Das Schlußwort von Siegfried Wurche

Es ist ein guter Brauch, daß man am Ende seines Vortrages die Quellen, aus denen man das Wissen "erlesen” hat bzw. schöpfte, erwähnt und den Zuhörern für ihre Aufmerksamkeit dankt - dies soll auch hier am Schluß des gedruckten Vortrages geschehen.
Ich habe versucht, aus der Fülle von vorhandenem Material zur Eschborner Geschichte, interessante und historisch erwähnenswerte Daten und Ereignisse vorzutragen. Die dazu benutzten Quellen sind Archivalien der Stadt Eschborn, wobei mir Stadtarchivar Gerhard Raiss jede Hilfe angedeihen ließ, die Chronik von Ehrenbürger Pfarrer Adolf Paul, die Eschborner Schulchronik, Aussagen Eschborner Bürger zum Zeiterlebnis, Literatur und Festschriften, Zeitungsnotizen aus der "Sossenheimer Zeitung" seit 1905, die mir Hansjörg Ziegler aus dem von ihm angelegten Archiv der Historischen Gesellschaft zur Verfügung stellte.

Durch den Herausgeber wurde der nun gedruckt vorliegende "Vortrag" mit, dem Autor damals nicht bekannten, Begebenheiten etwas erweitert und zur optischen Unterstützung des gesprochenen Wortes mit Bildmaterial aus den Beständen der Historischen Gesellschaft angereichert.

Ein Nachwort
von Hansjörg Ziegler

Als Nachwort zu dem vorstehend gedruckten "Vortrag" soll hier ein Artikel des "Höchster Kreisblattes" vom 20. Februar 1986 zitiert werden, der stichwortartig die Fülle des Vorgetragenen dem Leser in Erinnerung ruft und uns bewog, den "Vortrag" in unserer Druckreihe "Aus Eschborns Vergangenheit" und damit das Gesprochene auch der Nachwelt zu bewahren. Denn er nennt uns all die angesprochenen "Brosamen" zur Eschborner Geschichte, ohne die es nicht möglich ist, eine Chronik des Ortes zu schreiben.

Der Bericht nennt den Titel des Vertrages, spricht von 100 Besuchern, die dem Vortragenden aufmerksam zuhörten, der das Thema gut beherrschte, dies den Zuhörern zu vermitteln verstand und der über folgendes sprach:

    »Die Beschaulichkeit der "guten alten Zeit" in Eschborn, mit Petroleumbeleuchtung und Wasserholen an der Schwengelpumpe, an der man sich zum Plausch traf, mit dem Nachtwächter und dem Feuerhorn, dem Westerbach ohne Geländersicherung, das alles konnte man sich lebhaft vorstellen. Siegfried Wurche berichtet auch über Verdienstmöglichkeiten und das Einkommen von Waldarbeitern, Straßenarbeitern und Handwerkern bis zum Hauptlehrer, er stellte Bevölkerungs- und Schülerentwicklung, Schul- und Wohnungsbau dar.

    Die Infrastruktur begann sich ab 1910 mit dem Anschluß an Elektrizität und Gas stark zu verändern. Die Straßen wurden befestigt, weil der Verkehr wuchs und der Staub zur Plage wurde; in einer Polizei Verordnung von 1912 wurde festgelegt, daß die Straßen mit Wasser zu besprengen seien.

    Über das Dreiklassenwahlrecht, erst 1918 abgeschafft, wurde ausführlich informiert, ebenso über die Entwicklung der Parteien. Im Zusammenhang mit der Ansiedlung von Industrie vollzog sich allmählich die Veränderung Eschborns vom Bauerndorf zur Arbeiter-Wohngemeinde. Der Erste Weltkrieg, Kriegsanleihen und Altmaterialsammlungen - auch zwei Kirchenglocken mußten abgegeben werden -, Kriegsverluste und Heimkehr veränderten das Bild der dörflichen Idylle.

    Stärker aber prägten die Kapitulation, der Versailler Vertrag und die anschließende Besatzung von 1918 bis 1930 die Bevölkerung der Landgemeinde. Da sind die Wahl eines Bürgermeisters, nachdem der Vorgänger von der Besatzungsmacht abgesetzt wurde, und der Abzug der fremden Soldaten 1930 - ein Grund für freudige Kundgebungen der gesamten Bevölkerung.

    Inflation, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg beschreibt Siegfried Wurche mit interessantem Lokalkolorit, schließlich schildert er den Einmarsch der Amerikaner und die Demontage der Firma Schiele, den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen. Er verstand es gut, die großen politischen Vorgänge auf die Örtliche Szene zu übertragen und das reichhaltige Material aus Literatur, Archivunterlagen, Zeitungen und persönlichen Erinnerungen Eschborner Zeitzeugen ausgewogen und bildhaft zu vermitteln.«