Ende der französischen Besatzung
Kehren wir noch einmal zurück, zur Beendigung der französischen Besatzung in Eschborn. Im "Neuen Plan", dem "Young-Plan", und im Haager Abkommen ist die Beendigung festgelegt. Am 30. Juni 1930 war auch für Eschborn diese bittere Zeit zu Ende.

Die Beendigung der Besatzungszeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Not in Deutschland unermeßlich groß war. Sechs Millionen Arbeitslose, davon viele Menschen ohne jede Unterstützung, angewiesen auf wohltätige Hilfe von Sozialorganisationen. In Eschborn registrierte man 150 Erwerbslose. Die Solidarität und die Wohlfahrtspflege der Bürger war sehr groß. So wurde eine freiwillige Winterhilfe-Sammlung im Ort veranstaltet, die 828 Reichsmark erbrachte. Sämtliche örtliche Gesangvereine gaben gemeinsam Wohltätigkeitskonzerte, in denen 482 Reichsmark zusammenkamen. So konnte auf freiwilliger Basis die Not etwas gelindert werden.

Dazu sammelte man im Ort Lebensmittel mit einem außerordentlichen Ergebnis: 13 Ztr Mehl, 9 Ztr. Reis, 75 Ztr. Kartoffeln, 5 Ztr. Erbsen, 5 Ztr. Bohnen, 10 Ztr. Obst, 6,5 Ztr. Fett, 75 Pfd. Zucker, 900 Ztr. Briketts.

Die Briketts wurden zum Sonderpreis von 30 Pfennige je Zentner abgegeben. Für sechs Kinder armer Menschen gab es Freitisch.
Eschborn Geländer Westerbachbrücke

Die Abbildung von 1932 zeigt den Landwirt Oskar Kunz mit seinem Fahrrad auf dem Weg ins Feld. Auf dem Geländer der Westerbachbrücke sitzen Ludwig Schlimm und Willi Hahmeier, zwei Betroffene dieser schweren Zeit.

Eschborn Wurche591

Der Text auf dem Schild: "6 Wochen dienten wir zu Wasser und zu Land treu unserem Eschborner Land", läßt erkennen, daß die Eschborner trotzdem noch Humor hatten. Auf dem Schulhof stellten sich dem Fotografen: Willi Mämpel, Rudolf Häußer, Franz Roth, Oskar Kunz, Wilhelm Börner, Hermann Epp, Wilhelm Gauf, Fritz Kunz (der zu der Zeit das Amt des Bürgermeisters kommissarisch verwaltete), der Blondschopf davor gehört Hans Roth, Ferdinand Gissel, Georg Auth, Ferdinand Schmidt, August Adam, Fritz Christ, Georg Löffel und Adam Brech.

Die Erfolge der Nazis in Eschborn

In den besetzten Gebieten war die Entfaltung politischer und auch parteipolitischer Richtungen besonderen Schwierigkeiten unterworfen. Die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten war fast aussichtslos. Alle Wahlen standen unter Kontrolle, deshalb müssen wir die Entwicklung des Nationalsozialismus hier anders betrachten als im übrigen "freien" Reichsgebiet! Anhand der Ergebnisse der Wahl zum Reichspräsidenten kann man das sehr gut verfolgen. Im Nassauer Gebiet hatten Zentrum, SPD und DDP für den Kandidaten Marx vom Zentrum gestimmt, während Ostpreußen klar für Hindenburg votierte.

Die Entwicklung der Nationalsozialisten in Eschborn hatte folgende Ergebnisse:

Gemeindewahlen        1924        1928        1930
Stimmen NSDAP             4             1           88

Reichstagswahlen     6.11.32     5.3.33    Nov. 1933

Stimmen NSDAP           475        581           1.138

Die Gemeindewahl am 12. März 1933 in Eschborn hatte folgende Sitzverteilung:

NSDAP          7 Sitze bei 603 Stimmen
SPD                3              265
KPD               2              153

Zur Reichstagswahl 1932 brachten die SPD und KPD noch 510 Stimmen.