Der Erste Weltkrieg und seine Folgen

Der Erste Weltkrieg unterbrach die Aufwärtsentwicklung jählings. Das galt nicht nur während dessen Dauer, sondern noch lange darüber hinaus. Die patriotische Stimmung am Anfang des Krieges ist auch in Eschborn später einem Mißmut gewichen, der größer wurde, je länger der Krieg dauerte. Obwohl nach Aussagen älterer Bürger "es hier keine Not gab, da Eschborn groß und reich war" - vermutlich im Sinne der Ernährung. Letzteres wird in einem Schreiben bestätigt. In einem Brief vom 16. Juli 1917 schreibt der Hamburger Schneidermeister Fritz Ries, der die Strapazen einer weiten Reise auf sich nahm, um sich Kartoffeln zu holen, folgende Zeile des Dankes an eine Eschborner Familie:

"Lieber Georg und Konrad nebst Familie,
lange schon hatte ich vor, einige Zeilen zu schreiben, und heute soll es sein. Meine Kartoffelreise ist ganz gut abgegangen. Ich bin mit 180 Pfund Kartoffeln hier gut angekommen, und wie freuten wir uns die ganze Zeit über den schönen Besitz, und wie sparsam sind wir damit umgegangen. Und doch sind sie bereits alle. Unser Sohn war im Juni 14 Tage von Mazedonien hier auf Urlaub und wir hatten doch wenigstens so viel, daß er satt wurde, weil wir die Kartoffeln hatten. Ich sage Euch allen noch vielen Dank, daß ich nicht leer abzuziehen brauchte..."

Kriegsanleihen wurden gezeichnet, insgesamt acht. Das Ergebnis der 6. Kriegsanleihe 1917 betrug in Eschborn 41.017,- Mark. Wegen Materialmangel wurden die üblichen Sammlungen durchgeführt, meist von den Schülern. Gesammelt wurden Altpapier, Flaschen, Lumpen, Metalle, Knochen, Gummi, Frauenhaar, Filzhüte usw.

Zwei Glocken der evangelischen Kirchengemeinde fielen dem Krieg zum Opfer. Sie wurde am 29. Juni 1917 vom Turm an der Seite zur Hauptstraße heruntergeworfen und blieben dabei unversehrt.

Die Versuchung, die Kriegsgesetze zu durchbrechen und gegen sie zu verstoßen, war auch hier im Ort vorhanden. Im September 1917 wurde ein Eschborner Viehhändler zu 400 Mark Geldstrafe verurteilt wegen "Fleischverkauf ohne Karten und übermäßigem Gewinn", weis die "Sossenheimer Zeitung" zu berichten.

Vor dem Schöffengericht in Höchst hatten sich im Juli 1918 fünf Angeklagte zu verantworten, weil sie - innerhalb von drei Monaten - elf Schweine, die einer der Angeklagten lieferte, schlachteten und zu überhöhten Preisen abgaben. Es wurde eine Gesamtstrafe von 2.500 Mark verhängt und der erzielte Mehrbetrag eingezogen. Das Pfund Schweinefleisch kostete damals 1,50 Mark, und verkauft hatten sie es für 4,30 Mark.

Am Krieg nahmen aus Eschborn 205 Männer als Soldaten teil, von denen 47 nicht zurückkehrten. Zurück fluteten durch Eschborn allerdings große Teile der deutschen Armee, für die der Krieg auf Grund des Waffenstillstandes vom 11.11.1918 verloren war. Als Durchgangsstation und Zwischenquartier für die ins Reich zurückkehrenden deutschen Soldaten war u. a. der Ort Eschborn betroffen.

In dieser Zeit kam es zu einem tragischen Unfall. Die Soldaten warfen leichtsinnigerweise ihre scharfe Munition in den Westerbach. In Unkenntnis der Gefährlichkeit warfen Schulbuben die gefundenen Granaten gegen die Zementwand der unteren Schließ. Dabei explodierte eines der Geschosse und tötete den neun Jahre alten Willy Wickel, den zehn Jahre alten Karl Reuter und den elf Jahre alten Michael Weiß. Schwer verwundet wurden zwei Söhne der Witwe Bettenbühl aus Bad Soden, die bei ihren Großeltern hier zu Besuch waren. Einer von ihnen starb im Krankenhaus.

Waffenstillstand

Nachdem der Waffenstillstand am 11.11.1918 vom Leiter der deutschen Delegation, dem Zentrumsabgeordneten Erzberger, unterzeichnet war, stellten die Alliierten ultimative Forderungen an die Deutschen. U.a. folgende:

-  Räumung der besetzten Gebiete in Frankreich, Belgien und Luxemburg;
-  Räumung der linksrheinischen Gebiete und Besetzung von Brückenköpfen bei Mainz, Köln und Koblenz durch alliierte Truppen;
-  Übergabe von 5.000 Kanonen, 25.000 Maschinengewehren, 1.700 Flugzeugen, 5.000 Lokomotiven, 5.000 Lastkraftwagen und 1.500 Eisenbahnwagen;
-  Freilassung sämtlicher alliierter Kriegsgefangener, Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen erst nach einem Friedensschluß;
-  Rückzug aus den besetzten Ostgebieten nach Anweisung durch die Alliierten;
-  Freier Zugang der alliierten Truppen zur Stadt Danzig und zur Weichsel;
-  Abrüstung der gesamten Hochseeflotte;
-  Weiterbestehen der Blockade deutscher Häfen, Unterbindung des Seehandels.

Der Waffenstillstand galt für 36 Tage, wurde immer wieder verlängert, bis am 28. Juni 1919 der "Friedensvertrag" von Versaillles unterzeichnet wurde. Er besteht aus 440 Artikel.

Französische Besatzung

Statt die ersehnte Freiheit [von Not] zu erhalten, wurde Eschborn zum besetzten Gebiet, als Grenzpunkt zwischen besetztem und unbesetztem, auf der Rödelheimer und Steinbacher Straße zur Großstadt Frankfurt.

Bereits am 15. Dezember 1918 besetzten 600 französische Soldaten Eschborn und richteten an der eben genannten Ecke, im Hause des Schlossers Müller, eine Zollstation ein. Auch der Bahnhof wurde zur Zollstation.

Die Soldaten standen unter dem Kommando des Marschalls Foch in Mainz. Die oberste Besatzungsbehörde war die Hohe Interalliierte Rheinlandkommission in Koblenz. Es konnte im besetzten Gebiet nichts geschehen, was nicht von der Besatzungsmacht kontrolliert wurde.
Eschborn Grenze besetztes Gebiet

Der Ausschnitt aus einer Wanderkarte zeigt den Verlauf der Grenze (dicke Linie) zwischen dem freien Gebiet Deutschlands und dem von den Franzosen von 1918-29 besetzten Teil, des sogenannten "Mainzer Brückenkopfes".

Es gab Verordnungen und Anordnungen, die das gesamte Leben betrafen. Zum Beispiel:

-  Der Verkehr auf den Straßen war nur zwischen 9.00 und 21.00 Uhr gestattet. Später konnte man mit einem Ausweis - in französisch und deutscher Sprache - andere Orte besuchen.
-  Der gesamte Warenverkehr wurde von Soldaten kontrolliert .
-  Alle Personen über 12 Jahre mußten eine rote Ausweiskarte haben.
-  Die Grenze zum unbesetzten Gebiet durfte nur auf vorgeschriebenen Straßen und mit einem Ausweis passiert werden.
-  Der Schriftverkehr der Behörden zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet war am Anfang verboten und unterlag der Zensur.
-  Sitzungen der Gemeindevertretung waren anmeldepflichtig.
-  Schüler durften im unbesetzten Gebiet Schulen besuchen, aber nicht die Eisenbahn benutzen. Im Schulgebäude in der Jahnstraße mußten zwei Klassenräume für die Besatzungstruppe geräumt werden. Die Kommandantur wurde in dem Schulgebäude in der Hauptstraße eingerichtet. Der Schulunterricht war durch diese Maßnahmen sehr eingeschränkt. Viele Häuser hatten Soldaten aufzunehmen. Der deutsche Staat trug die Kosten für diese Besetzung. Die Abrechnungen der Kosten war oft sehr säumig, so daß sich die Bürger darüber beschwerten.

Als Entschädigung bestanden bestimmte Sätze, die von den deutschen Behörden zu zahlen waren und Änderungen unterlagen.

So gab es pro Tag für

   l Pferd                         0,25 Mark, 
   l möbliertes Zimmer   2,50 Mark,
   l Soldat                        l,08 Mark,
   l Offizier                      l,70 Mark.
Eschborn Bahnhof
Eschborn Wurche586

Das Bild stammt aus einer traurigen Zeit. Obwohl seit einem Jahr wieder Frieden sein sollte, vermittelt es, daß der Krieg, d. h. die kriegerische Zeit, noch allgegenwärtig war. Eschborn war ein vorgeschobener Posten des französischen Brückenkopfes Mainz und Grenzort zum nichtbesetzten Teil Deutschlands. Die Abbildung zeigt französische Soldaten beim Empfang von Stroh- und Heuballen auf dem Eschborner Bahnhof. Oben rechts im Hintergrund ist das Haus von "Kohle- Kunz" und davor der Schuppen und die Scheuer von Himmelreich zu sehen.

In der Turnhalle des Turnvereins 1888 Eschborn war ein Massenquartier eingerichtet mit 60 bis 70 Mann und Unteroffizieren, einer Schreibstube und einer Küche. Die Kosten für ca. 7 Monate betrugen 2.446 Mark. Das Gasthaus "Goldener Hirsch" war Offiziersmesse. Hier war ein Geschäftszimmer und 16 Mann untergebracht. Hier wissen wir von einer Jahresrechnung von 1.134,40 Mark. In den Räumen der Ziegelei Hoch- Tief waren ebenfalls 75 Mann, l Feldwebel, 3 Unteroffiziere und 11 Pferde einquartiert. Auch im Pfarrhaus war l Pferdebursche mit Pferd, l Captain und l Leutnant, mit Namen Guillaume, untergebracht.

In der Kirchenchronik sind Eintragungen von Übergriffen der Soldaten auf die Zivilbevölkerung vermerkt. Selbstverständlich versuchten die Bewohner möglichst die Besatzungsbestimmungen zu umgehen und waren somit den Schikanen der Soldaten ausgesetzt.

Erfaßt werden mußten durch die Behörden alle Fahrzeuge, Pferde, Maultiere etc. Hier gab es dann auch Spannungen mit den deutschen Behörden. Bürgermeister Albrecht Krebs, seit April 1918 erstmals als hauptamtlich amtierender Bürgermeister, der für seine Bürger einstand, war ein Ärgernis für die Besatzungsmacht, und wurde deshalb am l. März 1923 in einem französischen Kraftwagen über die Besatzungsgrenze abgeschoben. Seine Familie mußte innerhalb von fünf Tagen ebenfalls den Ort verlassen.
Eschborn Besatzer und Freunde

Erinnerungsfoto französischer Besatzungssoldaten mit zwei Eschbornern - 1921. Ihre Namen, d. h. ihre Vornamen, sind uns wie folgt überliefert:
1. Reihe: Caupin, Jean und Gabriel - in der Mitte Johann Wilhelm Engelhardt.
2. Reihe: Jean, Antoine, Antoine und Henric - in der Mitte dieser Reihe steht Jean Debus.

Diese Anweisung hängt mit den Bestrebungen der Abtrennung des Rheinlandes zusammen, denen sich viele Menschen widersetzten. Die "Rheinische Republik" oder die Gründung eines "Westdeutschen Freistaates" oder ähnliche Bestrebungen der separatistischen Bewegung, unter der Leitung von Dr. Hans Adam Dorten, Staatsanwalt und Hauptmann im Generalstab - gegen den in der Zwischenzeit ein Haftbefehl des Reichsanwaltes vorlag -, rief bei den Bürgern eine starke Opposition hervor, zumal die Franzosen mit Hilfe dieser Separation ihre eigene Bestrebungen um die Beherrschung der westdeutschen Wirtschaft verschleiern wollten. Ende 1923 war dieser Spuk zu Ende, aber erst im Juli 1924 auf der Londoner Konferenz bestätigt.

Die Besatzungszeit ging aber weiter. Die Marokkaner machten oft Schwierigkeiten und nahmen sich mehr heraus, als ihre Vorgesetzte erlaubten. Natürlich war die Anordnung - die z. B. der Wiesbadener Oberbürgermeister schriftlich verbreiten lassen mußte - "Den Herren Offizieren ist Platz zu machen!", oft der Anstoß zu Schikanen. Ein alter Eschborner sagte mir, "die Franzosen waren ganz nett, böse waren sie nicht!"

Inflation

Zu den Schwierigkeiten der Wirtschaft und der Besatzung kommt die Zeit der Inflation. Neues Geld, welches täglich einen anderen Wert hatte, mußte in Rödelheim in der Westerbachstraße, in der Nähe der Schuhmaschinenfabrik, geholt werden. Die Kontrollen der Besatzungsmacht machte die Bürger unsicher, ob sie wohl auf normalem Wege zu ihrem Geld kommen würden. Aus diesem Grunde fuhren nachts jeweils vier beherzte und kräftige Männer mit einem Handwagen, dessen Räder mit Sackleinen umwickelt waren, auf dem Feldweg "Auf der Leiershohl" nach Rödelheim, um dort das Geld für Eschborn in Empfang zu nehmen, und ohne Kontrolle sicher nach Hause zu bringen. Dieser Handwagen wurde viele Jahre im Hause des Bäckermeisters Rapp, wegen seiner "historischen Bedeutung", aufbewahrt.

Wahlen -
zum Bürgermeister und zum Reichspräsidenten

Am 11.11.1924 wurde der stellvertretende Bürgermeister Edwin Mämpel als neuer hauptamtlicher Bürgermeister gewählt. Mit ihm wurde erstmals ein Sozialdemokrat Bürgermeister in Eschborn. Abgesehen von der Parteizugehörigkeit, wurde der Wahl in der Bevölkerung großes Gewicht verliehen, auch im Hinblick auf die Besatzungsmacht.

Als am 28. Februar 1925 der seit 1919 residierende Reichspräsident Friedrich Ebert starb, kam es am 28. April zur Neuwahl des Reichspräsidenten. Dazu folgende Notizen aus der "Sossenheimer Zeitung":

"Extrablatt - Montag, den 27. April 1925

    Hindenburg Reichspräsident!
    Berlin - Die am Sonntag, dem 26. April, stattgefundene Reichspräsidentenwahl erbrachte folgendes Ergebnis:
     
    Hindenburg 14.638.000 Stimmen
    Marx           13.751.000 Stimmen
    Thälmann     1.950.000 Stimmen

    Einheit kann nur die Wahl unseres Hindenburg bringen!"

 

Teilergebnisse zur Reichspräsidentenwahl

                         Hindenburg        Marx     Thälmann

Sossenheim                   385            1571              176
Eschborn                       333              490                37
Schwalbach                   149              576                17
Sulzbach                        262              390                50
Kreis Höchst             10.743          26.605           3.242
Frankfurt a. M.          97.804        139.108          11.900
Hessen-Nassau        547.834        624.618          46.657
Berlin                       384.300       302.675          50.510
Ostpreußen              713.984   

Den Ereignissen vorgreifend möchte ich eine für mich als Sozialdemokraten sehr interessante "Amtliche Bekanntmachung" des kommissarischen Landrates Apel für die Kreistagswahl 1928 hier erwähnen. Nach der Veröffentlichung im "Höchster Kreisblatt" vom 30. Mai 1928 finden wir in den Kandidatenlisten der zur Wahl angetretenen sieben Parteien oder Interessengemeinschaften auf zwei Listen Eschborner Bürger vertreten.
 
Für die Liste 1 - Sozialdemokratische Partei Deutschlands:
- Otto Bauer, Bürgermeister, Niederhöchstadt
- Philipp Friedrich Müller, Schreinermeister, Eschborn
- Ludwig Trollhagen, Lagerhalter, Eschborn
Für die Liste 3 - Arbeitsgemeinschaft Landwirte:
- Jakob Christoph, Landwirt, Eschborn.

Berichte aus der Sossenheimer Zeitung (mehrere ohne Datum) über Eschborner Ereignisse

Aus dem Gerichtssaal. Das Ansträngen von Pferden ist den Fuhrleuten schon lange als eine Pflicht auferlegt, wenn sie Einkehr halten und ihr Gespann unbeaufsichtigt lassen. Daß die Beobachtung dieser Vorsichtsmaßregeln heute, wo der starke Kraftwagen verkehr nicht nur alle Menschen, sondern auch die Pferde nervös machen kann, doppelt notwendig ist, erscheint ohne weiteres verständlich. Darum ist es auch erklärlich, daß der Fuhrwerkbesitzer N. N. aus Eschborn wegen Nichtbeachtung dieser Bestimmung ein Strafmandat erhielt. Es lautet auf 10,- Mark. Das war dem Manne etwas zu viel. Ob es so hoch ausgefallen wäre, wenn N. N. und sein alter Herr dem Anzeiger gegenüber etwas höflicher gewesen wären, scheint mehr als fraglich. Immerhin läßt das Gericht Milde walten, und ermäßigte die Strafe auf 5,- Mark.

Aus dem Gerichtssaal. Freispruch erging gegen einen jungen Mann aus Eschborn, der der Räucherkammer seines Vaters einen Besuch abgestattet hatte und dabei diverse Würste und Schinken mitnahm. Auch hatte der junge Mann eine Fensterscheibe eingeschlagen. Es handelte sich hier offenbar um unerquickliche Familienverhältnisse, die nach dem Tode der Mutter zwischen Vater und Sohn Platz ergriffen haben und die zu schlichten nicht Sache des Strafrichters ist.

Aus dem Gerichtssaal. Ein Kuhhandel der zu denken gibt: Ein Landwirt aus Eschborn verkaufte um die Jahreswende eine frischmelkende Kuh zum Preis von 800,- Mark an den Händler N. N. von hier. Letzterer zahlte mit einem Scheck auf den genannten Betrag, lautend auf eine Frankfurter Bank. Als der Bauer den Scheck dort präsentierte, wurde er abgewiesen, der Aussteller hatte den Scheck auf den 1. Januar 1927 (statt 1928) datiert, was der Bauersmann bei der Annahme übersehen hatte. Er setzte sich wieder mit dem Käufer der Kuh in Verbindung, der sich auch zur Ausstellung eines neuen Schecks bereit erklärte, aber nur in der Höhe von 650,-Mark. Mit dem "guten Geschäft" bei dem Kuhhandel war es also für den Landwirt schon vorbei. Es sollte aber noch schlimmer für ihn kommen. Auch der neue Scheck wurde von der Bank nicht eingelöst, da diese inzwischen dem Händler weiteren Kredit nicht mehr gewährte. Eine Zivilklage gegen ihn hatte gleichfalls nur negativen Erfolg, denn der Händler offenbarte eidlich seine Zahlungsunfähigkeit. Nun erfolgte wegen Betrugs Anzeige gegen ihn. Nach mehrmaliger Vertagung erfolgte heute die Entscheidung. Sie lautete auf Freispruch. Einmal, weil der Händler sich im Datum nur geirrt habe und zweitens, weil die Bank weitere Kreditgewährung versagte und so die zur Strafbarkeit erforderliche Absicht nicht nachweisbar ist. "Recht muß Recht bleiben", und der Bauer ist seine Kuh los.

- Eschborn - 15. Nov. 1928: Der Männergesangverein "Hoffnung" veranstaltet am Sonntag im Vereinshaus des Turnvereins einen Theaterabend und läßt das Stück "Hurra, ein Junge" zur Aufführung gelangen. Der Verein hat dieses Theaterstück bereits im Frühjahr mit seinen altbewährten Kräften gespielt, hat aber damals infolge des besonders schönen Sonntagswetters nicht die genügende Unterstützung der Besucher gefunden, was allseitig bedauert wurde. -Aus diesem Grunde glaubt der Verein Veranlassung zu haben, die Vorführung zu wiederholen, da fragliches Theaterstück tatsächlich einen guten Besuch verdient. Eintrittspreis 80 Pfennige.

- Eschborn - 30. Nov. 1928: Einen seltenen Genuß will uns der Arbeiterbildungsverein am Samstag, den 1. Dezember mit der Veranstaltung eines großen Orchesterkonzertes, dessen Aufführung die 27 Mann starke Kapelle des Musikvereins Ober-Roden übernommen hat, verschaffen. Das Programm verzeichnet u. a. Stücke aus Udine, aus Zampa und aus Rigoletto. Ferner diverse Soli, Märsche und Potpourris. Das Konzert findet im Vereinshaus des Turnvereins 1888 statt.

- Eschborn. Auch hier findet anläßlich der Rheinlandbefreiung eine Befreiungsfeier unter Beteiligung aller Ortsvereine statt. Ein Freudenfeuer wird um 24 Uhr abgebrannt, während dann Ansprachen und Massenchöre der Gesangvereine stattfinden. Vorher Fackelzug aller Vereine durch Ortsstraßen nach dem Festplatz. Vor dem Fackelzug ist Konzert in der Turnhalle, woselbst auch nach der Feier im Freien noch eine Nachfeier stattfindet."

Notstandsarbeiten:
Eschborn Notstandsarbeiten

Um die große Not der Arbeitslosigkeit, die Anfang der 30er Jahre herrschte, etwas zu mildern, wurden in den Städten und Gemeinden "Notstandsarbeiten" durchgeführt. Auch in Eschborn. Die Abbildung oben und auf den übernächsten Seiten stammen aus dieser Zeit. Auf dieser Seite sehen wir Georg Auth und Fridolin Gauf bei Instandhaltungsarbeiten in der Götzenstraße, damals Große Taunusstraße. Die Abbildung zeigt die Ecke Götzenstraße/Sossenheimer Straße. Der Nußbaum im Hintergrund war der Stolz des Gärtners Euler, der auf dem "Berg" seinen Garten hatte. Heute steht hier das Hochhaus von Karl Nagel.