Hofheim und die unmittelbaren Folgen des ersten Koalitionskrieges (1792 -1797)

Der erste Koalitionskrieg (1792-1797)

Mit der Eroberung der Stadt Mainz durch französische Revolutionstruppen und der Besetzung von Frankfurt (22.10.1792) und der Festung Königstein (28.10.1792) begann für die Bevölkerung der gesamten Region zwischen Main und Taunus ein jahrelanger Leidensprozeß, der bis zum Ende der Befreiungskriege 1814 andauern sollten. Bereits in den Kriegsjahren 1792 und 1793 brachten die wechselnden Truppendurchmärsche und Einquartierungen begleitend Plünderungen, Hungersnöte und Epidemien. Den Erfolgen der französischen Armee unter General Custine stellten sich preußische, österreichische und hessische Truppen entgegen. Es gelang ihnen, Mainz und Frankfurt zurückzuerobern. Im Verlauf dieses ersten Koalitionskrieges verbündeten sich Österreich, Preußen, Rußland, Hessen-Kassel und Baden gegen Frankreich.

Von 1792 bis 1793 erfolgten auch in Hofheim im Wechsel mit den französischen Truppen mehrere Einquartierungen mit österreichischen und preußischen Truppen. Letztere, in den Kriegskosten-Rechnungen „kombinierte Truppen“ genannten Armeen, bezahlten im Gegensatz zu der Revolutionsarmee einen Teil der Kosten für die Lieferung von Fourage und Mundportionen selbst. Die Franzosen dachte nicht an eine Vergütung, statt dessen wurden Verwundete und Kranke, die beim Rückzug nach Mainz hinderlich gewesen wären, in Hofheim - wie auch in den anderen Orten zwischen Frankfurt und Mainz - zurückgelassen.

Das Rathaus mußte als Lazarett für kranke Soldaten eingerichtet werden, sowohl für jene aus dem französischen Lager als auch hinzukommend für jene aus dem preußischen. Es waren somit zwischen 26 bis 42 Mann aus den verfeindeten Regimentern auf zwei Zimmern, Küche und Gang untergebracht.

Zusammenfassung der Kriegskostenrechnung von 1792/1793

„Aus der Gemeinde oder Amtskasse 2.101 fl 50 xr
An aufgenommenen Kapitalien      1.000 fl
An auswärtigen Beiträgen oder Vergütungsgeldern
                                 1.112 fl 02 xr
(von den kombinierten Truppen)   __________
                           Summa 4.213 fl 52 xr“

In diesen zwei Jahren müssen die Hofheimer aus der Amtskasse und durch Geldaufnahme 3.101 fl 50 xr bezahlen.

Augenzeuge des Rückzuges der Franzosen und Zeuge der Folgen ihrer Einquartierung wurde der Schultheiß Andreas Kauss aus Marxheim. In einem Bericht an das Vogteiamt stellte er die entstandenen Schäden und Verwüstungen zusammen und beschrieb die Folgen für die hungernde Bevölkerung:

„An Kurfürstl. Mainzisch. Hochlöbliches Vogteiamt

Nach dero weissung wäre zu berichten was merckwürdiges bey der darmalligen Lage vorgefallen
gehorsamster anword

Seit Einigen wochen da die Einquartirte Kriegs Völcker auf beunrugigen kostet unser Gemeind die haber, heu, stroh und holz Lieferung schon über 500 fl. am vorwigenen Sonntag bekame Mann von hiesigem Commantanten den Auftrag ein Lärmstange zu verfertigen und auf einen Hügel zu setzen welche kosten die Gemeind über 5 fl. gekostet, unsern Korn und Weitz felter seint so verfahren und zerritten das, wann mann es hätte vorsehen könen, Manjes malter sehr frucht hätte sparen können, ob mann in die zukunft noch Erndte zu hofen das weis der Liebe Gott allein. die meinste Frucht so bey Etlichen Mit Nachbarn Entberlich ist schon gröstentheils bey denen Franzosen aus furcht verkauft worden, mann siet schon den ausschlag der Früchten vor Augen, und ist leicht zu befürgten wann die KriegsVölcker in unssere Gegend sollen liegen bleiben, in die zukunft der größte Hunger müsse Einreisen, die Hillsenfrüchte als Erbsen, Lintzen und Kartofflen ist bey Mehreren Leuthen schon keine sehr frucht mehr übrig, und kostet noch alltäglich wie wohl es anietzo zahlt wird, so wird danoch alles aufgezehrt übrigens seit Mann die tägliche strafen Gottes durch die Kriegsempörungen vor Augen, welche der Gott des Friedens in Gnaden von uns abwenden wolle.

Marxheim am 28tn xbris 1792
Andreas Kauss Schultheis“