöner unvergessbarer Augenblick. Es folgte seine von der Mitte der Aufstellung der Truppen aus gehaltene, zum Teil gut vernehmbare Ansprache, deren Kern die Worte waren: „Verdun wird und Verdun muß fallen! Damit wird der Frieden um ein Beträchtliches näher gerückt sein!" Durch General von Schenk erfolgte das Gelübde der Treue und weiterer Pflichterfüllung bis zum äußersten, dem ein durch Mark und Bein gehendes Hurrah von all den Tausenden folgte. Beim sich anschließenden Parademarsch war ich Flügelmann am 1. Zug, kam also Gewehr über ganz nah am Kaiser vorbei. Er sieht, wenn auch etwas weise geworden, gut aus. Es war ein großer Tag, dem obersten Kriegsherren in die Augen schauen zu dürfen, die jetzt soviel Verantwortung tragen.

Drei Mann der Batterie haben vom Kaiser das EK erhalten. Unter ihnen aber wieder kein Kriegsfreiwilliger! Es ist empörend, daß diese so schlecht bedacht werden. War ich doch von ihnen der erste, der es bekam und bin ich es heute noch von allen! Dabei sind sie es doch, die, wie bei Arras, so auch bei Verdun stets vorne zwischen den Stellungen sind, von Granatloch zu Granatloch kriechen, Draht flicken und Meldungen im Feindfeuer überbringen. Ein dunkler Punkt beim Thema Kriegsfreiwilliger! Stets der Erste, der Vorderste sollen wir sein, doch in der Anerkennung sind wir immer die letzten! Kriegsfreiwilliger Hähnlein bekam es noch auf dem Sterbebett. Was hatte er noch davon?

3.8.   Ostern 1916 (24.4.1916)

In unserer Ruhezeit in Cosnes merken wir nichts davon, daß die Christenheit Ostern feiert. Das Dörfchen, dessen normale Einwohnerzahl bei 300 lag, ist überfüllt von Militär. Wir mußten eng zusammenrücken. Von einer Landsturmkompagnie begleitet, sind 2000 Russen ins Dorf gekommen, die nachts nach vorne gebracht werden, um zu schanzen. Ferner liegen hier ein Infanteriebataillon, 2 Batterien und 2 Abteilungsstäbe. Auf Schritt und Tritt stolpert man über Soldaten. Das hebt nicht die Stimmung, zumal alles darauf wartet, daß wir wieder im Kampf um Verdun eingesetzt werden. Da der Abteilungskommandeur der II. Abteilung durch schwere Verwundung ausfiel, verläßt uns Hauptmann Wippert, um die II. Abteilung als Kommandeur zu übernehmen.

Osterglocken läuteten uns keine, - die Osterbotschaft vom Auferstandenen wurde nicht vernommen. Aber eine große Predigerin vom auferstandenen Leben wurde mir die Natur mit all ihren Wundern. Überall sah ich es grünen, blühen, leuchten, von morgens früh war Singen und Klingen durch frohen Vogelsang. Doch uns Menschen, gehörig zu derselben Schöpfung, die wir leben sollten nach Gottes Willen, blühen sollten in Werken ihm zur Ehre, sah ich in anderem Tun! Ich sah sie hassen und morden, sah sie in Blüte stehendes Leben Volk gegen Volk zerstören. So lange schon!

Je länger der Krieg dauert, um so größer wird das Rätsel um ihn, um seinen Zweck und Ziel! Soll er führen zu einer Läuterung, einer Reinigung der Völker? Soll sie noch kommen? Kommen deshalb immer größere Not, immer härtere Schläge? Sollte womöglich darin der Grund des Verzugs des Sieges für unsere Waffen liegen, weil heute der Sieg noch Verderben und Niederlage des Volkes wäre? Bange fragte ich schon mit anderen, kann uns ein ganzer Sieg, wie wir ihn brauchen, überhaupt noch werden? Doch wollten wir alles wieder auf uns nehmen, auch wieder Verdun, um einen Sieg zu erringen, der einen guten Frieden und Gerechtigkeit und Einigkeit auf Erden schafft!

Im Gegensatz zu dem furchtbaren Kampf, in dem wir vor einem Jahr bei Arras standen, will der Kleinkrieg mit Ameisen, Schnecken, Flöhen und Ratten, den wir in der Stellung führen, nichts, gar nichts bedeuten. Ach wie bescheiden und anspruchslos hat uns doch das Leben im Felde gemacht! Nicht nur an den Schmutz hat man sich gewöhnt! Man lernte Schaffen mit dem Pickel in der Hand, wer man auch war, und aus welchem Hause man auch kam, - man lernte Schlafen ohne weiches Pfühl, Essen ohne weiß gedeckten Tisch, Trinken aus einem Becher. Der kleinste und ärmste Unterstand war einem schon eine Villa, hatte man gar im Ruhequartier ein dürftiges Stübchen, so fühlte man sich schon in einem Palast. Wenn nur das Essen nicht sauer war und den Hunger stillte, dann war es schon recht! Und wenn die Ratten vom Brot nur etwas ließen, dann war man schon dankbar! Ach wie bescheiden müssen wir doch mal sein, wenn wir dem Krieg glücklich entrinnen und im Frieden zu Hause leben dürfen!

3.12. Dicke Luft in der Batterie (11.6.1916)

(…)Das ganze von Lauf- und Schützengräben durchzogene Feld hatte sich das Kleid des blühenden dunkelroten Klatschmohn angezogen und war eine der Sonne entgegenlachende Pracht! Zu aller Freude aber verschwand der strenge Chef am Abend, um vorläufig in der Mühle bei den Protzen ein behagliches Dasein zu führen und sich von seinem Einsatz vor Verdun auszuruhen. Er wußte, daß seine Ernennung zum Kommandeur der I./AR 25 unterwegs war. Darauf wartete er nun und ließ sich bei den Protzen von dem ihm sehr zugetanen Haupt Wachtmeister Bender gerne bemuttern. Wie sehr alle auch ihren Batteriechef Wippert schätzten und achteten, weil er schneidig und furchtlos vorging, wenn es galt, weil ferner die Batterie stets in Ordnung war, so hat ihm doch keiner eine Träne nachgeweint. Besonders wir Kriegsfreiwilligen konnten aufatmen. Im Gegensatz zu den Kriegsfreiwilligen anderer Batterien machten wir unter ihm eine besonders harte Schule durch. Letztlich konnte uns das aber nur gut sein! Denn nur, wenn man gehorchen gelernt hat, kann man mal befehlen.

3.13. Auf der Artillerie Schießschule Beverlow (5.7 bis 22.8.1916)

Hauptmann Wippert hatte ich es noch zu verdanken, daß ich als einziger Kriegsfreiwilliger Unteroffizier des Regiments für einen Lehrgang der Artillerie Schießschule Beverlow namhaft gemacht worden war. Bei den schon länger zu Unteroffizieren beförderten Kameraden rief meine Kommandierung nach Beverlow vom 5.7. bis 27.8. enttäuschte Gesichter hervor. Sie bedeutete für mich eine große Ehre.

Am 4.7. kam ich auf dem in Belgien in einer Heidelandschaft liegenden Schießplatz an. Abgelegen von der Stadt war ein Barackenlager, das aus einstöckigen Backsteinbauten mit großen hellen Fenstern bestand. Stets 8 „Herren" hatten ein großes helles Zimmer gemeinsam, in dem wohlausgerichtete Betten mit weißen Bettüberzügen standen. Jedes Zimmer hatte einen Burschen, der die Stiefel putzte, die Betten machte und der für andere Dienste da war. Man spürte sofort, man war mit der Kommandierung zu diesem Lehrgang, an dem auch Offiziere teilnahmen, eine große Stufe emporgestiegen. Den meisten von ihren Regimentern abkommandierten Unteroffizieren und Vize-Wachtmeistern war schon an ihrer Kleidung anzusehen, daß sie dort ganz anders geachtet waren als wir in unserem AR 63. Am Ende der Baracken war ein großes Kasino mit Speise- und Lesesaal.

Offiziere, die auch Lehrgangsteilnehmer sind, die ihr artilleristisches Können und Wissen auffrischen sollten, fallen uns Nichtoffizieren mit ihrem Nichtwissen auf! Beim Geschützexerzieren durften sie allerdings zuschauen, wenn es für uns Haubitze „vorwärts" und „rückwärts", „auf- und absitzen" hieß.

Die Kameradschaft in unserer Stube war sehr gut. Gern wurde am Abend „Budenzauber" gemacht, so daß man vor dem sich zu Bettlegen es genau untersuchte, um vor Überraschungen sicher zu sein. Den Aufenthalt in Beverlow machte der Umstand leicht, daß ich die Batterie in der ganz ruhigen Stellung am Winterberg wußte! So nahm ich Sonntag mit Kameraden freudig Urlaub. Wir besuchten Antwerpen, Lüttich und Brüssel. Das waren schöne Unterbrechungen des anstrengenden, aber auch hoch interessanten und fördernden Dienstes. Unsere Lehrer waren Major Tilly und Hauptmann Burgdorf. Als am 5. August 1916 der Eintritt in das 3. Kriegsjahr erfolgte, zeigte meine Beförderung zum Vize-Wachtmeister, daß ich den Anforderungen der Schießschule genügte! Ein sehr netter Kameradschaftsabend schloß diese Zeit ab, von der wir vor Rückkehr zur Truppe noch 8 Tage in die Heimat in Urlaub geschickt wurden!

3.22. Aus neuern Einsatz Besuchsfahrt nach Kostende (26.11.1916)

Am 16. November wieder eingesetzt, übernahmen wir an der Strasse Mesnil - Peronne eine wunderbar ausgebaute Stellung, in der wir noch Weihnachten verleben sollten. Tief hinabgehende Stollen führten in gute Unterstände, die von Geschütz zu Geschütz in der Erde miteinander verbunden waren. Hinter der Batterie lag die Beobachtungsstelle auf einer nahen Höhe, die einen guten Blick auf das Feindgelände hatte.

Von hier aus bekam ich am 28. November zu einer Fahrt nach Ostende Urlaub, um dort meinen Bruder zu besuchen, der als Oberleutnant zur See auf dem Torpedoboot S 51 war und von dort mit anderen Booten Überraschungsfahrten an die englische Küste machte. Es wurden für mich unvergessbare Tage! Ich konnte von St. Quentin aus mit einem Zug bis nach Ostende fahren und wurde dort abends um 7 Uhr von meinem Bruder, dem ich mein Kommen durch Fernspruch angesagt hatte, an der Bahn abgeholt. Er war gerade von einer Fahrt an Englands Küste zurückgekehrt! Zuerst zogen wir zur Kommandantur, die uns 2 Zimmer im besten Hotel Ostendes, Royal Plaza, gab. Dort wohnten auch andere Offiziere der Flottille. Dann gingen wir durch dichten Nebel, in dem man das Brausen des Meeres hörte, ins Offizierskasino, einen prächtigen Bau mitten in der Stadt. Staunend stand ich, der ich aus der Wildnis, aus Schmutz und Schlamm, dunklen Erdlöchern, engen Stollen und armen Bunkern, in denen wir hausten, kam, still vor dem Betreten des hellerleuchteten Saales, in dem hunderte von Birnen brannten, weiß gedeckte Tische glänzten und auf ihnen die besten Speisen in Hülle und Fülle zu sehen waren! Wir armen Landschweine! - mußte ich denken, tat aber mein Bestes, um nicht als solches zu erscheinen.

3.23. Meines Hauptmanns Träume! (7.12.1916)

In unserem Heldenkeller an der Beobachtungsstelle, den wir immer noch etwas verstärkten, erlebe ich meinen Hauptmann v. Malachowski oft unter der Enge und dem Eingesperrtsein leiden. Mangel an Offizieren erlaubt nicht gegenseitige Ablösung. Mit großem Geschick und bescheidensten Mitteln versucht er zwar, sich den Unterstand etwas schöner einzurichten. Mit requirierten Tapeten haben wir die Wände tapeziert, mit alten Artillerie Karten der Decke ein gewisses Gesicht gegeben, einen Teppich schleppte ich herbei, kaufte in Ostende eine kleine Tischdecke. Oft läuft dem Hauptmann aber trotzdem die Galle über und er beginnt mit dem Kopf wider die Wand zu rennen, daß man meint, die Wände polstern zu müssen. Trost ist ihm dann allein der Gedanke ans Civil, wenn er später wieder einmal kann, wie er will, wenn er wieder hohen Stehumlegkragen trägt und vor dem Spiegel den grünen Schlips eine viertel Stunde lang bindet, und dann, Monokel im Auge, Lackschüh'chen tragend, sich im Freien bewegt! O diese strahlenden, glücklichen Augen, wenn er davon erzählt!

3.24. Eine große Freude im Teller serviert (18.12.1916)

Es ergab sich, das der Batteriechef und ich 3 Tage gemeinsam im Protzenquartier sein konnten. Von dort fuhren wir nach St. Quentin, um für die Batterie mancherlei einzukaufen. Als wir zurückkamen, überreichte der Hauptwachtmeister seinem Batteriechef einen Brief.

Bald setzten wir uns im sogenannten Kasino zu Tisch und warteten auf das Essen. Da tritt, ehe es aufgetragen wird, des Hauptmanns Bursche ein, einen zugedeckten Teller in der Hand, tritt hinter mich mit dem Teller: „Um Herrn Leutnant noch etwas zu servieren." Ich erschrak zuerst, blickte mich um, ob ich auf dem falschen Platze sitze, weil ich mit Herr Leutnant angeredet wurde. Doch dann griff ich zu und sah in den zugedeckten Teller. Im Teller lagen Leutnants Achselstücke! Ich war, wie mir der Batterie Chef in dem ihm zugekommenen Schreiben zeigte, mit dem Patent vom 12.12.16 zum Leutnant der Reserve befördert. Es konnte nicht ausbleiben, daß am Abend noch etwas gefeiert wurde, wenn ich auch am nächsten Morgen früh nach vorne in Stellung mußte.

3.25. Weihnachten 1916 Heilig Abend

Als es der Weihnacht entgegen ging, konnte man auch bei uns im Felde sagen: „Es weihnachtet sehr!" Weihnachten war Gesprächsthema, es war zu spüren, daß man sich auf das Fest freute, wenn auch überall bedauert wurde, daß man auch an diesem Weihnacht wieder nicht zu Hause sein konnte. Für ein kleines Tannenbäumchen für Bunker oder Wohnraum hatte man sich gesorgt, zahlreicher eintreffende Feldpostkarten brachten Freude und mancherlei Gutes. Nur ob der Franzose die ersehnte Ruhe halten wird, war die Frage. Denn wenn die Kerzen brennen, die Weihnachtslieder erklingen, darf es nicht schießen, dürfen keine Wände beben und der Tod an die Tür pochen. Dann soll die rauhe Wirklichkeit mal schweigen! Solchem Frieden traute die deutsche Führung nicht und befahl für den Heiligen Abend erhöhte Gefechtsbereitschaft!